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Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill

Titel: Kommissar Morry - Der Moerder von Richmond Hill Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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öffnete die Flügel und stieg ins Freie.
    „Laß mich nicht allein!" bat Julia ängstlich.
    Er achtete nicht auf sie. Gebückt schlich er entlang der Hauswand auf den Hinterausgang zu. Es regnete noch immer, aber bei weitem nicht so stark wie noch vor einiger Zeit. Das gleichförmige Fallen der Tropfen auf die Blätter der Bäume erzeugte ein beruhigendes Rauschen. Er vermied es, die Taschenlampe zu benutzen. Er wollte sich nicht verraten. Es erfüllte ihn mit heimlichem Stolz, daß er keinerlei Furcht empfand. Eher kam er sich wie ein Jäger vor, der ein seltenes Wild zu stellen versucht. Er kannte jeden Fußbreit Boden. Die Pistole in seiner Hand vermittelt ihm ein Gefühl überlegener Sicherheit. In ihm loderte das brennende Verlangen, den unbekannten Eindringling zu überrumpeln. Plötzlich, gerade als er an den Mülltonnen vorüber wollte, fuhr ihm etwas zwischen die Augen. Es war ein ungewöhnlich harter, knochiger Gegenstand; vermutlich eine Faust. Der Schlag war so brutal und schmerzhaft, daß er für einen Moment betäubt die Augen schloß und ganz vergaß, die Pistole zu benutzen. In der nächsten Sekunde erhielt er einen zweiten, nicht minder hart geführten Schlag an die Schläfe. Er kippte vornüber und fiel in eine Regenpfütze. Bewegungslos blieb er liegen. Er hatte keine Ahnung, wie lange er so gelegen hatte. Er erwachte von dem unangenehmen Empfinden nasser, an seinem Körper klebender Kleider. Langsam hob er den Kopf und schüttelte ihn. Hinter seiner Stirn lag ein dumpfer, schmerzhafter Druck. Allmählich kehrte sein Erinnerungsvermögen zurück. Er stand auf. Einen Moment mußte er sich an dem Dach stützen, das die Mülltonnen gegen den Regen abschirmte. Er hatte ein Gefühl, als wäre Sägemehl in seinen Kniegelenken. Dann taumelte er zum Hinterausgang. Was er erwartet hatte, bestätigte sich: die Tür stand offen. Der Schlüssel lag auf dem Korridorboden. Carter bückte sich und steckte den Schlüssel ein. Es war offenkundig, daß der Unbekannte den Schlüssel von außen nach innen durchgestoßen hatte. Es mußte sich bei dem Mann um einen alten Hasen handeln, der sich im Umgang mit Schlössern auskannte.
    Carter ging in den Keller. Im Schein der Taschenlampe öffnete er die Sicherungsbox und drehte eine neue Sicherung ein. Dann stieg er nach oben ins Erdgeschoß.
    Julia saß im Salon. Sie hockte auf der äußersten Kante der großen Couch und rauchte blaß, nervös und zitternd eine Zigarette. Der merkwürdige Glanz in ihren Augen verriet, daß sie schon wieder getrunken hatte. Jonathan Carter nahm es ihr nicht übel. Er hatte selbst das Gefühl, sich mit einem tüchtigen Schluck stärken zu müssen.
    „Nun?" fragte sie und blickte ihm entgegen.
    „Er ist weg."
    „Du warst lange Zeit draußen."
    „Wie lange?"
    Julia blickte ihn erstaunt an. Erst jetzf bemerkte sie seinen durchnäßten, verschmutzten Anzug. „Was ist geschehen?"
    Carter ließ die Pistole in die Jackettasche gleiten und fuhr sich mit der Hand über die schmerzende Stirn. „Er hat mich an der Schläfe erwischt. Ich muß einen Moment das Bewußtsein verloren haben. Als ich erwachte, lag ich in einer Pfütze neben den Mülltonnen. Wie lange war ich weg?"
    „Drei Minuten, schätze ich."
    Carter nickte. Er legte die Taschenlampe beiseite und schaute sich nach seinem Glas um.
    „Du solltest die Polizei anrufen", empfahl Julia. Sie zitterte stärker als zuvor. Jetzt, nachdem alles vorüber schien, wurde sie ein Opfer der übermäßig strapazierten Nerven. „Ich habe es mir überlegt. Du kannst schließlich nichts dafür, wenn sich ein Einbrecher um dein Haus bemüht. Du mußt etwas unternehmen."
    Er schüttelte den Kopf. „Das war kein Einbrecher im gewöhnlichen Sinne", meinte er. „Darüber müssen wir uns im klaren sein. Er will entweder dich oder mich treffen."
    „Willst du andeuten, es sei der gleiche, der mich zu erwürgen versuchte?"
    „Davon bin ich überzeugt."
    „Warum hätte er zurückkommen sollen? Doch nur, um sein Werk zu vollenden! Aber er hat nichts dergleichen versucht."
    „Er wollte nur seine Sachen holen."
    „Sind sie denn verschwunden?"
    Carter nickte. „Ich habe mich in der Garderobe davon überzeugt", sagte er. „Mantel, Schirm und Schuhe sind nicht mehr da."
    „Woher konnte er wissen, daß du die Sachen an dich genommen hast?"
    „Er hat es nur vermutet, nehme ich an, aber die Vermutung stimmte."
    Carter setzte sich. Er hatte sein Glas entdeckt und führte es an die Lippen. Dann, nachdem er

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