Komm mit ins Abenteuerland
Brautjungfernkleid gekauft.
Von den Schuhen ganz zu schweigen.
Lizzy schnitt ein Gesicht, als sie an ihre Kreditkartenabrechnung dachte.
Wenn man es genau betrachtete, war ihre einzige andere Chance, einen Aushilfsjob zu bekommen, der sie über Wasser hielt. Zwar hatte sie schon früher gejobbt, aber mit dreiunddreißig hatte sie es eigentlich nicht mehr vorgehabt. Es war deprimierend, wenn sie daran dachte, wie sie mit ihrer Tätigkeit geprahlt hatte.
Sie konnte ihre Eltern um Hilfe bitten, doch es wäre nicht fair, nachdem diese gerade alle Kosten für Grace' Hochzeit getragen hatten. Nein, entschied Lizzy, sie würde sich nicht an sie wenden. Sie hatte ihren guten Job aufgegeben, und nun lag es an ihr, einen Weg aus ihrem Dilemma zu finden.
Sie konnte sich mit einem Aushilfsjob zufrieden geben.
Oder sie konnte Tye Gibson küssen.
Sie hatte die Wahl: Entweder konnte sie genug Geld zusammenkratzen, um die Rechnungen zu bezahlen, oder die große Gelegenheit ergreifen, die sich ihr bot - eine wichtige Stelle in einem renommierten Unternehmen, die den Grundstein zu ihrer Karriere legen konnte. Warum zögerte sie nur?
Tye hatte die widerstreitenden Gefühle beobachtet, die sich in ihrem Gesicht widerspiegelten. Nun sah er demonstrativ auf die Uhr und stellte sein Glas weg.
"Ich gehe jetzt", sagte er.
"Was, jetzt schon?" Lizzy blickte ihn verärgert an. Sie hatte angenommen, ihr würde noch der restliche Abend bleiben, um ihren ganzen Mut zusammenzunehmen.
„Es gibt keinen Grund, hier zu bleiben", antwortete er. "Ich habe getan, weswegen ich gekommen bin. Ich dachte, es wäre interessant, zu sehen, ob sich irgendetwas verändert hat. Hat es aber nicht.“ Seine grauen Augen funkelten spöttisch. "Kommen Sie mit mir hinaus?"
Es war lächerlich, so ein Drama wegen eines flüchtigen Kusses zu machen.
Alles, was sie tun musste, war, mit ihm durch den Schuppen zu gehen, ihn zu verabschieden und die Wange an seine zu schmiegen.
Lizzy stellte ihr Glas ab. "Ich begleite Sie."
"Gut."
Tye drehte sich um und ging mitten durch den Schuppen auf die großen Holztüren zu, die weit offen standen. Ein Tye Gibson drückt sich nicht an der Wand entlang, dachte sie verzweifelt und bewundernd zugleich, als sie sich beeilte, ihm zu folgen.
Er schien die beinah greifbare Feindseligkeit der anderen nicht zu spüren.
Lizzy musste sich Mühe geben, ihn einzuholen, und sie war sich der Tatsache bewusst, dass alle ihr nachblickten.
Tye wartete an der Tür auf sie. Sie sagte sich, dass ihre plötzliche Atemlosigkeit darauf zurückzuführen war, dass sie auf den hohen Absätzen so schnell gelaufen war - es hatte nichts damit zu tun, dass sie ihn gleich küssen sollte.
Draußen war es schon dunkel. Noch zwei Schritte, und die Schatten hätten sie verschluckt. Doch Tye war absichtlich auf der Schwelle stehen geblieben. Direkt über ihnen war eine Lampe. Es war, als würden sie auf einer Bühne stehen.
"Nun, auf Wiedersehen", sagte Tye und streckte die Hand aus. Ein herausforderndes Funkeln lag in seinen Augen.
Lizzy begriff, dass er annahm, sie würde den Mut verlieren, und mehr brauchte es nicht. Das war ihre Chance, sich zu beweisen.
Lizzy nahm seine Hand. "Auf Wiedersehen." Sie war überrascht, wie fest ihre Stimme klang.
Sein Händedruck war kräftig, und als seine Finger ihre umschlossen, war sie alarmiert. Trotzdem sah sie Tye in die Augen.
"Es war schön, Sie kennen zu lernen", fuhr sie fort, und ohne seine Hand loszulassen, legte sie ihm die andere Hand auf die Brust.
Unter dem Sakko spürte sie seine Muskeln und hatte das lebhafte Gefühl, dass die Zeit stehen blieb. Sie nahm den Stoff unter ihrer Hand wahr, Tyes Finger, die ihre umschlossen hielten, und das Pochen ihres Herzens.
Sie war groß, doch er überragte sie, und da er den Kopf nicht hinabbeugte, musste sie sich auf die Zehenspitzen stellen. Lizzy schmiegte die Wange an seine, spürte seine kühle Haut, atmete seinen männlichen Duft ein, berührte seine Wange leicht mit den Lippen und erschauerte.
Alles schien wie in Zeitlupe zu passieren. Lizzy hatte die anderen Gäste vergessen, aber nicht, was sie da tat, und als sie spürte, dass Tye seinen Griff lockerte, hielt sie seine Hand fest. Wenn sie schon einen Skandal verursachte, dann richtig. Sie würde ihm zeigen, wie sehr sie bereit war, sich von der Menge abzuheben!
Er verspannte sich, als sie die Hand von seiner Brust zu seiner Schulter gleiten ließ. Einen Moment lang sahen sie sich in die Augen,
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