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Komm, suesser Tod

Komm, suesser Tod

Titel: Komm, suesser Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolf Haas
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Respektlosigkeit.
    "Wen wir vorher erschießen", hat der Rettungsbündler mit seinen schmalen Lippen gelächelt. "Dich oder deinen Kompagnon."
    Jetzt hat der Brenner innerlich ein bißchen aufgeatmet.
    Aufatmen ist zwar das Schlimmste, was du mit einer gebrochenen Rippe tun kannst. Aber lieber Rippen- als Todesschmerz, da hat sich zumindest die Qual der Wahl in Grenzen gehalten.
    Nicht, daß du glaubst, er hätte aufgeatmet wegen der Hoffnung, daß sie wenigstens den kleinen Berti vor ihm erschießen. Er hat aufgeatmet, weil Sprichwort: Hunde, die bellen, schießen nicht.
    "Vierer-Pasch", hat der Watzek gepoltert und den Becher zum Rettungsbündler hinübergeschoben. Weil der Berti immer noch keine Erziehung und die Hände nicht auf dem Tisch.
    Vierer-Pasch, das ist natürlich der Moment, wo es beim Würfeln kritisch wird. Wo man normalerweise fast den Becher heben muß, ob man will oder nicht. Weil die Wahrscheinlichkeit, daß du 44 ohne Bluff überbietest, praktisch Null.
    Der Rettungsbündler hat den Becher aber nicht aufgehoben, sondern gleich geschüttelt. Und gleichzeitig hat er gesagt: "Aber vorher will ich von dir noch etwas wissen."
    "Über den Mord an Ihrem Bruder?"
    "Daß ich nicht hinter dem Mord an meinem Bruder stecke, das wißt ihr genau."
    "Sie haben Ihren Bruder hinausgeworfen, und die Kreuzretter haben ihm daraufhin den Chefposten bei der Blutbank zugeschanzt. Jetzt haben Sie gefürchtet, daß damit der gesamte Bluthandel zu den Kreuzrettern wandert."
    "Und was glaubst du, was der Sportsakko-Verein genau aus diesem Grund in den letzten vier Wochen getan hat? Die haben mir das ganze Haus dreimal auf den Kopf gestellt. Aber nicht so viel gefunden!" hat der Rettungsbündler auf das Schwarze unter seinem Fingernagel gedeutet. "Und das weiß der Junior genausogut wie ich."
    "Was glauben Sie, wer Ihren Bruder umgebracht hat?"
    "Was weiß ich, in wie viele dreckige Geschichten der noch verwickelt war. Da hat es eben irgendwem endgültig gereicht."
    "Da sind Sie ja noch human gewesen, daß Sie ihn nur hinausgeschmissen haben."
    "So ist es. Wenn schon, hätte ich ihn gleich erschießen müssen. Jetzt nützt es mir nichts mehr, daß er tot ist, wo er mich inzwischen längst beim Junior mit der Buchführung hingehängt hat."
    "Was für eine Buchführung?"
    "Stell dich nicht so blöd. Glaubst du, ich weiß nicht, was ihr bei mir sucht?"
    "Von Buchführung war überhaupt nie die Rede. Der Junior hat nur wissen wollen, ob Sie unseren Funk abhören."
    Jetzt furchtbare Folter. Der alte Watzek und der Rettungsbündler haben über die Begründung vom Brenner so lauthals herausgelacht, daß der Brenner fast hätte mitlachen müssen. Und jeder, der einmal mit einer gebrochenen Rippe gelacht hat, weiß, was das bedeutet.
    Aber dann der Rettungsbündler von einem Moment auf den anderen todernst: "Jetzt werde ich dir einmal was erzählen. Wir hören seit Jahren den Kreuzrettungsfunk ab. Und die Kreuzretter hören seit Jahren unseren Funk ab. Mit vollem Einverständnis!
    Das ist für beide Seiten das beste. Das ist wie bei verfeindeten Staaten, wo gerade die gegenseitige Spionage den Frieden sichert. So wissen beide Seiten immer genau, woran sie sind.
    Nicht Friede, aber Waffenstillstand."
    So eine gebrochene Rippe ist etwas Hochinteressantes.
    Natürlich tut sie dir bei einem Lachkrampf oder bei einem Wutanfall weh, weil körperlich. Aber daß sie dich bei einem unterdrückten Zornausbruch, bei dem du dich überhaupt nicht bewegst, genauso sticht wie bei einem herausgelassenen Zornausbruch, das ist interessant. Weil obwohl der Brenner jetzt so ruhig dagesessen ist wie der reinste Yoga-Lehrer, hat seine Rippe einen Tobsuchtsanfall gekriegt, daß er vor Schmerzen am liebsten an den Plafond gehüpft wäre.
    Dabei hat er gar nicht wissen können, ob ihn der Rettungsbündler nicht hereinlegt. Ob nicht der Abhörauftrag vom Junior doch seine Berechtigung gehabt hat. Aber siehst du, da ist eine Rippe eben oft schlauer als ihr Eigentümer.
    "Also rück endlich mit der Wahrheit heraus", ist der Rettungsbündler immer noch nicht mit seiner Würfelzahl herausgerückt. "Oder würdest du es als Zufall betrachten, daß gleichzeitig mit dem Mord an meinem Bruder zwei Kreuzrettungsschnüffler in meiner Firma auftauchen? Obwohl ich sagen muß: Deine Ausrede mit dem Funkabhören ist so schlecht, daß es mir fast schon wieder zu denken gibt."
    "Was wollen Sie wissen?"
    "Ich will wissen, wieviel ihr wißt."
    Der Brenner hat nichts mehr

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