Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
wie?“
Sie ging zurück in ihr Büro und schloss die Tür.
Vielleicht ihr letzter Arbeitstag bei der Polizei? Sie untersuchte ihr Büro eilig auf Minikameras und Wanzen, dann machte sie es sich beruhigt hinter einem gewaltigen Stapel von Akten bequem. So träumte Fatma bis zur Mittagspause von einem anderen Leben.
Eines mit fairen Chancen für Menschen wie sie.
28.
In der Mittagspause verließ die zweifelnde Kommissarin das Präsidium. Nach den vergangenen Misserfolgen würde sich bestimmt kein Ermittler mehr an ihre Fersen heften. Dennoch dreht sich Fatma bei jeder Gelegenheit um, beobachtete unauffällig ihren Hintergrund in spiegelnden Schaufensterscheiben und fuhr eine Station mit dem Bus, um wirklich sicher zu sein, nicht erneut verfolgt zu werden.
Endlich betrat sie einen deutschen Wurstimbiss, wo sie mit Mehmet verabredet war. Sie entdeckte ihren Bruder an einem der Stehtische. Fast hätte sie ihn nicht erkannt, denn im Gesicht trug er jetzt Vollbart. Dazu eine bestickte Weste mit bayerischem Federhut.
„ Jo, mai, da samma ja!“
Fatma musste lachen.
Bayerischer Türke, türkischer Bayer, die perfekte Tarnung. Keiner außer ihr hätte den Popstar Mehmet in diesem Outfit erkannt.
„ Grauenvoller Dialekt!“
„ Passt scho!“
Eigentlich war sie noch verärgert über seinen Leichtsinn, wieder in Berlin aufzutauchen. Aber ihr Herz sprach eine andere Sprache. Sie freute sich sehr, ihn bei sich zu haben.
„ Mehmet, sprich leise! Ich bin extrem überwacht worden.“
„ Berlin ist meine bayrische Heimat, Fatma. Hast Du Hunger? Iss doch Wurst! Ich habe eine fantastische Idee!“
Mehmet war bester Laune.
Er ging zum Tresen und bestellte zweimal Rindswürste mit Kartoffelsalat und nahm die Teller gleich mit an ihren Tisch.
„ Deutsche Küche, guten Appetit!“
„ Guten Appetit! Du hast keine Ahnung, was hier los war. Die haben alles auf den Kopf gestellt. Deine Wohnung, alles! Hast Du die Zeitung gelesen? Und traust dich hierher? Hör zu, ich will nicht noch mehr Probleme kriegen. Warum konntest Du nicht noch ein paar Monate in der Türkei bleiben?“
Fatmas Ärger kam wieder hoch.
„ Moment! Ich brauche unbedingt Ketchup. Pur schmeckt die Wurst wie Maggi Brühwürfel.“
Er eilte zu der Fleischtheke der zum Imbiss gehörenden Fleischerei und kam mit einer Plastikflasche Tomatenketchup zurück.
„ Verdammter Chaot!“
Mehmet sah von der Sonne schön gebräunt aus.
„ Bleib cool, Fatma! Sieh dir mal diese Fotos an!“
Er zog mit großer Geste ein paar Fotos aus seiner bestickten Westentasche. Fatma erkannte darauf ein hallenartiges Gebäude in ländlicher Umgebung. Die Fotos hatte Mehmet offensichtlich mit seinem Handy gemacht.
„ Das ist es.“
„ Eine Betonhalle. Soll das unsere Bienenfarm sein?“
Der Kartoffelsalat mit Essig und Öl lag ihr schwer im Magen.
Mehmet sah enttäuscht aus.
„ Ein Schnäppchen.“
„ Eine Halle ist kein Landhaus!“
Fatma biss wütend in den Wurstzipfel.
„ Landhaus kommt später dazu. Das ist vorerst unsere Geschäftsgrundlage.“
Er lächelte zufrieden.
„ Hast Du die Halle etwa gekauft? Mit meinem Geld?“
„ Da drin steht die größte Ölmühle der Welt.“
Fatma versuchte verzweifelt, das Ende der Pelle zu kauen.
„ Eine Halle. Das meinst Du nicht ernst. Meine Träume sehen anders aus!“
Mehmet grinste unter seinem Vollbart.
Fatma spuckte das Wurstende aus.
„ Fatma, denk doch mal nach. Eine Fabrik, die täglich Geld bringt, oder ein Landhaus, das täglich Geld verschlingt. Was würdest Du wählen?“
Fassungslos sah sie ihn an.
„ Wir hatten einen gemeinsamen Traum. Und eine klare Verabredung. Wenn ich an deine Geschäfte denke, sehe ich nur eines: Knast!“
Sie wischte sich mit einer weißen Papierserviette den Mund ab.
„ Meine Schwester träumt von einem Landhaus mit Garten und blühenden Sträuchern. Dazwischen summende Bienen, die für uns Arbeiten gehen und Geld machen. Aber so funktioniert das nicht.“
„ Habe verstanden! Ich lande im Frauenknast, Du im Männerknast. Da wirst Du vom Popstar zum Poppsternchen degradiert. Die poppen dir dein letztes Gramm Hirn aus dem Schädel!“
Jetzt blickte Mehmet sie zornig an.
Und Fatma grinste.
Am liebsten würde er jetzt den Imbiss zerlegen, dachte sie. Aber Mehmet reagierte gelassen.
„ Wer nichts riskiert, hat schon verloren.“
Der Essig vom Kartoffelsalat brannte in ihrem Hals.
„ Ich geben dir fünf Minuten, dann muss ich zurück ins
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