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Kommissar Morry - An Alle Gesucht wird Moerder

Kommissar Morry - An Alle Gesucht wird Moerder

Titel: Kommissar Morry - An Alle Gesucht wird Moerder Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Lebensgeister auf. Ruckartig hob er seinen Kopf und sah dem Doktor gerade und fest in die Augen: „Wenn Sie mal zur ,Haifisch-Bay' kommen und Pat Folker in die Zange nehmen, könnte es Ihnen vielleicht doch gelingen, den Namen Ihres ehemaligen Mitarbeiters zu erfahren. — Außerdem befindet sich meine Schwester Beatrice in dieser Bar. Please, Doktor, grüßen Sie meine kleine Schwester und sagen Sie ihr, daß es mir leid ge...“
    Wie unter einem wilden Krampf zuckte Eric Shannons Oberkörper plötzlich hoch. Noch einmal lief ein Zittern durch seine Glieder, dann brach er in sich zusammen.
    Eric Shannon hatte ausgelitten. Sein vermeintlicher Weg in die Freiheit war zu einem Weg in den Tod geworden. Stumm und ergriffen blickte Dr. Jules Steenlund kurz auf die regungslose Gestalt. „Haifisch=Bay! Pat Folker und Beatrice Shannon“, wiederholte Steenlund flüsternd, um sich die Namen einzuprägen. Wie ein alter Mann erhob er sich dann und schritt unendlich erschöpft tiefer in den Wald hinein. Die letzten Worte Shannons gaben Steenlund doch noch einen leichten Hoffnungsschimmer und eine neue Kraft. Er achtete nicht auf die Gefahr, die hinter ihm angerückt kam. Mochten die Wärter von Dartmoor ihn einholen oder nicht. Es kümmerte ihn jetzt nicht mehr. So grauenhaft ihm auch das Schicksal in diesen Minuten erschien, so hatte es doch beschlossen, seine Flucht gelingen zu lassen . . .

    *

    Der rundliche Mister Jeff Vellane, seines Zeichens Direktor der Strafanstalt von Dartmoor, war in den folgenden Minuten nicht mehr wiederzuerkennen. Von seiner bei den Wärtern der Anstalt schon sprichwörtlich gewordenen stoischen Ruhe und Gelassenheit war nichts mehr zu sehen. Wie ein gereizter Stier lief er in seinem
    Büro hin und her. Wohl schon zum zwanzigsten Male hatte er zum Torhäuschen hinuntergesehen. Aber die Entflohenen wurden nicht eingebracht. Nach über einer Stunde kehrten seine Leute ohne Erfolg zurück. Die Suchaktion war mißlungen. Je ruhiger es wieder in Dartmoor wurde, desto nervöser wurde Jeff Vellane. Schweratmend hatte er für kurze Zeit hinter seinem Schreibtisch Platz genommen. Obwohl die Heizung in diesem Raum zur Nachtzeit abgedreht war, wischten seine zittrigen Hände den in Strömen fließenden Schweiß von seinem kahlgeschorenen Kopf. Mehr und mehr nahm der Spuk in seinem Hirn klare Formen an. Schon glaubte er in seiner Phantasie die zynischen Worte des Mannes im schwarzen Talar zu hören:
    „Direktor Vellane! — Sie haben sich der fahrlässigen Gefangenenbefreiung schuldig gemacht! — Wie konnte das geschehen? Dartmoor galt doch bislang als die sicherste Strafverbüßungsanstalt des Inselreiches. Kaum einem gelang es bisher zu entfliehen!“
    Was sollte er darauf antworten? Und außerdem würden die Herren, die eine Untersuchung der Sache gegen ihn leiteten, nicht das geringste Verständnis dafür aufbringen, daß er auf eigene Faust versucht hatte, Detektiv zu spielen. Man würde ihn nur mitleidig anschauen, wenn er erklärte, daß er die zwei Geflohenen nur aus dem Grunde in die gleiche Zelle gesperrt hatte, um ihre Unterhaltungen zu belauschen, in denen vielleicht Namen von weiteren Mittätern fallen würden. Die Antwort des Staatsanwaltes glaubte Direktor Vellane schon zu kennen. Hohnvoll würde es in seinen Ohren klingen: „Mister Vellane! Verbrechensaufklärung ist Sache der Polizei. Sie dagegen hatten nur dafür Sorge zu tragen, daß die Abgeurteilten ihre volle Zeit abzusitzen haben. Da Sie die Ihnen obliegende Aufsichtspflicht verletzt haben, indem es zwei der Insassen gelingen konnte, aus Dartmoor zu entweichen, haben Sie sich der fahrlässigen Gefangenenbefreiung schuldig gemacht. Da die auch Ihnen bekannten Tatbestandsmerkmale dieses Paragraphen somit erfüllt sind, beantrage ich . . .“
    Jeff Vellane wagte nicht weiterzudenken. Damned, warum mußte gerade ihm dieses Mißgeschick passieren? Ein dicker Kloß setzte sich in seinem Halse fest und machte ihm das Atmen schwer. Nervös blickte er sich in seinem Zimmer um. Als er die fingerdicken Eisenstäbe vor seinem Fenster sah, zuckte er unwillkürlich zusammen. Er hielt es nicht mehr länger in seinem Zimmer aus. Er brauchte Gewißheit. Wie vom Wahn gehetzt rannte er durch die langen Gänge der Hoftür zu. Überall erfaßten seine Augen Gitterstäbe, die ihn höhnisch anzugrinsen schienen. Als ihm die feuchte Nachtluft entgegenschlug, stockte sein Schritt. Durch das halbgeöffnete Tor drängten sich mehrere seiner Wärter in den

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