Kommissar Morry - Der Henker kam zu spaet
hinträumte.
„Wir wollen in die Küche gehen, Sir“, schlug Allan Raymond vor. „Ich glaube, da gibt es noch etwas zu trinken. Kommen Sie bitte.“
Der Kommissar war einem kräftigen Schluck nicht abgeneigt. Sie setzten sich an den einfachen Küchentisch und tranken einen kräftigen Männerschnaps. Anschließend zündeten sie sich beide eine Zigarette an.
„Warum hat er seine Frau umbringen lassen, Sir?“ fragte Allan Raymond voller Abscheu. „War er eifersüchtig auf sie ? Oder hatte er . . . ?“
„Das ist nicht mit einem Satz zu erklären“, sagte Morry nachdenklich. „Da müssen Sie mich schon weiter ausholen lassen. Wohlgemerkt: Ich brauche erst noch das Geständnis Philip Cantreils, um meine Vermutungen zu untermauern. Aber ich glaube, daß meine Kombinationen im Grundsätzlichen doch richtig sind. Demnach hat Philip Cantrell sich nach seiner Rückkehr aus der Kriegsgefangenschaft von feindlichen Agenten zum Landesverrat anwerben lassen. Er nahm das Angebot an. Warum, wird später noch zu klären sein. Vielleicht lockte ihn das Geld. Vielleicht auch das große Abenteuer. Jedenfalls wußte er von Anfang an, daß er allein nicht viel erreichen konnte. Ein glücklicher Zufall führte ihn mit Antony Fingal zusammen. Mit diesem Mann hatte er einen großen Treffer gemacht. Denn erstens war Antony Fingal gewissenlos und brutal bis zum letzten. Zweitens aber besaß er im Orchideen-Klub zahlreiche Freunde, die nun durch Erpressungen hörig und willenlos gemacht wurden. Hatten sie sich erst einmal in dem tödlichen Netz verfangen, so gab es keine Rettung mehr für sie. Sie mußten immer wieder die gefährlichsten Aufträge übernehmen.“
„Und Linda Cantrell?“ fragte Allan Raymond grübelnd. „Wie kam sie in den Klub?“
„Gedulden Sie sich bitte einen Augenblick, lieber Raymond, wir wollen den Fall von Anfang an rekonstruieren. Es war nur ein dummer Zufall, daß Dora Gibbon durch eine Razzia der Polizei im Hafenviertel auf gelesen wurde und dann in ein Erziehungsheim kam. Es bestand jetzt jedoch zum ersten Male die akute Gefahr, daß aus ihrem Munde die Polizei über das Treiben im Orchideen-Klub am Ruskin Wall erfahren könnte. Deshalb wurde sie auch sofort nach der Flucht aus Trontham von Antony Fingal und dessen Werkzeug Guy Hamper in den Tod getrieben. Bevor sie jedoch starb, erhielt die Polizei noch den Hinweis auf ein Haus am Ruskin Wall.
So begann die Gefahr . . .
Wie Linda Cantrell nun in den Klub kam, kann ich Ihnen auch erklären. Es war ein besonders raffinierter Trick Philp Cantrells. Er wollte sie ständig unter Kontrolle haben. Sie durfte ja nichts von seinem Doppelleben erfahren. Deshalb war sie nach seiner Ansicht im Klub am Ruskin Wall am besten aufgehoben. Sie sah dort nicht, was er selbst in den langen Nächten trieb. Sie wußte nicht, mit wem er sich traf. Sie hatte keine Ahnung von seinem schändlichen Treiben. Bis sie eines Tages im Klub dann doch irgendwelche Vermutungen aufschnappte. Ich glaube, daß es Thomas Cook war, der ihr die Augen öffnete. Sie hat ihm dann anscheinend zu Hause Vorhaltungen gemacht. Da ließ er sie, die ihm plötzlich zu gefährlich geworden war, kurzerhand von Guy Hamper aus dem Wege räumen.“
„Und ich hatte Mitleid mit ihm“, murmelte Allan Raymond in ehrlichem Zorn. „Ich bedauerte ihn, weil er nun so ganz allein auf der Welt stand.“
Morry nickte und sah dem Rauch seiner Zigarette nach. „Bis zu diesem Zeitpunkt hatte Philip Cantrell ganz richtig kalkuliert und auch große Erfolge erzielt. Aber nun auf einmal traten Rückschläge ein. Nun da Inspektor Mervan im Orchideen-Klub auf rätselhafte Art zu Tode kam, wurde damit ganz Scotland Yard, an der Spitze Kommissar Morry, auf den Plan gerufen. Damit war es unumgänglich geworden, Guy Hamper zu töten., denn er plauderte zu viel. Daß es an seiner Stelle erst Burt Holländer erwischte, lag an einer simplen Verwechslung in der dunklen Garage.
Thomas Cook war aus dem gleichen Grunde einen Tag vorher getötet worden. Antony Fingal hatte das Pech, in der Raketenwerft Haviland seiner eigenen Bombe zum Opfer zu fallen. Da mußte denn schließlich Philip Cantrell selbst in die vorderste Front. Denn Fingal war um des schnöden Geldes willen bis jetzt sein williges Werkzeug gewesen. Das aber wurde ihm zum Verhängnis. Er war gewöhnt, immer im Hintergrund zu bleiben. Nun plötzlich schlich er selbst seine Opfer an und setzte verzweifelt seine schamlosen Erpressungen fort. Erst jetzt wurde ich
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