Komm mit ins Abenteuerland
dann lächelte Lizzy, senkte die Lider, und plötzlich schien es ganz natürlich, dass ihr Mund seinen berührte.
Sie hatte vermutet, dass seine Lippen sich kühl und unnachgiebig anfühlen würden, doch so war es nicht. Sie waren fest, ja, aber warm, warm, einladend und aufregend, und Lizzy spürte instinktiv, dass sie das Richtige tat.
Genau in diesem Moment legte Tye den Arm um sie und zog sie an sich. Sie fühlte sich hilflos und geborgen zugleich. Einen Schwindel erregenden Augenblick lang erwiderte er ihren Kuss, und seine Hand brannte durch den seidigen Stoff auf ihrer Haut - nur eine kurze Berührung, aber lange genug, um sie so zu elektrisieren, dass Lizzy nach Atem rang.
Das war genug, um den Kuss zu beenden. Tye löste sich von ihr, und irgendwie schaffte sie es, stehen zu bleiben, obwohl ihr schwindelig war und sie weiche Knie hatte. Sie blinzelte angestrengt, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen.
Was war passiert! In der einen Sekunde war sie entschlossen gewesen, ihn zu beeindrucken, und in der nächsten ... in der nächsten war da dieses brennende Durcheinander von Gefühlen gewesen, erregend und erschreckend zugleich.
Lizzy hätte nicht einmal sagen können, wie lange es gedauert hatte. Sie wusste nur, dass nichts mehr so war wie zuvor.
Lizzy sah auf ihre Hand. Diese lag auf seiner Schulter, und die späte Erkenntnis, dass sie Tye noch immer festhielt, veranlasste sie, förmlich zurückspringen, obwohl sie sich gern auf ihn gestützt hätte.
Sie hatte ihn geküsst, weil sie einen Job brauchte, nicht eine Schulter zum Anlehnen.
"Werden ...“ Vor Schreck darüber, dass ihre Stimme so heiser klang, verstummte Lizzy. "Werden Sie mich nun für die Stelle in Betracht ziehen?"
brachte sie schließlich hervor, nachdem sie sich einige Male geräuspert hatte.
"Das werde ich bestimmt", antwortete Tye, und dann machte er ihre verzweifelten Versuche, sich wieder zu fangen, zunichte, indem er sie anlächelte.
Er hatte sie schon vorher angelächelt, aber nun war sein Lächeln anders. Es ließ seine harten Gesichtszüge weich erscheinen und seine kühlen Augen strahlten einen unerwarteten Charme aus. Ihr Herz setzte einen Schlag aus.
"Wa... Wann?" fragte sie stockend. Sie wollte ihn nach einem Termin für ein Vorstellungsgespräch fragen, brachte allerdings keinen ganzen Satz zu Stande.
Tye schien sie zu verstehen. Er nahm eine Visitenkarte aus der Innentasche seines Sakkos und reichte sie ihr.
"Rufen Sie mich an", sagte er und drehte sich um. Er verließ den Schuppen und ging in die dunkle Nacht hinaus. Lizzy blieb zurück und sah ihm nach.
Fünf vor acht. Lizzy blickte zum x-ten Mal auf die Uhr und fragte sich, ob es zu spät war, sich andere Schuhe anzuziehen. Als sie ihr Zimmer verlassen hatte, war sie mit ihrer Wahl zufrieden gewesen. Sie hatte lange überlegt, was sie anziehen sollte, und sich schließlich für ein einfarbiges Etuikleid entschieden, das ihrer Figur schmeichelte, ohne sie allzu sehr zu betonen. Es war einfach geschnitten und wirkte durch sein kräftiges Türkis und das fließende Material.
Darin würde sie modern und professionell aussehen, ohne so zu wirken, als würde sie Tye beeindrucken wollen.
Vielleicht war es ein wenig kürzer, als sie es für ein Bewerbungsgespräch für richtig hielt, aber bei den meisten Vorstellungsgesprächen wurde sie auch nicht nach Sydney eingeflogen, mit einer Limousine vom Flughafen abgeholt und in einem so luxuriösen Hotel untergebracht, dass sie schluckte, als sie ihr Zimmer sah.
Sie hatte ihren ganzen Mut zusammennehmen müssen, um Tye am Montag nach Grace' Hochzeit anzurufen. Sie hatte vor dem Telefon gestanden, seine Visitenkarte hin und her gedreht und gewünscht, sie könnte diesen Kuss vergessen. Sie war geradezu lächerlich nervös bei dem Gedanken, ihn wieder zu sehen. Schon der Gedanke an seine Stimme am anderen Ende der Leitung reichte, um all ihre Sinne in Aufruhr zu versetzen.
Warum habe ich das alles auf mich genommen, um seine Telefonnummer zu bekommen, wenn ich ihn nun nicht anrufe? fragte Lizzy sich streng. Schließlich bestand noch die Chance, dass Tye sie einfach mit jemandem aus der Personalabteilung bekannt machen würde und sie nie wieder mit ihm zu tun hätte.
Sie musste diese Schuhe bezahlen, oder?
Und als sie schließlich die Nummer wählte, nahm nicht Tye ab, sondern seine tatkräftige, kühle Assistentin, die ihr erklärte, sie würde für sie einen Flug nach Sydney buchen. Mr. Gibson, sagte sie, würde sie
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