Liebeslüge, Liebesglück? (Julia) (German Edition)
PROLOG
Marisa verschlug es den Atem, als der Mann ihr gegenüber eine schmale Schatulle aus der Tasche zog und aufklappte. „Für dich“, sagte er liebevoll.
Überwältigt sah sie ihn an und strich mit der Fingerspitze über die Edelsteine, die ihm Kerzenlicht glitzerten. „Sie ist wunderschön“, hauchte sie. „Aber bist du dir wirklich sicher, dass ich …?“ Ihre Stimme zitterte besorgt.
Der Mann nickte nachdrücklich. „Absolut sicher.“
Marisa nahm die Schatulle entgegen, klappte sie widerstrebend zu und sah den Mann an, der ihr gerade dieses sündhaft teure Schmuckstück geschenkt hatte, als Symbol seiner Gefühle für sie. Sie schob die Schatulle in ihre Designertasche aus butterweichem Leder – ein weiteres Geschenk von ihm. Dann sah sie ihn wieder an. Sie hatte nur Augen für ihn und ganz sicher nicht für den Mann mittleren Alters, der ein paar Tische weiter eine SMS schrieb, das Gesicht im Schatten.
Seit Ian in ihr Leben getreten war, hatte sich Marisas Leben so sehr verändert, dass sie es noch immer nicht fassen konnte. Als sie vor wenigen Monaten nach London gekommen war, hätte sie niemals damit gerechnet. Natürlich war sie voller Hoffnungen, Ehrgeiz und Ziele gewesen. Doch dass diese sich wirklich erfüllt hatten und sogar übertroffen worden waren, machte sie noch immer fassungslos. Und all diese wunderbaren Veränderungen brachte dieser umwerfend attraktive Mann mit sich, der ihr nun gegenübersaß und sie so liebevoll betrachtete.
Marisa biss sich leicht auf die Lippe. Wenn sie sich nur nicht vor der Welt verstecken müsste, als sei sie ein Geheimnis, für das man sich schämt! Doch genau das war sie im Grunde genommen: ein kleines schmutziges Geheimnis, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war.
Und aus diesem Grund konnten sie sich bislang nur an Orten wie diesem treffen, an denen Ian sich sonst nicht aufhielt. Hier würde ihn niemand erkennen und sich darüber wundern, dass er mit ihr zu Abend aß statt mit Eva.
Dieser Name quälte Marisas Gewissen. Und als sie nun wieder Ians attraktives, lächelndes Gesicht betrachtete, wünschte sie sehnlichst, Eva wäre nicht die, die sie war – seine Frau.
1. KAPITEL
Athan Teodarkis betrachtete die vor ihm auf dem Schreibtisch ausgebreiteten Fotos und kniff verärgert die sinnlichen Lippen zusammen, sodass sie ganz schmal wurden. Es war also tatsächlich so gekommen, wie er schon befürchtete, seit seine Schwester Eva ihm erzählt hatte, in wen sie verliebt war.
Mit großer Willenskraft lockerte er seine Schultern, die vor Wut und Empörung stark angespannt waren. Er lehnte sich gegen die Lederpolster seines Stuhls, auf dem er an seinem Schreibtisch aus Mahagoni saß. Durch die riesigen Panoramafenster am anderen Ende seines großen Büros hatte er eine atemberaubende Aussicht über London, wo sich die Hauptgeschäftsstelle von Teodarkis International befand. Doch heute hatte Athan für die beeindruckende Sicht keinen Blick übrig. Stattdessen sah er sich immer wieder die Fotos an. Sie waren mit einer Handykamera aus etwa sechs Metern Entfernung aufgenommen worden, lieferten aber trotzdem eindeutige Beweise: Darauf sah Ian Randall mit hingebungsvollem Blick auf seinem jungenhaft attraktiven Gesicht die Frau an, die ihm gegenübersaß.
Sie hatte wie Ian einen hellen Teint und blondes Haar und war unfassbar hübsch. Das helle Haar fiel ihr seidig auf die Schultern, ihre Gesichtszüge waren makellos: sinnliche, leicht geöffnete Lippen, eine zarte Nase und glänzende blaue Augen. Kein Wunder, dass ihr Gegenüber ganz betört von ihr zu sein schien.
Athan hatte von Anfang an befürchtet, dass Ian ein schwacher Mensch ohne Selbstdisziplin war, ein Casanova wie sein Vater. Martin Randall war dafür berüchtigt gewesen, den Reizen praktisch jeder Frau zu erliegen, die ihm über den Weg lief – bis ihm die nächste begegnete und er seine aktuelle Gespielin fallen ließ.
Angewidert und voller Verachtung verzog Athan den Mund. Wenn sich Ian als ein ebenso schlimmer Frauenheld erweisen sollte wie sein Vater … Er hätte Eva davon abhalten müssen, ihn zu heiraten! dachte er voller Selbstvorwürfe. Doch er hatte Ian nicht vorschnell verurteilen wollen und hatte seine Vorbehalte nicht zum Ausdruck gebracht – obwohl sein Instinkt ihm dringend dazu geraten hatte. Und jetzt hatte er den Beweis. Ian war genau wie sein Vater: ein Casanova und Ehebrecher.
Wütend stand Athan auf und nahm den Hefter zur Hand, dessen explosiver Inhalt
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