Kommissar Katzorke: Süße Schrippen (German Edition)
wichtig: ein Zugriff erfolgt nur bei eindeutiger Gefährdung der Kollegin. Oder ehemaligen Kollegin. Ganz wie ihr wollt.“
Nicht alle Beamten grinsten.
23.
Der Fahrer und Dimitri redeten leise miteinander auf Griechisch. Fatma konnte kein Wort verstehen.
„ OK, fahren wir!“
Dimitri rutschte dicht neben sie.
Der Wagen beschleunigte rasant. Dimitris Fahrer telefonierte, während er lässig am Lenkrad steuerte. Bald bog er in die Auffahrt zum Stadtring ein und beschleunigte auf der Überholspur. Andere Fahrzeuge wichen aus.
Bei Fatma stellte sich seltsamerweise ein Gefühl innerer Ruhe ein. So als wäre sie nach einer langen Reise endlich am Ziel angekommen. Die weichen Polster der Limousine schmeichelten ihrem Rücken. Sie verschwendete keinen Gedanken an irgendwelche Ausflüchte gegenüber ihrem alten Schulfreund.
Dimitri war die ganze Zeit über, wie sein Fahrer, mit Telefonieren beschäftigt.
Wieder verstand sie kein Wort, aber irgendwie zufrieden vermutete sie, dass er gerade ihretwegen Termine stornierte.
„ Luxus, so ein Wagen mit Chauffeur.“
Eine Blässe kam in sein Gesicht und ließ es im Licht der flimmernden Straßenbeleuchtung wieder unheimlich erscheinen.
„ Es ist angenehm, wenn man für bestimmte Freizeitvergnügen wohlhabende Freunde hat. Wer braucht schon eigenen Besitz, wenn er großzügige Menschen seine Freunde nennen darf. Mir gehört dieser Wagen nicht. Aber man hilft sich gegenseitig.“
Der Fahrer schaute nun öfter in den Rückspiegel, während er das Tempo des Wagens nochmals erhöhte. Sie fuhren inzwischen weit jenseits der Geschwindigkeitsbegrenzung.
Auf der sechsspurigen Stadtautobahn wirkten die Fahrzeuge auf der Mittelspur bald wie parkende Autos am Straßenrand. Dieses Höllentempo, das bei einer Kontrolle sofort mit dem Entzug der Fahrerlaubnis geahndet worden wäre, störte jedoch die Atmosphäre von entspannter Gelassenheit innerhalb der Limousine in keiner Weise.
Erst als Dimitris Chauffeur sicher war, dass ihnen kein Fahrzeug mehr folgte, verringerte er die Geschwindigkeit.
Es ist nicht der Zeitpunkt zu reden, dachte Fatma. Gelegentlich warf sie einen Seitenblick auf ihren früheren Schulfreund. Dachte sich seine Tattoos auf Schädel und Gesicht weg. Ja, dann bestand doch noch eine große Ähnlichkeit zu dem jungen Gesicht, wie sie es von früher her kannte. Kleine Lachfältchen seitlich der Augen waren über die Jahre hinzugekommen. Dimitri hatte offenbar nicht nur Trauriges erlebt in seiner Laufbahn.
Wenig später erreichten sie Wilmersdorf.
Dort wechselte der Fahrer die Autobahn und durchfuhr einen Tunnel unter einem riesigen Terrassengebäude. Frei nach Berliner Schnauze wurde es „Die Schlange“ genannt. Ein so genannter Architektenfurz, in langgezogenen Schlangenkurven direkt über die Autobahn gebaut. Das seltsame Gebäude sollte wohl die hässliche Trasse der Autobahn verdecken.
Der Fahrer bog noch im Tunnel in die Einfahrt eines Parkhauses ein.
In mehreren Windungen führte eine Fahrspur tief hinunter ins Untergeschoss. Dort parkte er das Auto und sie nahmen zu dritt einen Fahrstuhl in die oberste Etage der „Schlange“.
Wenige Schritte waren es dort bis zu einem Apartment, wo ihnen ein südländisch aussehender junger Mann ohne zu zögern den Schlüssel übergab. Dimitri dankte mit einem freundschaftlichen Handschlag. Auch der Fahrer ging nicht mit hinein, sondern bezog seinen Posten im Hausflur.
Fatma schaute sich um. Ihr erster Eindruck war positiv. Es wirkte modern eingerichtet und nichts deutete auf kriminelle Aktivitäten hin.
Ihre Pulsfrequenz hatte sich trotzdem spürbar erhöht. Bei seiner Einladung zum Essen hatte sie damit gerechnet, mit ihm in einem Restaurant zu landen.
Das Apartment verfügte über eine großzügige und bequem anmutende Sitzgruppe. Davor stand überdimensional groß ein Fernseher, ein Modell, das der gewöhnliche Konsument höchstens bei der Funkausstellung besichtigen kann.
„ Veranstaltet ihr hier Kinoabende?“
Dimitri lächelte uneindeutig.
Der große Raum des Apartments war aufgeteilt in einen Wohn- und Küchenbereich. Fatma inspizierte das sehr interessiert und überlegte sogar, ob Dimitri vielleicht ein griechisches Essen für sie kochen wollte? Den Gedanken verwarf sie aber gleich wieder als etwas zu naiv.
Eine edle Musikanlage in einer Regalwand fiel ihr noch auf. Sie integrierte sogar einen altmodischen Plattenspieler. Zwei Türen führten vermutlich in Bad- und Schlafzimmer.
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