Kommissar Morry - Endstation Mord
wegen deiner Untreue zu sinnen, bin ich sogar bereit, dir zu helfen!"
„Und warum?" fragte sie höhnisch. „Weil du fürchtest, ich. könnte dich wegen der Rauschgiftgeschichte verraten! Ich brauche deine Hilfe nicht. Ich habe nicht darum gebeten!"
„Du redest Unsinn und bist am Boden zerstört, weil dein geliebter Joe nicht mehr lebt", erwiderte er. „Du glaubst, daß das Leben ohne ihn keinen Sinn mehr hat. Aber schon morgen oder übermorgen wirst du anders denken. Und selbst wenn es eine Woche oder einen Monat dauern sollte, bis du darüber hinweg bist... die Wandlung kommt bestimmt! Eines Tages wirst du begreifen, daß er deine Liebe nicht verdient hat."
„Wer sagt dir, daß ich besser bin als du oder er?" fragte sie mürrisch. „Ich habe ihn geliebt, das ist alles. Wenn man liebt, fragt man nicht nach Verdienst oder Unverdienst."
„Ich will mich bemühen, dir keine weiteren Vorwürfe mehr zu machen", sagte er. „Schließlich bin ich auch kein Engel. Vielleicht ist es ganz gut, daß wir gezwungen waren, die Karten offen auf den Tisch zu legen. Jetzt können wir gemeinsam, ohne Geheimnisse voreinander zu haben, durch dick und dünn gehen."
„Darauf verzichte ich!"
„Ohne mich bist du verloren."
„Doch", sagte er und ein spöttisches Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich bin der einzige, der weiß, daß du Joe Simpson erschossen hast!"
*
„Das ist nicht wahr", schrie sie. „Es war ein unglückseliger Zufall!"
„Nicht ganz", berichtigte er lächelnd. „Muß ich dich daran erinnern, daß du mir plötzlich die Pistole aus der Hand gerissen hast? Dir gingen auf einmal die Nerven durch. Du wolltest, daß sowohl Joe als auch ich die Wohnung verließen. Ja, du warst sogar wütend auf ihn, weil du fandest, daß ich ihn brüskiert hatte, ohne daß er sich in passender Weise zu verteidigen vermochte. Joe und ich mußten rückwärts zur Tür gehen, während du uns mit der Pistole dirigiertest. Ich sehe noch jetzt dein Gesicht vor mir... hochrot, wütend und verzerrt. Du hattest die Nase gestrichen voll. In diesem Moment berührtest du mit einem Finger den Abzug der entsicherten Pistole. Es krachte . .. und dein geliebter Joe fiel um."
„Ich sagte ja, daß es ein schrecklicher, ein unglückseliger Zufall war!" schluchzte Carol, die sich auf den Bauch drehte und den Kopf in ein Kissen drückte.
Tone schaute auf sie herab. „Ich warnte dich, mit der Pistole vorsichtig umzugehen", sagte er.
„Aber du hörtest nicht auf mich... du warst wie von Sinnen!"
Carol wälzte sich wieder auf den Rücken. Ihre Augen schwammen in Tränen. „Ruf meinetwegen die Polizei an", sagte sie tonlos. „Es hat ja doch keinen Zweck..."
„Wenn wir Baker erwischen, sind wir nicht gefährdet. Du hast gesagt, daß Joe von dir weder Briefe noch Bilder besitzt, und daß er dich seinen wenigen Bekannten gegenüber stets als Carol Leeds vorstellte. Niemand weiß also, wer du in Wirklichkeit bist. Nur Baker ist informiert... er ist die schwache, gefährliche Stelle, die es abzudichten gilt. Darum schickte ich Riley zu ihm..."
„Wer ist Riley?" unterbrach sie ihn.
„Einer meiner Leute. Ein zuverlässiger Mann, der gegen entsprechende Bezahlung so ungefähr jeden Auftrag übernimmt. Er sollte Baker aufs Korn nehmen."
„Nein!"
„Begreife doch endlich, daß sich hier mit gutem Zureden nichts erreichen läßt!"
„Aber mit Geld! Ich stehe am Rande eines Nervenzusammenbruchs. Der Gedanke, daß jetzt auch noch Baker sterben soll, ist mir einfach unerträglich. Gib ihm doch das Geld, dann haben wir Ruhe..."
Tone schüttelte den Kopf. „Du kennst die Manieren eines Erpressers schlecht", sagte er. „Er kommt immer wieder. Was sollte ihn daran hindern? Nein, ich bin dafür, sichere Arbeit zu leisten. Baker muß sterben. Am besten durch deine Hand..."
Carol richtete sich auf. Großäugig starrte sie ihrem Mann ins Gesicht. „Durch meine Hand?" fragte sie.
„Ja... es geht doch schließlich auch um deinen Hals, nicht wahr?"
„Nein, nein ... so kriegst du mich nicht zu fassen!" stieß Carol hervor. „Ich durchschaue dich. Dir geht es bloß darum, mich noch fester an dich zu binden! Du willst, daß ich, genau wie du, dem Verbrechen diene!"
„Steckst du nach dem Mord nicht schon mitten drin?" fragte er. „Es hat keinen Zweck, wenn du dir in diesem Punkt etwas vormachst. Du mußt anfangen, den Realitäten ins Auge zu blicken. Du, Carol Tone, hast einen Menschen getötet. Du hast Joe Simpson
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