Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
Damit er eines Tages zuschlagen könnte, wenn seine früheren Widersacher sich ganz in Sicherheit wiegten.
Die Berliner Unterwelt ahnte nicht, was auf sie zukam. Wie eine moderne Überwachungsdrohne würde er sich ihnen unhörbar und unsichtbar nähern, ihre Aktivitäten erforschen und analysieren.
Der bettlägerige Kommissar hob bei diesem Gedanken ab, flog in seiner Bettstatt über Berlin. Und erträumte sich dabei ihre skrupellosen Gesichter vor Augen. Ihr blödes, fassungsloses Glotzen, wenn er sie eines Tages wie von Geisterhand auffliegen ließ.
Zuerst diejenigen, die ihn beinahe unter die Erde gebracht hatten. Seine Mörder. Monatelanges Koma, auf dem schmalen Grat zwischen Leben und Tod. Folge seines einzigen Fehlers.
Sandors Beschreibungen verschwammen in Katzorkes Gehirn zu einem Brei aus bruchstückhaften Erinnerungen.
„ Nur einmal falsch reagiert!“
Seine Karriere durch ihre Brutalität zerstört. Der Sound von Sandors Monolog hatte seit einigen Sekunden aufgehört.
„ Entschuldigung, was hatten Sie gerade gesagt?“
Katzorke fiel wieder ein, dass er sein Mikrofon ausgeschaltet hatte. Er aktivierte es wieder.
„ Entschuldigung, was hatten Sie gerade gesagt?“
„ Ich wusste nicht, ob Sie noch dran sind?“
Katzorke war überwältigt von seinem inneren Zorn. Und verwirrt, weil Sandors Schweigen in der Leitung ihn aus seinen Rachegedanken aufgeschreckt hatte.
„ Bin noch dran. War gerade abgelenkt. Für heute ist es gut. Ich danke Dir, Sandor!“
„ Geht klar. Bringe ihr Handy dann gleich zu Miranda.“
„ In Ordnung! Bis morgen!“
„ Geht klar!“
Katzorke schaltete sein Gerät aus.
Sandor blieb einen Moment lang verwundert stehen und schaute auf seine Uhr. Es waren nur eineinhalb Stunden vergangen, seit ihr Telefonat begonnen hatte. Die Zeit kam ihm aber wie eine Ewigkeit vor.
Egal, der Boss bestimmte, wie er den Job zu erledigen hatte. Kein Problem!
Sandor machte sich auf den Weg zu Miranda. Eine drei viertel Stunde später saß er auf einem Stuhl in der Küche ihrer Wohngemeinschaft.
Mirandas Mitbewohnerinnen Kelly, Rosa und Jenny nahmen ihn neugierig in Augenschein. Sie hatten sich in der Küche alle um eine Flasche Prosecco versammelt. Dabei scherzten ihre lustigen WG Mitbewohnerinnen auffallend zotig. Und machten bald eine zweite Flasche auf.
Sandor war im Mittelpunkt ihres Interesses und musste zahlreiche Fragen beantworten, die er normalerweise mit dem Adjektiv „indiskret“ versehen und nicht beantwortet hätte.
„ Ihr seid ja betrunken. Lasst ihn in Ruhe!“
Miranda entzog ihren neuen Freund ihrer Neugier und schob ihn endlich in ihr Zimmer. Dort platzierte sie sich aufrecht sitzend auf ihrem Bett und schaute ihren Liebhaber auffordernd an.
„ Na, Süßer? War es anstrengend, mit dem Alten zu telefonieren?“
Sandor war gar nicht in der Stimmung zu reden.
„ Verrückter Typ! Ab jetzt werde ich die Welt mit den Augen einer Stubenfliege betrachten. Oben, unten, rechts, links, alles gleichzeitig erfassen. Möglichst jede Facette des Körnerparks. Der will sogar wissen, wie voll die Abfalleimer sind.“
„ Wirklich?“
„ Lief wie am Schnürchen.“
Sandor setzte sich auf die Bettkante. Mirandas Augen funkelten vor Neugier und Lebenslust. Sie sah unwiderstehlich aus.
„ Was wollte der Alte durch dich betrachten? Verfolgt er einen Plan?“
„ Fiel mir nicht auf.“
„ Musstest Du in dunkle Keller oder Abbruchhäuser?“
„ Nö.“
„ Schade.“
Aus Miranda sprudelten eine Menge Fragen, während sie ihre flauschigen Socken abstreifte und mit ihren nackten Füßen spielte. Sandor empfand diesen Katzorke plötzlich als penetrant. Er war anwesend. War irgendwie mit im Raum. Er war in diesem Moment eine unwillkommene Person. Sandor warf das Handy vor Miranda aufs Bett.
„ Keine Ahnung, was der will.“
„ Geht´s vielleicht ein bisschen ausführlicher?“
„ Ich frage mich das doch selbst! Vielleicht wollte er früher mal Kunstmaler werden. So einer, der sich mit Leib und Seele der Landschaftsmalerei widmet. Dann könnte ich ihn ja verstehen. Oder er möchte nur sein Gedächtnis trainieren, um trotz seiner mangelhaften Sehkraft Bilder intensiv zu erfassen. Noch kann ich mir seine Absichten nicht erklären. Ich begreife den Typen nicht.“
Sandor streckte sich auf Mirandas Kissen aus. Mit einem Sprung lag sie auf ihm und miaute wie ein Kätzchen in sein Ohr.
„ Hat unser Fragemonster dich geschafft?“
Sandor rang spielerisch mit ihr. Dabei
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