Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Komm, suesser Tod

Komm, suesser Tod

Titel: Komm, suesser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
Vom Netzwerk:
gesagt. Seine Brust hat ihm jetzt so weh getan, daß es dem Berti mit seinem verklebten Mund fast noch leichter gefallen wäre, etwas zu sagen.
    Aber jetzt hat sowieso zuerst der Rettungsbündler etwas sagen müssen. Es gibt nur drei Möglichkeiten, einen Vierer-Pasch zu überbieten. Entweder mit einem Fünfer-Pasch. Oder mit einem Sechser-Pasch.
    "Max", hat der Rettungsbündler gesagt.
    Manche glauben, "Max" kommt von Maximilian. Aber beim Würfeln kommt es natürlich von Maximum. Weil wenn man beim Würfeln 21 hat, dann gibt es nichts Höheres, es ist das absolute Maximum, das hat irgendwer einmal festgelegt, und das gilt heute immer noch. Zuerst die normalen Kombinationen, dann die Doppel-Pasche, dann 21 und dann nichts mehr.
    Jetzt Feinheit in der Spielregel, weil das Spiel ist trotzdem noch nicht aus. Und darum sage ich, gute Polizeischulausbilduna;. Weil Maximum und immer noch nicht chancenlos.
    Paß auf, das ist kompliziert: Wenn ein Spieler "Max" sagt, gibt es immer noch mehrere Möglichkeiten für den nächsten in der Runde.
    Sprich konkret: Entweder der Brenner hebt den Becher, und wenn der Rettungsbündler gelogen hat, dann hat der Rettungsbündler das Spiel verloren.
    Oder der Brenner hebt den Becher, und der Rettungsbündler hat wirklich 21, dann hat der Brenner verloren.
    Oder Spezialmöglichkeit: Der Brenner schaut nicht unter den Becher, sondern reicht ihn ungesehen an den Watzek weiter.
    Und der muß dann unter den Becher schauen, ob er will oder nicht.
    Und dann immer noch zwei Möglichkeiten. Entweder unter dem Becher liegen wirklich die 21, dann hat der Watzek verloren, weil er den Becher über einer wahren Zahl aufgehoben hat.
    Oder, was viel wahrscheinlicher ist, der Rettungsbündler hat gelogen. Dann hat aber nicht der Rettungsbündler verloren, sondern der Mann in der Mitte, also der Brenner, weil er zu feig war, den Becher zu heben, und sich zwischen den Stühlen die Hämorrhoiden verkühlt hat.
    So viele Möglichkeiten. Und keine von ihnen ist eingetreten.
    Weil der Rettungsbündler ist jetzt aufgestanden und hat den Speisenaufzug gerufen: "Solange ich nicht weiß, wieviel mein Bruder dem Junior erzählt hat, bleibt ihr hier herunten", hat er gesagt. "Der Lift ist der einzige Ausgang. Und den werden wir außer Gefecht setzen. Bis euch etwas zu meiner Frage einfällt."
    Der Brenner hat noch überlegt, ob er dem Stenzl erklären soll, daß sein Bruder gar nicht das Ziel vom Mörder war, daß es in Wahrheit um die Irmi gegangen ist. Aber erstens hätte er ihm das sowieso unmöglich geglaubt. Und zweitens hat der Rettungsbündler ja andere Sorgen gehabt. Ich meine nicht die doppelte Buchführung. Sondern er hat auf einmal überhaupt ganz andere Sorgen gehabt.
    Er ist mit dem Rücken zum Aufzug gestanden, wie er mit dem Brenner geredet hat. Deshalb hat er nicht gleich gesehen, was der Brenner schon gesehen hat. Daß der Speisenaufzug nicht leer gewesen ist. Sondern vollgestopft wie die reinste Sardinendose. Mit zwei fetten Watzek-Betonarbeitern.
    Der eine hat die Arme mit seinem eigenen Gürtel auf den Rücken gefesselt gehabt, das hat wenigstens nicht so lächerlich ausgesehen. Aber dem anderen waren die Arme mit einem Gürtel ins Kreuz gebunden, auf dem goldene Buchstaben gefunkelt haben: ESCAPADE.
    Weil das gibt es natürlich nicht, daß ein fetter Betonarbeiter so ein spitzes Knie hat, daß dir sofort die Rippe knickt. Das Betonarbeiter-Knie hat sich ja im
Golden Heart
oben nur so spitz angefühlt, weil zwischen dem Knie und der Rippe vom Brenner seine
Glock
in der Brusttasche gesteckt ist. Und wenn dir das Knie von einem Hundert-Kilo-Betonarbeiter auf die Pistole drückt, ist so eine Rippe ab wie nichts.
    Natürlich haben ihm die Betonarbeiter oben seine
Glock
sofort abgenommen. Das haben sie gut gemacht. Aber sie hätten sie dann nicht einfach im
Golden Heart
herumliegen lassen sollen. Die Betonarbeiter waren ja biedere Schläger, die haben mit einer Pistole nichts am Hut gehabt. Im Grunde ihres Wesens waren das zwei herzensgute Menschen.
    Jetzt ist ihnen mit der Pistole in der Hand natürlich sogar die Angelika überlegen gewesen. Die hat zuerst den einen mit vorgehaltener Pistole dazu gezwungen, daß er den anderen fesselt, und dann hat sie den zweiten selber mit ihrem ESCAPADE-Gürtel gefesselt. Weil der hat diese ganz spezielle Schnalle, da bist du ruck, zuck wehrlos.
    Während die beiden Betonarbeiter kleinlaut die ganze Geschichte dem Rettungsbündler und dem Watzek erklärt haben,

Weitere Kostenlose Bücher