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Komm endlich her und kuess mich!

Komm endlich her und kuess mich!

Titel: Komm endlich her und kuess mich! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Blake
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1. KAPITEL
    Die Augenblicke vor dem Unfall spielten sich wie in Zeitlupe ab. Die Zeit blieb förmlich stehen, räkelte sich lethargisch in der Sonntagssonne. Und obwohl die Autos über zweihundert Stundenkilometer schnell fuhren, lag eine hypnotische, ballettartige Symmetrie in ihrer Bewegung.
    Sasha Fleming erstarrte, und ihr Herzschlag setzte für einen Moment aus, als sie tatenlos mit ansehen musste, wie Rafaels Frontflügel den Hinterreifen eines langsameren Nachzüglers abtrennte. Carbon im Wert von mehreren Hunderttausend Pfund wurde zusammengequetscht. Zerfetztes Metall durchschnitt den linken Reifen, und der Wagen wurde neunzig Grad herumgerissen.
    Der weltberühmte Rennwagen flog durch die Luft, und für ein paar kurze Sekunden sah er aus wie ein futuristisches Flugzeug.
    Schließlich siegte die Schwerkraft. Die Explosion war ohrenbetäubend, und das Kreischen des Metalls wurde durch die übergroßen Lautsprecher noch verstärkt. Im nächsten Moment war die weiße Betonwand hinter der Haarnadelkurve mit dem Grün von Rafaels Wagen bedeckt.
    „Er hatte einen Unfall! Er hatte einen Unfall! Nach einem Start aus der Pole-Position hat der amtierende Weltmeister Rafael de Cervantes seinen Espiritu DSII gecrasht. Noch heute Morgen hieß es, sein Wagen sei unzerstörbar. Wie man sich täuschen kann.“
    Sasha riss sich den Kopfhörer vom Kopf. Die hektische Schadenfreude in der Stimme des Kommentators und das ohrenbetäubende Getöse der übrigen Rennwagen auf dem Hungaroring waren zu viel für sie. Doch ihr Blick blieb auf die Bildschirme an der Wand geheftet, wo sie und die Boxencrew den schrecklichen Unfall verfolgten.
    „Stellt den Ton lauter“, rief jemand.
    Sie presste die Lippen zusammen und verschränkte die Arme. Erinnerungen an ein anderes Ereignis, einen anderen Unfall untermalten das Gemetzel auf dem Bildschirm, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte – ein Ereignis, das ihr Leben für immer verändert hatte.
    „Manchmal muss man den Schmerz zulassen, um darüber hinwegzukommen. Du musst in ihn hineintauchen, bis er dich irgendwann wieder ausspuckt.“
    Wie oft hatte ihr Vater das zu ihr gesagt? Als sie sich bei den ersten Radfahrversuchen den Knöchel verstaucht hatte. Als sie vom Baum gefallen war und sich den Arm gebrochen hatte. Als sie mit zehn ihre Mum verlor. Als sie sich in den falschen Mann verliebt und die bitteren Konsequenzen hatte tragen müssen.
    Die Stimme des Kommentators durchschnitt ihre Gedanken. „Im Wagen bewegt sich nichts. Das Rennen wurde unterbrochen, das Sicherheitsauto ist unterwegs. Ebenso der Krankenwagen. Ich muss sagen, es sieht nicht gut aus …“
    Sasha bekam kaum noch Luft. Mit hektischen Fingern versuchte sie, die Klettverschlüsse ihres engen Rennanzugs aufzureißen. Ein Schauer durchlief ihren Körper, dann noch einer. Sie versuchte zu schlucken, doch ihre Kehle war wie zugeschnürt.
    Durch all die Gedanken, die ihr durch den Kopf schossen, blitzte ihre letzte Unterhaltung mit Rafael.
    Er war so sauer auf sie gewesen. Was er ihr alles an den Kopf geworfen hatte … Dabei hatte sie nur helfen wollen.
    Sie fröstelte. War das alles ihre Schuld? War sie für dieses Unglück verantwortlich?
    „Der Krankenwagen ist jetzt da. Und da ist Rafaels Bruder, Marco, der Besitzer des Teams Espiritu. Er ist auf dem Weg zur Unfallstelle …“
    Marco. Der Schock traf sie wie ein Faustschlag. Ihr war nicht bewusst gewesen, dass er inzwischen in Ungarn angekommen war. In ihren zwei Jahren als Reservefahrerin für das Team Espiritu hatte Marco de Cervantes kein einziges Rennen verpasst – bis zu diesem Wochenende.
    Das ganze Fahrerlager war in heller Aufregung über sein Fehlen und der aus aller Welt angereiste Jetset sichtlich enttäuscht. Aus Rafaels verhaltener Reaktion hatte Sasha geschlossen, dass die Brüder sich überworfen hatten.
    Ein mutiger Kameramann drängte sich zwischen den Bodyguards hindurch. Die Zähne zusammengebissen, den Blick geradeaus gerichtet, verriet nichts in Marcos Gesicht seine wahren Gefühle. Dann wandte er den Kopf und blickte direkt in die Kamera.
    Sasha verschlug es den Atem. Eiskalte Angst durchströmte ihre Adern, als sie die aufgestaute Wut in den Tiefen seiner haselnussbraunen Augen sah. Sein Gesicht wirkte hart, sein Mund verkniffen. Alles deutete darauf hin, dass unter der Oberfläche starke Gefühle brodelten.
    Irgendwie ahnte Sasha, dass er nicht allein wegen des Unfalls so aufgebracht war. Wieder durchlief sie ein Schauer. Sie wandte

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