Komm zurueck, Como
eigenes Selbstverständnis und veranlasste mich, mich davon ein Stück zu befreien. Weil Z in hartnäckiger Weise so war, wie er war, öffnete er mir einen Weg, um aus mir selbst heraus und in eine unmittelbarere, lebendige Welt zu treten. Wenn Como bei einem Spaziergang seinen Kopf hob und mich mit seinen dunkelbraunen, von Zotteln umrahmten Augen anblickte, wollte ich nirgendwo anders sein als irgendwo draußen mit ihm. Indem er dafür sorgte, dass ich genau das wollte, wonach es ihn so stark verlangte, umschiffte er meinen Analysemodus und öffnete die Schleusen für meine eigenen Triebe und Wünsche. Er führte mich zu meinen Wurzeln zurück, half mir mit seinem unverfälschten Hundsein, menschlicher zu werden.
Von den drei neuen Strecken für unsere Spaziergänge bot der am Stow Lake die meiste Gesellschaft. Der Weg, der um den künstlichen, von Paddelbooten heimgesuchten See in der Nähe des Baumgartens im Golden Gate Park führte, ist von frühmorgens bis zum Sonnenuntergang stark frequentiert. Es laufen zwar reichlich Hunde herum, doch es ist die ständige Vielfalt von Menschen, die den Ort so attraktiv macht, und das in einer Anlage, zu der ein chinesischer Pavillon, eine Steinbrücke mit zwei Bögen und ein hübsch angelegter Wasserfall gehörten. Auf dem halbstündigen Marsch um den malerischen See wäre es überraschend, nicht eine Vielzahl anderer Sprachen zu hören, von denen Spanisch, Mandarin, Kantonesisch, Vietnamesisch, Hindi, Russisch, Tschechisch, Tagalog, Italienisch, Polnisch, Farsi und Französisch längst nicht alle waren. Man läuft ein paar hundert Meter und ist Bürger einer größeren Welt.
Eine Zeit lang gingen Como und ich allein dorthin, nur wir beide, und schlängelten uns durch diesen weitläufigen internationalen Basar. Nach ein paar Ausflügen löste dieses begeisternde, unverständliche Beisammensein auf den Wegen und Bänken bei mir die Sehnsucht nach menschlicher Begleitung aus. Ich lud meinen Freund Mark und seinen Hund Oreo, einen angenehm plüschigen, gesellschaftsfähigen schwarz-weißen Shih Tzu ein, mitzukommen. Das Experiment verwandelte sich prompt in eine Tradition, die etwa ein Mal im Monat wiederholt wurde.
Mark und ich kennen uns schon seit Jahren, seit unsere Ehefrauen 1991 gemeinsam eine Krabbelgruppe besucht hatten. Emily, Marks und Barbaras erstes Kind, wurde im selben Monat geboren wie Phoebe. Abgesehen von Töchtern im Teenageralter haben Mark und ich auch andere Dinge gemeinsam, nicht zuletzt unsere Liebe zum Baseball, die an Besessenheit grenzt. Sally und Barbara können sich nicht vorstellen, wie viel es über den Bullpen der Giants oder über das Infield der Phillies zu reden gibt oder wie sehr wir in der Erinnerung an den Outfield-Spieler Kevin Mitchell aufleben, der einen Flyball mit bloßer Hand fing.
Bei aller Bindung und Jovialität kann eine Männerfreundschaft auch etwas Lockeres, sogar Heimtückisches haben. Mark und ich sind oft in Bestform, was Geselligkeit und Entgegenkommen angeht, wenn unsere Hunde uns um den Stow Lake ziehen. Dank der Unterbrechungen– » Como! Friss das nicht!«, » Hast du noch eine zweite Plastiktüte dabei?«, » Ich glaube, er pinkelt heute schon zum dreiundzwanzigsten Mal.«– kann unsere Unterhaltung unbeschwert von einem Thema zum nächsten wechseln. Unsere Kinder und ihr vor uns geheim gehaltenes gesellschaftliches Leben, Arbeit, Geldsorgen, Lokalpolitik und natürlich Baseball kommen und gehen wie die Möwen, Enten, Gänse und gelegentlichen Reiher, die über den See schweben.
Mark und ich nehmen immer denselben Weg. Wir treffen uns am Badehaus, überqueren eine der beiden Brücken über den See nach Strawberry Hill, gehen den Pfad entlang bis ganz nach oben, steigen die steilen Stufen neben dem Wasserfall wieder hinab und beenden langsam die Runde bis zu unseren Autos. Diese unausgesprochene Abmachung ist für uns ein Mittel zur Annäherung, ein vorher abgesteckter, gemeinsamer Raum, den wir in unseren vollen Terminkalendern nicht gefunden hätten, würden uns unsere Hunde nicht die nötige Entschuldigung liefern.
Wir sind zwei sehr unterschiedliche Menschen. Mark, der in San Francisco aufwuchs und anscheinend jeden mag, den er bisher kennengelernt hat, ist offener und geselliger, als ich es bin. Es kommt nur selten vor, dass wir keinen seiner vielen Bekannten treffen. Ich bin genau ein Mal einem meiner Bekannten über den Weg gelaufen. Auch unsere Hunde sind unterschiedlich. Während Como mit gesenktem Kopf
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