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Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Komm und küss mich!: Roman (German Edition)

Titel: Komm und küss mich!: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susan Elizabeth Phillips
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Jahre ihrer Kindheit in England. Damals hatte sie nicht einmal geahnt, daß Texas existierte. Was war sie bloß für ein verzogenes kleines Monster gewesen! Chloe, ihre Mutter, hatte sie nach Strich und Faden verwöhnt, sie von einem Schickeria-Treff zum nächsten, zu sämtlichen Partys quer durch Europa geschleppt. Schon als Kind war sie unbeschreiblich arrogant gewesen – felsenfest davon überzeugt, daß ihre Schönheit Tür und Tor öffnen und es überall rote Rosen für sie regnen würde. Die kleine Francesca – ein eitles, hilfloses Geschöpf, völlig unvorbereitet auf das, was das Leben für sie bereithielt.
    Einundzwanzig war sie, im Jahr 1976, als sie buchstäblich im Straßenstaub lag, unverheiratet, allein und schwanger …
    Jetzt war sie fast zweiunddreißig, und obwohl sie sich alle materiellen Wünsche erfüllen konnte, fühlte sie sich genauso allein wie damals an jenem heißen Herbsttag. Sie kniff die Augen zusammen, versuchte sich vorzustellen, wie wohl ihr Leben
aussähe, wenn sie in England geblieben wäre. Doch Amerika hatte sie so grundlegend verändert, daß ihr der Versuch mißlang.
    Sie lächelte unwillkürlich. Emma Lazarus hatte bei ihrem Gedicht von den »eingepferchten Massen, die nach Freiheit streben«, wohl kaum an ein eitles junges Ding aus England gedacht, das im Kaschmirpullover und mit einem Louis-Vuitton-Koffer amerikanischen Boden betrat. Aber die armen reichen kleinen Mädchen hatten auch ihre Träume, und der amerikanische Traum war auch für Francesca wahr geworden.
    Stefan spürte, daß irgend etwas Francesca beschäftigte. Den ganzen Abend schon war sie ungewöhnlich still, gar nicht so wie sonst. Eigentlich wollte er ihr heute abend einen Heiratsantrag machen, aber offensichtlich mußte er damit noch ein bißchen warten. Sie war so ganz anders als andere Frauen seiner Bekanntschaft, ihre Reaktionen waren nie vorherzusehen. Er hegte den Verdacht, daß Dutzende anderer Männer, die sich vor ihm in Francesca verliebt hatten, vor demselben Problem gestanden hatten.
    Das Gerücht lief um, Francescas erste wichtige Eroberung hätte sie im zarten Alter von neun Jahren gemacht, an Bord der Jacht Christina. Das Opfer sollte Aristoteles Onassis gewesen sein.
    Gerüchte … es gab so viele um Francesca, die meisten konnten unmöglich zutreffen … oder vielleicht doch? Bei dem Lebensstil? Einmal hatte sie Stefan gegenüber so en passant erwähnt, daß Winston Churchill ihr Rommé beigebracht und Prinz Charles zu ihren Verehrern gezählt hätte. Kurz nachdem Stefan sie kennengelernt hatte, saßen sie einmal beim Champagner zusammen und tauschten Anekdoten über ihre Kindheit aus.
    »Die meisten Babys werden in Liebe empfangen«, hatte sie ihm erzählt, »bei mir war es anders. Ich bin auf dem Laufsteg in Harrods’ Pelzsalon gezeugt worden.«
    Stefan schmunzelte. Eine amüsante Geschichte, aber er glaubte kein Wort davon.

Die alte Welt

1
    Als man Francesca zum ersten Mal ihrer Mutter, Chloe Serritella Day, in den Arm legte, brach diese in Tränen aus. Sie behauptete, die Schwestern in der Londoner Privatklinik hätten ihr Baby vertauscht. Jeder Schwachkopf müßte auf den ersten Blick erkennen, daß so ein häßliches kleines Geschöpf unmöglich aus ihrem makellosen Körper kommen konnte.
    Da kein Ehemann zur Hand war, der die hysterische Chloe hätte trösten können, hatten die Schwestern ihre liebe Mühe mit ihr. Sie versicherten, daß die meisten Neugeborenen in den ersten Tagen alles andere als gut aussehen. Chloe verlangte von ihnen, das häßliche kleine Kuckucksei fortzuschaffen und ihr schleunigst ihr eigenes süßes Baby zu bringen. Dann schminkte sie sich und empfing ihre Besucher – das waren unter anderem ein französischer Filmstar, der britische Innenminister und Salvador Dalí. Sie bekamen eine tränenreiche Schilderung der entsetzlichen Tragödie zu hören, deren Opfer Chloe angeblich geworden war. Die Besucher, seit langem an die dramatischen Auftritte der schönen Chloe gewöhnt, streichelten ihr die Hand und versprachen, der Sache auf den Grund zu gehen. Dalí, in einem Anfall von Großherzigkeit, verkündete, er werde eine surrealistische Version des Kindes malen und sie ihm zur Taufe schenken. Glücklicherweise verlor er das Interesse an dem Projekt und schickte statt dessen ein Set vergoldeter Kelche.
    Eine Woche ging dahin. An ihrem Entlassungstag kleidete sich Chloe in ein loses schwarzes Gewand von Balmain mit breitem Organdykragen und ebensolchen

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