Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
signalisierte ihm, sein Körper war materiell noch vorhanden. Nur er fühlte sich körperlos.
Färbte etwa das Image seiner Begleiter negativ auf ihn ab?
„ Die sind alle fixiert auf den neuen Trendtyp.“
Unterwegs auf der Treppe im U-Bahn-Schacht fielen ihm solche Sätze ein, die fantastisch zu seiner Protagonistin im Drehbuch passten. Bloß nicht vergessen, die coole Suade!
Sein Job im Copyshop an den Yorckbrücken brachte ihm gelegentlich einen One Night Stand ein. Meistens aber nur mit einer Studentin, die sich einfach mal vom Klausurenstress abreagieren musste. Todsicher folgte bei der Zigarette danach die unfassbar unerotische Frage.
„ Wann hast du denn vor, dein Studium zu beenden?“
Und anschließend das dämliche Kompliment.
„ Du siehst doch gar nicht aus wie ein Langzeitstudent.“
Was für ein Absacker nach einem Quickie!
„ Der Zwang der Ökonomie macht mich nicht gerade locker, Babe!“
Solch flapsigen Bemerkungen verhinderten alle weiteren Treffen. Und erst recht eine dauerhafte Beziehung.
Für seine Vita in Bewerbungsschreiben war er schlicht auf einem öden Job im Copyshop hängen geblieben. Von außen sah es deutlich so aus. Weil er nicht jedem auf die Nase binden wollte, was er wirklich vorhatte.
„ Für die Realisierung meiner Geschäftsidee brauche ich vorerst noch ein regelmäßiges Nebeneinkommen. Später läuft die Firma dann von selbst.“
Sein Partystatement, was immer gut ankam. Das er allerdings schon lange nicht mehr losgeworden war, mangels einer passenden Party. Seine Freunde feierten nicht mehr zu Haus.
Immerhin konnte er sich bei zwanzig Wochenstunden Hilfstätigkeit wenigstens zwischendurch gedanklich seinem Filmprojekt widmen. Sogar während der Arbeitszeit!
Was allerdings nur bedingt richtig war, denn von jedem Job musste man sich erst innerlich wieder lösen, um sich anschließend davon erholen zu können. Daher stapelten sich zahlreiche Drehbuchfassungen seit Monaten unberührt unter seinem Bett. Für ein und denselben Spielfilm.
Immerhin blieben seine Manuskripte bestens geschützt vor den gierigen Augen der Medienmafia, die jeden neuen Stoff, jeden Trend, jede Idee abgriffen, um sie als ihre Ideen zu vermarkten und damit Kasse zu machen. Für die war jeder Schreiberling nichts weiter als das Übel am Text.
Sandor knurrte sich unterwegs in das Thema hinein.
„ Ich das Übel am Text? Niemals!“
Am liebsten übersahen diese Mediengangster das Copyright. Ihnen standen ja versierte Justitiare jederzeit zur Verfügung. Die armen Poeten dagegen konnten sich eh keine Klage vor Gericht leisten.
„ Die haben leichtes Spiel!“
Sandor quetschte seinen eins achtzig Body in einen überfüllten U-Bahn Waggon. Eine Zumutung, diese BVG Kurzzüge.
Längst Allgemeinwissen, dass Burnout gefährdete Fernsehredakteure, koksende Regisseure oder geldgeile Filmproduzenten junge Autoren ausweideten, um ihnen komplette Dialoge und Storys zu klauen. Sie allein hatten die Macht zu entscheiden, was dem Fernsehzuschauer zu gefallen habe und was nicht.
„ Ein Drehbuch ist locker mal zwanzig bis fünfzigtausend Euro wert!“
Immer wenn Sandor diesen Satz in die wöchentliche Kneipenrunde geworfen hatte, sah er die Scheine in Bündeln schon vor sich. Seine Kumpels hingegen schalteten dabei längst geistig in andere Regionen.
„ Wenn einer Beziehungen hat!“
„ Ja, ja!“
Diese Einschränkung war die bittere, alles entscheidende Wahrheit. Schütti und Thorsten nickten mechanisch.
„ Was für ein Schwachsinn im Fernsehen verholzt wird. Und die kriegen auch noch Geld dafür!“
Nächste Runde. Ohne Beziehungen war das beste Drehbuch nicht mehr wert als der Preis von Altpapier.
Über hilfreiche Kontakte verfügte Sandor nicht. „Vom Tellerwäscher zum Millionär“, der amerikanischen Traum, funktionierte in Deutschland nicht. Stattdessen kassierte er seine tägliche Dosis krebserregenden Feinstaub aus den Tonerkartuschen der Kopierer.
Sandor hustete immer öfter.
„ Eine Mafia hat kein Interesse an ehrlich arbeitenden Menschen. Die fördern nur Kriminelle!“
„ Grand Theft Auto. Du musst deine eigene Gangsterkarriere starten!“
„ Von mir aus.“
Gruselgeschichten von geprellten Künstlern waren Sandor häufig zu Ohren gekommen. Autoren, deren jahrelange Arbeit an einem Buch von der Medienmafia mit einem Schlag vernichtet worden war. Dreiste Plagiate, sogar im öffentlich rechtlichen Fernsehen!
„ Mir wird das nicht passieren!“
Aber wie sollte er mit
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