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Kommissar Morry - Endstation Mord

Kommissar Morry - Endstation Mord

Titel: Kommissar Morry - Endstation Mord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans E. Koedelpeter
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Amateurfoto, mein Lieber. Wahrscheinlich mit einer einfachen Box aufgenommen. Wenn du anfängst, eine Ausschnittvergrößerung herstellen zu wollen, wird sie so grobkörnig, daß die letzten wichtigen Details dabei untergehen."
    „Wir müssen mit Retusche ein bißchen nachhelfen."
    „Ich halte nicht viel davon.“
    „Immerhin ist es ein Anhaltspunkt. Hast du inzwischen etwas gefunden?"
    „Ja, einen Stapel Briefe. Sie stammen von seinen Klienten. Nichts, was sich auf den Mord beziehen könnte. Tagebuch scheint er nicht geführt zu haben...“
    „Nur Geduld“, meinte Craig. „Wir werden schon noch etwas entdecken. So, wie uns das Wäschereizeichen in seiner Kleidung geholfen hat, ihn zu identifizieren, so werden wir auch mit Hilfe des Fotos herausbekommen, wer das Mädchen ist."
    „Glaubst du, daß sie es getan hat?"
    „Nein, aber von ihr dürfte ein direkter Weg zu dem Täter führen."
    „Was hältst du übrigens von der Aussage dieses Baker?"
    „Sie dürfte zum großen Teil richtig sein. Aber trotzdem ist es ganz sicher so, daß er uns etwas verschweigt."
    „Ich hätte den Burschen eingesperrt!"
    „Das wäre nicht fair gewesen."
    „Man soll Fairneß nicht übertreiben."
    „Ich suche den Täter und keinen Sündenbock!"
    „Okay, okay. Ich denke, wir sollten gehen. Hier ist nichts mehr zu holen."
    Als sie eine Stunde später in ihrem Arbeitszimmer saßen, kam Mr. Finch, der Ballistiker, herein. „Der Schuß ist aus einer 38er Wevering abgefeuert worden", sagte er. „Daran gibt es keinen Zweifel."
    „Was ist denn das für'n Ding?" fragte Fauldin.
    Finch warf ihm einen mitleidsvollen Blick zu. „Wie lange sind Sie schon bei uns, Bill?"
    „Okay, okay, Meister. . . fangen Sie schon an, mit Ihren Kenntnissen zu brillieren!" spottete Fauldin.
    Finch räusperte sich. „Die Firma Wevering wurde zu Kriegsbeginn von der Smith Corporation übernommen. Man baute die alte 38er noch eine Zeitlang weiter, weil man hoffte, daß sie die Regierung als Armeemodell akzeptieren würde. Als das nicht geschah, ließ man die Produktion fallen. Ich habe in der Kartei nachgeschaut... insgesamt sind in den Vereinigten Staaten rund zwölftausend Weverings hergestellt und verkauft worden. Rund elftausend davon sind registriert. Der Rest ging ins Ausland. Wir wissen nicht, wer die Käufer der Pistolen waren."
    „Das hilft uns also nicht weiter", meinte Fauldin.
    „Es ist alles, was ich dazu sagen kann", erklärte Mr. Finch. Er ging hinaus und Craig
    nahm an seinem Schreibtisch Platz. Er zog das gerahmte Foto aus der Tasche. „Ein verdammt hübsches Mädchen", sagte er.
    „Sieh mal nach, ob etwas auf der Rückseite steht", schlug Bill vor.
    „Ist schon geschehen. Kein Wort." Craig nahm trotzdem das Bild nochmals aus dem Rahmen. „Hier ist allerdings eine auf gedruckte Nummer", stellte er fest.
    Fauldin trat neben Craig. „Das ist die Kundennummer", meinte er. „Vielleicht auch die laufende Nummer der automatischen Kopieranlage.“
    „Kannst du dich darum kümmern?“
    „Wird erledigt."
    Fauldin ging mit dem Bild hinaus und Craig starrte einen Augenblick lang auf das Kreuzworträtselheft, das noch immer aufgeschlagen neben dem Telefon stand.
    Ihm fiel ein, daß ihn am frühen Morgen das Klingeln des Apparates aus seinem Nachdenken gerissen hatte. Nummer zwölf, waagerecht, eine braune, aus Steinkohlenteer gewonnene Flüssigkeit, die zum Imprägnieren von Holz dient...
    Er pfiff plötzlich durch die Zähne und griff nach dem Bleistift. Dann trug er in das vorgesehene Feld mit großen Buchstaben das Wort ,Karbolineum' ein. Zufrieden betrachtete er sein Werk und warf dann das Heft in eine Schublade. Es gab Wichtigeres zu tun.

    *

    Als Tone gegen fünf Uhr nach Hause kam, sah sein Gesicht müde und verfallen aus. Er legte den Hut auf die Ablage in der Garderobe und betrat dann das Wohnzimmer. Carol ruhte in einem goldfarbenen Hausanzug auf der Couch. Neben ihr, auf dem Boden, lag ein aufgeklapptes Buch. Carol starrte an die Zimmerdecke und wandte bei seinem Näherkommen nicht einmal den Kopf. Er ging an der Couch vorüber zur Bar und öffnete eine Flasche. Schweigend füllte er ein Glas. Erst, nachdem er es bis zur Hälfte geleert hatte, fragte er: „Willst du einen Whisky?"
    Carol rührte sich nicht. Es schien fast so, als habe sie ihn nicht gehört.
    „He ... kannst du nicht antworten?" fragte er.
    Träge rollte sie den Kopf zur Seite und blickte ihn an. „Ich habe schon genug von dem Zeug getrunken", sagte sie matt.

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