Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
zusammengekniffenen Augen, immer zu möglicher Gegenwehr bereit.
„ Ich bin frei, Fatma, verstehst Du? So frei warst Du noch nie in deinem Leben.“
„ So wirkst Du mit deiner Gangster Show auf mich aber nicht.“
Höchstens frei, jederzeit in die Hölle zu fahren, dachte sie still für sich. Andererseits musste sie zugeben, dass sie von sich noch nichts preisgegeben hatte.
„ Ich kann dir helfen, Dimitri. Ich bin dein Link in ein anderes Leben.“
Dimitri schleuderte sein halb gefülltes Glas gegen die Wand.
„ Du für mich? Bei dir gibt es nichts, was mich reizen könnte. Weder dein vorbildliches Leben, noch Du als Frau! Du weißt ja nicht mal selbst, wer Du bist! Die Kommissarin spielst Du doch bloß!“
Seine Augen blitzten triumphierend bei diesem Frontalangriff auf ihre Integrität. Und augenblicklich erkannte sie die Gefahr, in der sie schwebte. Dimitri war ein zutiefst erniedrigter Mensch, der nur eines wollte: Genugtuung. Er wollte sie nieder ringen, alles zum Einsturz bringen, was sie sich aufgebaut hatte.
„ Gelernt ist gelernt, mein Lieber! Kriminelle auszuliefern, ist mein Beruf!“
Die Sätze kamen seltsam gepresst und in Stakkato aus ihrem Mund.
„ Schlägt dein Herz wirklich für diese biedere, fette Gesellschaft, die sich ständig auf Kosten anderer ihre Diäten erhöht? Und ich Menschenfreund hatte geglaubt, dass Du deinen miesen Job nur Mehmet zuliebe machst. Für seine kriminellen Geschäfte! Weil Du in deinem Inneren von Herzen ein Outlaw bist.“
Fatma taumelte innerlich. Er hatte sie mit seinem verbalen Hieb so tief getroffen, dass nur noch ein Impuls sie durchzuckte, den sie beim Kampfsport gelernt hatte.
Angriff als Mittel zur Verteidigung!
Mit einem gezielten Karatestoß schlug sie zu. Ihre Fingerknöchel trafen ihn nahe dem Solarplexus.
Er keuchte, knickte jedoch nicht ein. Im Gegenteil, es schien ihm nichts auszumachen. Er lächelte.
„ So gefällst Du mir. Nicht so eine Schwuchtel, wie Mehmet.“
Ihr Knie schnellte hoch und traf ihn mit der Spitze am Beckenknochen.
Fatma schrie vor Schmerzen laut auf.
„ Lass wenigstens meinen Bruder aus dem Spiel, wenn Du dich rächen willst!“
„ Der hat es längst verdient, dass sein Verrat bestraft wird. Du weißt viel besser als ich, wie viele seinetwegen hinter Gittern sitzen.“
Fatma wollte den nächsten Karatestoß platzieren, da spürte sie seine Umklammerung.
„ Noch einen Drink?“
Fatma keuchte vor Anstrengung, sich zu befreien. Sein Gesicht kam näher, er betrachtete sie mit einem beinahe sanften Blick. Nur die Augen der Vogelspinne auf seinem Schädel blickten kalt wie schwarzer Turmalin.
Sie war so wütend, wollte den Blick in seine Augen vermeiden, aber sie wurde angesogen hinzuschauen. Der unsichtbare Schutz war weg, kein Verbergen seiner Gefühle mehr da, sie konnte ganz tief hineinsehen in sein Inneres, und es war alles noch da, was sie vermisst hatte.
Langsam, ganz langsam bröckelte auch bei ihr die Wand aus Misstrauen und Polizeischule, die Menschenabrichtung der psychologischen Schulung.
„ Dimitri.“
„ Ja, das ist wieder deine eigene Stimme, Fatma.“
Sie selbst hatte sich kaum sprechen gehört.
„ Ich bin so froh, dass Du wieder da bist.“
„ Und ich erst!“
Unglaubliche Anziehungskräfte wirkten auf sie. Rote Wolkenfetzen zogen wie im Zeitraffer draußen vorbei, so fest hielten sie sich gegenseitig, dass die Zeit in schnellen Impulsen verschwand.
Es gab nichts mehr zu reden in diesem schier ewig andauernden Moment. Ihre Körper hatten sich vollständig gegeneinander geöffnet, spürten und überließen einander.
Er überließ alles ihr. Ließ sie ihren Weg zu ihm tasten.
Fatma lächelte voller Glückseligkeit. Alle hinderlichen Gedanken, dass es zwischen ihnen eine Grenze gab, die auf der einen Seite gesellschaftliche Anerkennung und mäßigen Wohlstand bedeutete, auf der anderen Seite Abenteuer und illegalen Reichtum, erschienen lächerlich.
Es gab nur eines, die Liebe zwischen einander Vertrauten, grenzenlos und frei von dem, was verordnet und als korrekt dargestellt wurde.
Ihre Nähe erschien auf einmal so einfach, so leicht das Bedeutendste zu erreichen. Sich mit brennendem Verlangen in die Arme des anderen fallen zu lassen.
„ Ich lebe wieder!“
„ Ich auch.“
Sie bemerkte Tränen in seinen Augen.
„ Alle wissen, was Du für Mehmet getan hast und weshalb. Niemand macht dir einen Vorwurf.“
Fatma spürte noch diesen Kampf in sich, der jetzt nur noch
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