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Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)

Titel: Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Lüdecke
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geopfert hatte?
    „ Wer wäre ich ohne diesen Job? Verdammt, wer?“
    Statt Nähe zu anderen Menschen hatte sie Distanziertheit trainiert. Respekt einflößen, Autorität zeigen.
    Polizisten haben im Dienst stets diese Rolle zu spielen. Die Gesellschaft erwartet das. Konflikte lösen, Sicherheit. Im Gegenzug für Akzeptanz.
    Am nächsten Morgen, vor Beginn ihres Dienstes, kamen ihr die bekannten Parolen wieder in den Sinn, die sie während ihrer Ausbildung auswendig lernen musste.
    „ Es ist einfacher, Härte zu trainieren, als Offenheit.“
    Es blieb ihr zu wenig Zeit, über sich zu einem Ergebnis zu kommen.
    Dennoch suchte sie immer wieder nach dem exakten Zeitpunkt, als sie damals die Entscheidung für ihre Karriere bei der Polizei getroffen hatte. Irgendwann in der Schule. Ob ihr die Tragweite dessen damals überhaupt klar war? Sie hatte ja keine Wahl gehabt, musste sich für einen der möglichen Berufe entscheiden.
    Als sie die Treppen von ihrer Wohnung zum Auto herunter eilte, fiel ihr der Auslöser für ihre Entscheidung wieder ein. Obwohl es schon verdammt spät war, verharrte sie auf dem Treppenabsatz.
    „ Es war kurz nachdem Dimitri die Schule verlassen musste. Danach fiel meine Entscheidung.“
    Exakt zu diesem Zeitpunkt hatte ihr Interesse für Kriminalistik begonnen. Ein ungelöstes Rätsel machte ihre Entscheidung plausibel. Das Rätsel um die plötzliche Veränderung ihres Klassenkameraden. Das Rätsel um ihre so unerwartet endende Verliebtheit. Das Verschwinden des wichtigsten Freundes von der Bildfläche ihres jungen Lebens.
    Der rote Faden, der sich, von ihr unbeachtet, über die Jahre hinweg durch ihr Leben zog, war nun deutlich erkennbar.
    „ Und was folgt nun daraus?“
    Ihr Handy klingelte, während sie die letzten Stufen im Treppenhaus hinunter ging.
    Zuerst nahm sie, noch vollkommen gefangen in ihren Reflektionen, den Klingelton gar nicht wahr. Endlich nahm sie den Anruf entgegen. Die Stimme ihres Bruders.
    „ Fatma!“
    „ Mehmet?“
    Er kannte seine Schwester und hatte es geduldig läuten lassen.
    „ Bin zurück in Berlin.“
     
     
     
     

26.
    Ins Krankenhaus der Berliner Justizvollzugsanstalten Moabit wurde ein neuer Patient eingeliefert.
    Dimitris Krankenakte wurde an den weiterbehandelnden Arzt übergeben. Routine, er las sie flüchtig durch.
    Nachdem der lebensbedrohliche Blutverlust durch die Rettungssanitäter gestoppt worden war, hatte ein Notarztwagen den Verletzten in die nächste Unfallchirurgie des Krankenhauses Neukölln gefahren.
    Während der gesamten Fahrt blieb er nicht ansprechbar.
    Der Notarzt entschied sich für eine möglichst schnelle Verbringung, da er keine Chance sah, ohne einen chirurgischen Eingriff das Leben des Patienten zu retten.
    Er kontrollierte nur die Stabilität der Kompressen und den Herzschlag.
    „ Den Totenschein hätten sie auch in Neukölln ausstellen können.“
    Kopfschüttelnd verließ der Stationsarzt die kleine Intensivstation des Krankenhauses der Berliner Justizvollzugsanstalten Moabit, nachdem Dimitri an alle Schläuche und Sonden angeschlossen worden war.
    Ein Komapatient, der nach Meinung der ärztlichen Fachkräfte aufgrund seiner Schussverletzung das Bewusstsein nicht wiedererlangen würde.
    Ein Krankenpfleger beobachtete den Tropf mit der künstlichen Ernährung. Das entspannte Gesicht des Patienten rührte ihn.
    In Krankenhaus Neukölln hatten sie nun einen Platz in der Intensivmedizin frei, vielleicht für einen Patienten mit besseren Chancen.
    Die Vogelspinne auf dem Schädel und das dazu gar nicht passende Spinnennetz betrachtete er mit einem Lächeln. An martialische Tattoos war er in der Haftanstalt längst gewöhnt. Er fragte sich nur, ob nicht doch mit zweierlei Maß gemessen würde, was die Versorgung der Patienten betraf.
    Anderen Intensivpatienten wäre ein solch riskanter Transport niemals zugemutet worden.
    „ Aus Sicherheitsgründen ins Haftkrankenhaus zu überstellen!“
    Las er auf einem Zettel, der aussah wie ein Warenbegleitschein.
    „ Hm, wer hat das denn verfügt? Der wird sich bestimmt nicht von allein aus seinem Bett in die Freiheit aufmachen. Höchstens mit den Füßen zuerst.“
    Er reinigte mit Balsam die verkrusteten Lippen des Patienten, die an einigen Stellen aufgeplatzt waren.
    Krankenpfleger können wie Engel sein.
    Oder Sterbehelfer.
    Die Ursache der Verletzung war ihm seit der ärztlichen Visite bekannt.
    „ Verletzung durch Schusswaffengebrauch eines Beamten. Hm, Journalisten kommen hier ganz

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