Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Kommissar Morry - Der Judas von Sodom

Titel: Kommissar Morry - Der Judas von Sodom Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
Vom Netzwerk:
Girl aus dem Wasser zog. Die Kleine hieß Kate Hugard, nicht wahr? Sie war Tänzerin in der Austern Bar.“
    „Stimmt“, sagte Morry kurz angebunden. „Wissen Sie sonst noch was?“
    Ja, Chris Longman wußte noch mehr. Er war der geborene Schnüffler und Zinker.
    „Kate Hugard“, murmelte er, „ist früher mit einem dicken Makler aus Kentish Town gegangen. Der Kerl muß steinreich gewesen sein. Er machte ihr teure Präsente.“
    „Weiter!“ sagte Morry ungeduldig.
    „Sie hat den Burschen sausen lassen, Sir. Anscheinend gefiel er ihr nicht. Er sah ja nun auch wirklich recht unvorteilhaft aus. Und Geld allein kann ein junges Mädchen auf die Dauer auch nicht glücklich machen.“
    Morry nickte zerstreut. „Kate Hugard hat sich einen neuen Freund gesucht“, sagte er nach längerem Nachdenken. „Ich hörte es vorhin von Liz Etty. Dieser neue Freund soll jung und sehr elegant gewesen sein. Kennen Sie den Mann?“ Chris Longman schüttelte den Kopf. Sein hohles Gesicht spannte sich in gieriger Erwartung.
    „Wir kennen ihn noch nicht, Sir“, brummte er hastig. „Aber wenn Sie Wert darauf legen . . .“
    „Ja“, sagte Morry. „Ich möchte wissen, wer dieser Mann war. Schnüffeln Sie im Mulatten Klub und in der Austern Bar herum. Nehmen Sie Ihre Freunde mit. Je eher Sie mir den Namen bringen, desto höher fällt die Belohnung aus.“
    Chris Longman streckte seine dürren Hände vor. „Gibt’s einen Vorschuß, Sir?“ fragte er mit glitzernden Blicken. Morry wollte die peinliche Unterredung möglichst rasch beenden. Deshalb zog er auch schon im nächsten Moment seine Brieftasche. Fünf größere Scheine wechselten den Besitzer.
    „Geben Sie jedem den gleichen Anteil. Sagen Sie den Boys, worum es sich handelt. Ich hoffe, daß Sie Ihre Arbeit geschickt und unauffällig erledigen werden.“
    „Wie immer“, sagte Chris Longman unterwürfig. „Sie können sich auf uns verlassen, Sir. Werden noch heute Abend geschlossen in der Austern Bar sitzen. Die elf Girls machen in Zukunft keinen Schritt mehr, den wir nicht wissen. Ist es recht so, Kommissar?“
    „Ja“, sagte Morry einsilbig.
    Sie verabschiedeten sich ohne weitere Worte. Niemand hatte sie beobachtet. Kein Mensch hatte sie belauschen können.

    3

    Thom Harban hatte an diesem Abend eigentlich nichts Besonderes vor. Er schlenderte müßig durch das Stadtviertel Wapping, ging durch den düsteren Sodom Wall und betrachtete sich neugierig das Geländer, das in allen Zeitungen abgebildet gewesen war. Eine ganze Weile stand er tief in Gedanken versunken an jener Stelle, die einem jungen Mädchen den Tod gebracht hatte. Er beugte sich über die eiserne Querstange, er spähte in das ölige Wasser hinunter, er warf einen Stein hinab und horchte aufmerksam dem klatschenden Geräusch nach. Fünf Minuten später wanderte er weiter. Er ging bis ans Ende der engen Gasse. Dann wandte er sich nach rechts. Er stieg die ausgetretenen Stufen zum Bouillonkeller hinunter. Das Lokal schien ihm gut vertraut zu sein. Ohne Zögern ging er durch die Tischreihen. In der hintersten Ecke hängte er Hut und Mantel an einen Haken und musterte schweigsam die fünf schäbigen Spitzel, die finster und mürrisch am letzten Tisch versammelt waren.
    „Ist es gestattet?“ fragte er lächelnd.
    „Scher dich zum Teufel“, knurrte Chris Longman erbost. Sein kahler Totenschädel war grüngelb vor Ärger. Feindselig zog er die blassen Brauen zusammen. „Such dir einen anderen Platz“, zischelte er. „Wollen mit dir nichts mehr zu schaffen haben.“
    Thom Harban schien verdammt schlecht zu hören. Er reagierte überhaupt nicht auf die gereizten Worte. Schweigsam ließ er sich auf dem einzigen freien Stuhl nieder. Mit seinem eleganten Anzug und den betont vornehmen Manieren stach er auffällig von der verkommenen Runde ab.
    „Wo warst du in den letzten zwei Wochen?“ fragte Buster Lorre argwöhnisch. „Wo hast du dich herumgetrieben?“
    „Ich war im Gefängnis“, bekannte Thom Harban wahrheitsgemäß. „Die Cops steckten mich vierzehn Tage lang in Untersuchungshaft. Wollten mir einen Mord anhängen. Hatten aber keinerlei Beweise gegen mich. Da mußten sie mich schließlich wieder laufen lassen.“
    Er machte eine kurze Pause und sah sich nach der Bedienung um.
    „Einmal Linsensuppe mit geräucherten Würsten“, rief er dem drallen Mädchen zu.
    Er bekam einen dampfenden Teller serviert. Heiß und verlockend stiegen die Gerüche auf. Chris Longman und seinen Spießgesellen lief das

Weitere Kostenlose Bücher