Komm endlich her und kuess mich!
bewegte sich nicht. Verzweifelt drückte Marco sie fester, als wollte er seinem Bruder irgendwie Leben eingeben. Dabei versuchte er, die Worte des Arztes zu verdrängen … Hirnschwellung … innere Blutungen … können nichts tun als warten …
Einen Fluch unterdrückend, richtete er sich wieder auf und wandte sich dem Fenster zu, das den Blick auf den ruhigen Hof der exklusiven Privatklinik freigab. Dezente Brunnen und sauber gestutzte Blumen sollten beruhigend auf die Patienten wirken. Hinter dem Gelände erstreckten sich Wälder, so weit das Auge reichte.
Die malerische Aussicht spendete Marco keinen Trost. Schon gar nicht, als er die Paparazzi entdeckte, die vor der Klinik warteten, Kameras im Anschlag.
Zorn stieg in ihm auf. Blind griff er nach der Fernbedienung und richtete sie auf den Fernseher. Als er sich fünf Minuten später auf Rafaels Bettkante setzte, dankte er dem Himmel, dass sein Bruder das Interview nicht gehört hatte, das gerade im Fernsehen gelaufen war. Marco wusste aus eigener Erfahrung, wozu Menschen fähig waren, wenn es um Ruhm und Macht ging, und beim unverhüllten Ehrgeiz in Sasha Flemings Augen lief es ihm kalt den Rücken hinunter.
Nun, sollte sie Ruhm und Macht kosten. Und wenn sie auf den Geschmack gekommen war, würde er ihr alles nehmen, wovon sie geträumt hatte – so wie sie Rafael alles genommen hatte.
„Verzeihung, können Sie mir sagen, in welchem Zimmer Rafael de Cervantes liegt?“ Sasha versuchte, Autorität in ihre Stimme zu legen.
Die Krankenschwester in makellos weißer Tracht blickte auf. Ihr Stirnrunzeln ließ Sashas Mut sinken.
„Gehören Sie zur Familie?“
„Nein, aber ich möchte sehen, wie es ihm geht. Er war … ist mein Teamkollege.“ Kaum waren die Worte heraus, wollte Sasha sie zurücknehmen.
Wie nicht anders zu erwarten, verschwand das Stirnrunzeln, als die Krankenschwester begriff, wen sie vor sich hatte. „Teamkollege …? Sie sind Sasha Fleming!“
Sasha setzte ihr einstudiertes Kameralächeln auf und schob die übergroße Sonnenbrille zurück. „Ja“, murmelte sie.
„Mein Neffe liebt sie!“ Die Krankenschwester plapperte munter drauflos. „Er würde es nie zugeben, aber ich weiß, dass er Sie toll findet. Jedes Mal, wenn er Sie beim Freitagstraining sieht, leuchten seine Augen. Er wird begeistert sein, wenn er hört, dass ich Sie getroffen habe.“
„Vielen Dank. Also, kann ich Rafael sehen?“, fragte sie erneut, und als das Stirnrunzeln zurückzukehren drohte, fügte sie schnell hinzu: „Nur ganz kurz, ich versprech’s.“
„Tut mir leid, Miss Fleming. Sie stehen nicht auf der Besucherliste.“
Krampfhaft bemüht, nicht die Nerven zu verlieren, räusperte sich Sasha. „Ist Marco de Cervantes hier?“ Sie versuchte, nicht an Marcos kalte, unversöhnliche Miene zu denken.
„Nein, er ist vor einer halbe Stunde weggefahren.“
Sie rang um Fassung. „Er ist weggefahren ?“
Die Schwester nickte. „Er wirkte nicht sehr glücklich, aber angesichts der Umstände kann man wohl kaum etwas anderes erwarten.“
Einen Moment lang erwog Sasha, die Schwester zu bitten, eine Ausnahme zu machen. Für sie gegen die Regeln zu verstoßen. Doch sie verwarf den Gedanken gleich wieder. Dass sie gegen ihre eigenen Regeln verstoßen und sich mit Rafael angefreundet hatte, war wahrscheinlich der Grund dafür, dass es so gekommen war. Sie wollte es nicht noch schlimmer machen.
Um den Ausdruck ihrer Augen zu verbergen, setzte sie die Sonnenbrille wieder auf. Mit Jeans, langärmeligem Baumwolltop und bunter Umhängetasche sah sie aus wie eine ganz normale Touristin. In dieser Verkleidung hatte sie es auch an den Paparazzi draußen vorbeigeschafft.
Schweren Herzens wandte sie sich zum Fahrstuhl, dessen Tür offen stand.
„Warten Sie.“ Die Schwester winkte sie mit einer kurzen Handbewegung heran und beugte sich vor, als Sasha zur Rezeption zurückkam. „Vielleicht kann ich Sie für ein paar Minuten hineinschmuggeln“, flüsterte sie.
Eine Welle der Erleichterung erfasste Sasha. „Oh, haben Sie vielen Dank!“
„Wenn Sie mir ein Autogramm für meinen Neffen geben würden?“
Kurz meldete sich ihr schlechtes Gewissen, doch der Wunsch, Rafael zu sehen, war stärker. Dankbar lächelnd nahm Sasha den Stift, den die Schwester ihr entgegenhielt.
„Was, zum Teufel, tun Sie hier?“
Die schroffe Stimme ließ Sasha herumfahren, und beim Anblick der dunklen Gestalt im Türrahmen erschrak sie. Ein paar Minuten, hatte die Krankenschwester
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