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Kommissar Morry - Endstation Mord

Kommissar Morry - Endstation Mord

Titel: Kommissar Morry - Endstation Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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sie war noch zu einem Drittel voll. Er schaute sie an und entdeckte zu seiner Verblüffung, daß es ihm davor ekelte.
    Das warf ihn um. Wie erklärte es sich, daß er das Zeug auf einmal nicht mehr sehen, geschweige denn zu trinken vermochte? Es ist die Erregung, dachte er. Mein Magen revoltiert. Morgen sehen die Dinge gewiß ganz anders aus.
    Er blickte auf das Telefon. Carol hatte versprochen, ihn an einem der nächsten Tage anzurufen. Ihm dämmerte, daß er nicht den Mut finden würde, bis dahin sein Zimmer zu verlassen, aus Furcht, er könnte den Anruf versäumen.
    Wieder schaute er in den Spiegel. Er sah sein Gesicht... die regelmäßigen, gut geschnittenen Züge mit den hellen Augen und dem drahtigen, dunkelblonden Haar.
    Sah so ein Mörder aus?
    „Noch bin ich's nicht", sagte er laut und begann in dem kleinen Zimmer auf und ab zu gehen. Ihm war klar, daß es keinen Sinn hatte, sich jetzt ins Bett zu legen. Er dachte an Carol und ihre dunkle, rauchige Stimme. Was hatte sie doch gleich vor dem Abschied zu ihm gesagt?
    „Joe war ursprünglich dafür, einen Gangster zu engagieren. Das ist hier in New York nicht schwer. Zur Not hätte man jemand aus Chicago bestellen können. Aber darauf kommt es mir ja gar nicht an. Ich brauche Sie, Frank, einen gut aussehenden Burschen ohne kriminelle Vergangenheit, einen jungen Mann, dem man seine Leidenschaft und die aus dem Impuls begangene Tat abnimmt..."
    Aus dem Impuls begangen, dachte er bitter. Naja, so sollte es eben aussehen. Ob die Polizei auf den Schwindel reinfallen würde? Fest stand, daß Carol nicht ganz unbeschadet aus der Affäre hervorgehen konnte. Sie wußte natürlich, daß man sie in der Oeffentlichkeit wegen ihres ,Liebhabers' öffentlich verurteilen würde, aber sie war gern bereit, diese kleine Unannehmlichkeit auf sich zu nehmen. Plötzlich klingelte es. Frank zuckte zusammen. Seine Wirtin war zu ihrer Schwester aufs Land gefahren, für vierzehn Tage. Er war ganz allein in der Wohnung. Wer konnte jetzt noch etwas von ihm wollen? Es war fast drei Uhr morgens. Ich gehe nicht raus, dachte er. In diesem Moment klingelte es zum zweitenmal. Er hatte das Läuten noch nie zuvor als so aggressiv und lärmend empfunden. Dann klingelte es gleich zweimal hintereinander. Frank trat ans Fenster und blickte auf die Straße hinab. Entlang des Bürgersteigs parkte ein Wagen hinter dem anderen. Das Licht der Laternen spiegelte sich auf den glatt gelackten Dächern. Es war ein Bild wie in jeder anderen Nacht.
    Es klingelte erneut. Er wandte sich mit einem Ruck um und lief förmlich in den Flur; auf einmal hatte er es eilig, zu erfahren, worum es sich handelte. Vielleicht war es das Mädchen, vielleicht war ihr noch etwas eingefallen, irgend etwas Wichtiges, das sie zu sagen vergessen hatte. Als er öffnete, stand er einem hochgewachsenen, hageren Mann gegenüber ... einem Typ, der ihm auf den ersten Blick hin Abscheu einflößte.
    Frank vermochte nicht sofort zu sagen, woran das lag. Der Fremde war ungefähr fünfzig Jahre alt; er hatte eine braune, wie gegerbt erscheinende Haut mit tiefen Wangenfalten, eine große, klobige Nase und wulstige Lippen. Seine Augen waren dunkel. Er trug einen dunkelblauen, gut geschnittenen Anzug und einen grauen Filzhut.
    „Mr. Baker?" fragte der Mann mit einer mürrischen, leicht nuschelnden Stimme.
    „Ja, das bin ich. Was wünschen Sie?"
    „Ich möchte Sie sprechen."
    „Jetzt... um diese Zeit?"
    „Sie sind doch gerade erst nach Hause gekommen", sagte der Mann und nahm gelassen eine Pistole aus der Tasche. „Diese Stunde ist so gut wie jede andere. Also machen Sie keine Geschichten und gehen Sie voran!"
    „Sie sind wohl nicht bei Tröste", widersprach Frank. „Hier können Sie so etwas nicht machen. Was soll das sein? Ein Hold-up? Hier im Haus wohnen zwei Dutzend Leute ..."
    „Können Sie nicht hören?" unterbrach ihn der Fremde grollend. „Sie sollen vorangehen!"
    Frank zuckte die Schultern. Er wandte sich um und ging zurück in sein Zimmer. Der Fremde folgte ihm. Auf der Schwelle schaute er sich um. „Man kann nicht behaupten, daß Sie zu den Leuten gehören, die erster Klasse reisen", sagte er fast mitleidig.
    „Können Sie mir für zwanzig Dollar im Monat eine bessere Bude besorgen?" fragte
    Frank. Er hatte keine Angst, obwohl der Unbekannte noch immer die Pistole in der Hand hielt.
    Der Fremde zog die Tür hinter sich ins Schloß. „Ich bin kein Wohnungsvermittler", sagte er.
    Frank grinste. „Sie könnten einer sein.

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