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Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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hielt auf die Strommitte zu. Angela Sirion stand neben ihm, wie Marion Day neben ihm gestanden hatte. Nur mit dem Unterschied, daß sie sich der Gefahr völlig bewußt war. Ihre rechte Hand lag an der Pistole. Sie war jede Sekunde abwehrbereit. Angespannt bohrten sich ihre Blicke in den Nebel. Es war scheinbar alles ruhig. Aber sie wußte genau, daß die Polizeiboote in nächster Nähe lauerten. Die ganze Uferstrecke wimmelte von Polizisten. Überall standen Streifen mit wurfbereiten Leuchtbomben.
    Ernest Prince ahnte nichts von dieser Falle. Er war gleichgültig und abwesend wie sonst. Das Boot machte rasche Fahrt. Das Tuckern des Motors klang so leise, daß es von der grauen Brühe verschluckt wurde.
    „Wie lange noch?“ fragte Angela Sirion ungeduldig.
    „Drei Minuten. Wir sind gleich da.“
    Sie kamen in die Nähe des Millwall Pier. Ein dünner Pfiff gellte über die Wasserfläche. Ein rötliches Lichtsignal blinkte auf. Kurz nachher tauchten die Umrisse eines Kutters aus dem Nebeldunst. Auch heute ging alles reibungslos vonstatten. Blitzschnell und in fieberhafter Hast wurden die Pakete umgeladen. Ernest Prince nahm ein Bündel Scheine in Empfang. Dann war alles vorüber. Ernest Prince wollte eben sein Boot wenden, da brach die Hölle los. Rot und weiß glühten die Leuchtbomben an beiden Ufern auf. Grelle Scheinwerfer durchstießen den brodelnden Dampf. Überall ertönten schrille Polizeisirenen. Zehn, zwanzig Motore brüllten plötzlich durch die Stille. Was sind das doch für Esel, dachte Angela Sirion verzweifelt. Sie sind doch viel zu früh daran. Warum konnten sie nicht warten. Jetzt haben sie alles verdorben. Ernest Prince duckte sich nervös zusammen, als er die drohende Gefahr erkannte.
    „Bleiben Sie stehen, wo Sie sind“, zischte er. „Sie werden nicht schießen, wenn eine Frau an Bord ist. Wir steuern das rechte Pier an.“
    Es wurde eine Jagd auf Leben und Tod. Die Polizeikutter nahmen sofort die Verfolgung auf. Sie gaben Warnschüsse ab. Hart griffen ihre Lichter nach dem verfolgten Boot. Auch an den Ufern wurde es lebendig.
    „Wir kommen nicht mehr durch“, sagte Angela Sirion gepreßt. „Geben Sie es auf, Mr. Prince. Die Ufer sind besetzt. Wir würden auch dort nur der Polizei in die Arme laufen.“
    Ernest Prince biß die Zähne zusammen. Sein Gesicht war in dieser Sekunde fahl wie ein Totenschädel. Verzweifelt spähte er nach dem rettenden Ausweg aus. Dann hatte er plötzlich eine wahnwitzige Idee. „Wir halten auf die Turbinenschleusen zu“, zischte er hastig. „Dorthin werden sie uns nicht folgen. Sie haben Angst um ihr bißchen Leben. Sie fürchten, der Sog der Turbinen könnte sie in die Tiefe zerren.“
    Angela Sirion riß entgeistert die Augen auf. „Sind Sie denn verrückt geworden?“ keuchte sie. „Wenn Sie schon Selbstmord begehen wollen, so lassen Sie wenigstens mich vorher aussteigen. Fahren Sie in die Nähe des Ufers. Eine kurze Strecke kann ich notfalls schwimmen.“
    Emest Prince hörte nicht auf sie. Er war wie besessen von seiner irrsinnigen Idee. Er steuerte bereits die Schleuse an. Sie sahen die gefährlichen Strudel vor den Turbinenkammern hüpfen. Ein dünnes Summen klang über die Wasserfläche. Es hörte sich unheimlich gespenstisch .an.
    „Die Turbinen“, keuchte Angela Sirion. „Hören Sie denn nicht, Mr. Prince? Es sind die Turbinen.“ Emest Prince drehte sich hastig um. Ein wilder Triumph lag auf seinem Gesicht. Die Verfolger waren zurückgeblieben. Sie drehten ab. Sie wagten sich nicht in die Nähe der tückischen Wirbel. Das Boot begann zu tanzen. Es schlingerte unruhig auf und ab. Das Steuer gehorchte nicht mehr. Der Sog der Turbinen war stärker.
    „Wir sind verloren“, stammelte Angela Sirion schreckensbleich. „Es gibt keine Rettung mehr. Es ist aus. Endgültig aus.“
    Aber noch einmal stand Emest Prince das Glück zur Seite. Das Boot fuhr krachend gegen die steinerne Mauer der Schleuse. Dann lag es still.
    Unmittelbar da, wo es gestrandet war, führte eine eiserne Leiter auf die Zinne der Schleuse empor. Sie brauchten nur die Hände auszustrecken, um die Sprossen dieser Leiter zu erreichen.
    „Rasch!“ drängte Emest Prince mit pfeifendem Atem. „Machen Sie schnell! In ein paar Minuten werden die Cops auch diese Schleuse erreicht haben. Wir müssen einen Vorsprung gewinnen.“
    Angela Sirion schloß die Augen, während sie nach oben kletterte. Unter ihr war das kochende Wasser, ringsum die bleichen Nebelschwaden. Die Sprossen waren

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