Komm und küss mich!: Roman (German Edition)
prominent ist und sich an bekannten Aussichtspunkten zeigt, denken die Leute, daß sie einen kennen, auch wenn es gar nicht stimmt. Man hat eben so seine Verpflichtungen.«
»Du hörst dich an wie deine Mutter.«
»Die wird auch immer angesprochen.«
Dallie sah ihn nachdenklich an. »Weißt du auch, daß das in Zukunft noch schlimmer wird, Teddy? Deine Mutter ist ganz
wild drauf, daß ich noch ein paar Golfturniere für sie gewinne. Wenn wir drei zusammen ausgehen, starren uns noch mehr Leute an.«
»Wollt ihr beide heiraten?«
Dallie nickte. »Ich liebe deine Mama sehr. Sie ist die beste Frau auf der ganzen Welt.« Er holte tief Luft und ging direkt aufs Ziel los, so wie Francesca es an seiner Stelle getan hätte.
»Dich hab’ ich auch lieb, Teddy. Es fällt dir vielleicht schwer, das zu glauben, aber es ist wahr.«
Teddy riß sich die Brille von der Nase und wischte sich die Gläser am Saum seines T-Shirts ab. »Und was ist mit Holly Grace?« fragte er. »Können wir sie dann nicht mehr sehen, weil ihr mal verheiratet wart?«
Dallie lächelte. Auch wenn Teddy von der Heirat nichts wissen wollte, weggelaufen war er dieses Mal wenigstens nicht. »Holly Grace werden wir nie los, ob wir wollen oder nicht. Deine Mama und ich haben sie beide gern, sie gehört zur Familie wie Skeet und Miss Sybil. Und all die Ausreißerinnen, die deine Mutter aufsammelt.«
»Gerry auch?« fragte Teddy.
Dallie zögerte. »Das liegt ganz bei Gerry.«
Teddy fühlte sich nicht mehr ganz so schwindelig und trat ein bißchen näher an das Metallgitter heran. Dallie kam ihm etwas widerstrebend nach. »Wir beide müssen noch über ein paar Sachen reden«, sagte Dallie.
»Ich möchte gern einen King Kong haben«, erklärte Teddy abrupt.
Dallie spürte, daß Teddy noch nicht reif war für etwaige Vater-Sohn-Enthüllungen, und schluckte seine Enttäuschung hinunter. »Ich möchte dich was fragen.«
»Ich will nicht darüber reden.«
»Sag mal, hast du schon mal mit einem Freund gespielt und gesehen, daß er was ganz Tolles gebaut hat, als du nicht dabei warst? Vielleicht eine Burg? Oder ein Fort?«
Teddy nickte.
»Vielleicht hat er eine Schaukel gebastelt und eine Rennbahn für seine Autos?«
»Oder er hat aus Abfalltüten und ’ner Taschenlampe ein tolles Planetarium gebaut«, warf Teddy ein.
»Ja, oder ein Planetarium aus Abfalltüten und ’ner Taschenlampe«, korrigierte sich Dallie. »Jedenfalls hast du das Planetarium gesehen und dich geärgert, daß es nicht von dir war.« Dallie vergewisserte sich, daß Teddy ihm zuhörte. »Und weil du ein bißchen neidisch warst, hast du deinem Freund nicht gesagt, wie toll du sein Planetarium findest, sondern hast so getan, als ob es gar nichts Besonderes wäre.«
Teddy nickte bedächtig. Interessant, daß ein Erwachsener so was wußte. Dallie stützte sich auf ein Fernrohr, das auf New Jersey gerichtet war. »Weißt du, so ähnlich war es für mich, als ich dich gesehen habe.«
»Ja?« fragte Teddy verblüfft.
»Da war plötzlich ein Kind, und dazu echt prima – klug und mutig –, aber ich hatte nichts dazu beigetragen, daß es so geworden war, und da war ich neidisch. Und statt zu der Mutter von dem Kind zu sagen: ›Da hast du aber ein nettes Kind großgezogen‹, habe ich so getan, als ob mir das Kind gar nicht gefiele. Als ob es viel netter geworden wäre mit meiner Hilfe.« Er versuchte in Teddys Miene zu lesen, aber es war unmöglich. »Kannst du das verstehen?« fragte er schließlich.
Ein anderes Kind hätte genickt, aber ein Junge mit einem IQ von einhundertachtundsechzig brauchte Zeit zum Nachdenken. »Könnten wir uns jetzt vielleicht die Gummi-King-Kongs angucken?« fragte er höflich.
Die Zeremonie an der Freiheitsstatue fand an einem Maitag statt, wie ihn ein Dichter nicht schöner hätte ersinnen können. Es wehte ein laues Lüftchen, der Himmel war kornblumenblau, und die Möwen schwebten gemächlich durch die Luft.
Drei rotweißblau beflaggte Barkassen hatten morgens vom New Yorker Hafen abgelegt und waren auf Liberty Island in dem Dock vor Anker gegangen, wo die Circle-Line-Fähre normalerweise Touristen ausspuckte. Doch in den nächsten Stunden würde es hier keine Touristen geben, nur ein paar hundert Menschen bevölkerten die Insel.
Lady Liberty ragte hoch über die Plattform hinaus, die man extra für diesen Anlaß an der Südseite der Statue errichtet hatte. Normalerweise wurden öffentliche Zeremonien in einem eingezäunten Areal hinter der
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