Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
Souverän abschwöre …«
England, ade! dachte sie. Es lag nicht an dir, daß ich alles vermasselt habe. Du bist ein braves altes Land, aber ich brauchte ein rauhes, jüngeres Pflaster, um selbständig zu werden.
»… daß ich die Verfassung und die Gesetze der Vereinigten Staaten von Amerika gegen alle Feinde im In- und Ausland verteidigen will …«
Sie würde sich nach besten Kräften darum bemühen, obwohl sie die Verantwortung der Staatsbürgerschaft in Schrecken versetzte. Wenn eine Gesellschaft frei bleiben will, wie kann sie diese Pflichten leichtnehmen?
»… daß ich für die Vereinigten Staaten Waffen tragen will …«
Um Himmels willen, bloß das nicht!
»… daß ich Zivildienst leisten will, falls das Gesetz es erfordert …«
In ein paar Wochen sollte sie vor einem Ausschuß des Kongresses über das Problem der Ausreißer referieren. Sie hatte bereits eine Hilfsorganisation zur Schaffung von Heimplätzen ins Leben gerufen. Wenn »Francesca (To)Day« nur noch einmal im Monat gesendet wurde, konnte sie dem Land endlich etwas zurückgeben.
»… daß ich diese Verpflichtung aus freien Stücken eingehe, so wahr mir Gott helfe.«
Am Ende der Zeremonie stießen die texanischen Gäste Jubelrufe aus. Mit Tränen in den Augen sah Francesca zu, wie ihre Freunde sich zum Schauspiel machten. Dann begrüßte der Präsident die neuen Staatsbürger, gefolgt von dem Richter des Obersten Gerichtshofs und den anderen hohen Amtsträgern. Eine Band spielte die ersten Takte der Sternenbanner-Hymne, und der Zeremonienmeister des Weißen Hauses führte die Teilnehmer zu einem Tisch, der mit der amerikanischen Flagge geschmückt war. Dort standen Punsch und belegte Brote bereit, genau wie beim Picknick am Unabhängigkeitstag.
Dallie bahnte sich einen Weg durch die Menge und war als erster bei ihr. Er grinste breit. »Das letzte, was dieses Land braucht, ist noch eine liberale Wählerstimme, aber ich bin trotzdem stolz auf dich, mein Schatz.«
Lachend fiel Francesca ihm um den Hals. Auf der Ostseite der Insel hob der Hubschrauber des Präsidenten geräuschvoll ab. Nachdem der Präsident und seine engsten Mitarbeiter verschwunden waren, entspannte sich die Atmosphäre zusehends. Über Lautsprecher wurde bekanntgegeben, daß die Statue wieder zur Besichtigung frei sei.
»Ich bin stolz auf dich, Mom«, sagte Teddy. Sie drückte ihn zärtlich an sich.
»Du hast fast so gut ausgesehen wie der koreanische Modeschöpfer«, bemerkte Holly Grace. »Weißt du, daß der rosa Socken mit Straß-Schmetterlingen anhat?«
Francesca wußte Holly Graces gespielte Munterkeit zu schätzen, ging es ihr doch in Wirklichkeit überhaupt nicht gut. In den letzten Monaten waren Holly Graces Funken mehr oder weniger erloschen.
»Hier, Miss Day!« rief ein Fotograf.
Sie lächelte in die Kamera und plauderte mit jedem, der sie begrüßte. Ihre Ausreißerinnen standen Schlange, um schamlos mit Dallie zu flirten. Und er ließ sich nicht lumpen. Die Fotografen wollten Bilder von Holly Grace, und alle wollten ein kurzes Interview mit Francesca. Als sie das letzte hinter sich hatte, drückte Dallie ihr einen Becher Punsch in die Hand. »Hast du Teddy gesehen?«
Francesca schaute sich um. »Nein.« Sie fragte Holly Grace, die gerade zu ihnen getreten war. »Hast du Teddy gesehen?«
Holly Grace schüttelte den Kopf. Dallie sah besorgt aus, aber Francesca lächelte nur. »Wir sind doch auf einer Insel«, meinte sie, »da kann nicht allzuviel passieren.«
Dallie wollte sich nicht beruhigen lassen. »Francie, er ist dein Sohn. Bei der erblichen Veranlagung dürfte es ihm ohne weiteres gelingen, überall in Schwierigkeiten zu geraten.«
»Laß uns ihn suchen gehen!« Dieser Vorschlag kam mehr aus dem Wunsch heraus, mit Dallie allein zu sein, um Teddy machte sie sich keine Sorgen. Die Insel war noch eine Stunde für Touristen gesperrt. Was sollte ihm da schon zustoßen?
Als sie ihren Punschbecher absetzte, sah sie, daß Naomi sich an Ben Perlman festhielt und zum Himmel schaute. Francesca legte die Hand über die Augen und blickte auch hinauf, sah aber nur ein kleines Flugzeug, das über ihnen kreiste. Irgend etwas fiel herab. Ein Fallschirm entfaltete sich. Jetzt blickten alle Augen gespannt auf den Fallschirmspringer, der auf Liberty Island herunterschwebte.
Im Fallen entrollte er ein weißes Spruchband. Darauf stand etwas in schwarzen Buchstaben.
Francesca spürte, wie sich lange spitze Fingernägel in ihren Arm gruben. »O mein Gott«,
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