Komm, suesser Tod
und natürlich die Ähnlichkeit zu seinem erschossenen Bruder gewaltig.
Der Stenzl und der fetteste von den drei Betonarbeitern sind dann in einem weißen Mercedes weggefahren und die beiden anderen in einem kleinen LKW mit so einem blauen Planenaufbau. Natürlich wäre der Brenner lieber im Mercedes mitgefahren, aber hinten im LKW-Aufbau war es einfach unauffälliger. Der Leichenwäscher hat sich am Nachmittag geärgert, daß die Plane die Sicht verstellt, aber der Brenner jetzt natürlich froh darüber.
Wie der Mercedes und der Laster dann vor dem
Golden Heart
geparkt haben, hat der Brenner noch fünf Minuten hinter der Plane gewartet, und dann ist er auch in das
Golden Heart
hinein.
Die beiden Arbeiter hat er gleich gesehen, aber die zwei aus dem Mercedes waren weg.
Dafür war die Nicole da und hat ihn an ihren Tisch geholt.
Das war um Viertel nach elf, und jetzt schon halb eins und immer noch Hochbetrieb im
Golden Heart
. Und der Brenner immer noch am Tisch von der Nicole.
"Und wieso willst du nichts mehr von den Männern wissen?" hat er sie gefragt.
"Das verstehe ich gut", hat ihm die Nicole ins Ohr geflüstert.
"Weil du so deutlich sprichst!"
Er hätte wahrscheinlich auch ohne die Nicole kein Wort mit der Angelika Lanz reden können, so ein Betrieb war immer noch im
Golden Heart
, wo sich die Rettungsbündler um ihr bißchen Monatsgehalt gepokert haben. Der Brenner hat gesehen, wie einer im Lauf des Abends zuerst 20000 Schilling verloren und dann in einem einzigen Spiel wieder gewonnen hat. Er hat es richtig sehen können, wie dem Mann bei diesem letzten Spiel der Schweiß durch das Hemd gekommen ist.
Im Gegensatz zu dem Spieler ist das für den Brenner aber ein angenehmer Moment gewesen. Weil erstmals an diesem Abend haben die Gäste im
Golden Heart
einen anderen angestarrt. Den schwitzenden Pokerer aus den eigenen Reihen statt den Kreuzretter, der sich schon wieder ins
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traut, kaum daß sein Aug verheilt ist.
So gesehen hat der Brenner auch wieder froh sein können, daß die Nicole, die einen bunten Regenschirmchen-Drink nach dem anderen bestellt hat, sich mit ihm unterhalten hat. Und jedesmal, wenn so ein Drink serviert worden ist, hat er diese Melodie leise vor sich hin gepfiffen. Du weißt schon, seine alte Krankheit.
"Was pfeifst du denn da jedesmal, wenn ich meinen Drink kriege?" hat die Nicole auf einmal ärgerlich gefragt. Weil wenn du angesoffen bist, ist ja oft die Emotion ein bißchen vorlaut.
"Pfeife ich?"
Die Musik im Lokal ist laut genug gewesen, daß er selber sein Pfeifen nicht gehört hat, obwohl er mit eingezogener Luft gepfiffen hat. Jetzt hat er sich gewundert, daß die Nicole es gehört hat.
"Oder spitzt du die Lippen nur so sexy, weil du mir ins Glas spucken willst?" hat die Nicole gelacht, praktisch: bester Witz, den ich jemals gerissen habe.
Aber den Brenner hat es jetzt selber interessiert, was er da pfeift, und er hat nicht lange herumsuchen müssen, da hat er die Melodie wieder auf den Lippen gehabt. Die Melodie von der Kassette, die er stundenlang umsonst gesucht hat.
"Ein Kirchenlied."
"Ein Kirschenlied? Wieso pfeifst du ein Kirschenlied, wenn ich einen Erdbeerdaiquiri trinke? Du mußt ein Erdbeerlied pfeifen, nicht ein Kirschenlied!" hat die Nicole gelacht. Und dann hat sie sich ganz ungesund verbogen, das würde kein Physiotherapeut auf der Welt empfehlen. Sie hat ihre Wange so auf das Schlüsselbein vom Brenner gelegt, daß ihr Gesicht nach unten geschaut hat, aber ihre Marsaugen nach oben gedreht, bis sie dem Brenner in die Augen geschaut hat. Und nur der Kopf hat sich ein bißchen mitgedreht, der ganze betrunkene Körper ist dabei ruhig geblieben, und der Brenner hat schon gewartet, daß er jeden Moment ihren Nackenwirbel krachen hört. Aber statt dessen hat er nur gehört, wie sie gesagt hat: "Bitte! Pfeif ein Erdbeerlied für mich."
"Ich hab nicht Kirschenlied gesagt." "Nicht Kirschenlied? Aber Erdbeerlied hast du auch nicht gesagt."
"Ich hab gesagt: Kirchenlied. Kirche. Wo man Wein trinkt.
Keine Shakes mit Regenschirmchen."
Obwohl, da muß ich den Brenner korrigieren. Ich habe mir sagen lassen, daß es heute schon Pfarreien gibt, die mit der Mode gehen und auch die Regenschirmchen haben.
"Hilfe, du bist vielleicht pervers! Du pfeifst einfach so ein Kirchenlied?"
"Es ist mir nicht aufgefallen."
"Und was für ein Kirchenlied?"
"Vergiß es."
"Biiietee! Pfeif noch einmal das Kirchenlied für mich. Ob ich's erkenne."
"Komm, süßer
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