Kommissar Morry - Endstation Mord
wahr?"
„Ich freue mich mehr, als ich sagen kann. Alles wird noch gut werden!"
„Ja", sagte Carol mit tonloser Stimme. „Alles wird noch gut werden." Dann hing sie auf.
Tone rieb sich die Hände. Er stand dicht neben ihr. „Das ist gut. . . sehr gut sogar!"
. Sie blickte ihn erschreckt an. „Hast du gehört, was er gesagt hat?"
„Nein, wieso? Aber aus deinen Antworten war doch zu entnehmen, daß du heute zu ihm gehst!"
„Was soll ich ihm denn sagen?"
„Irgend etwas. Halte ihn fest. Mache ihn noch verliebter, als er schon ist."
„Wer sagt denn, daß er verliebt ist?"
„Das ist ganz sicher. Er hat es deutlich genug durchblicken lassen, als ich mit ihm im Büro sprach."
„Also gut . . . weiter!"
„Bestärke ihn in seiner Verliebtheit. Geh mit ihm auf. sein Zimmer..."
„Ist das dein Ernst?"
„Versteh mich doch nicht falsch, bitte! Du mußt erreichen, mit ihm allein zu sein. Ich gebe dir die Pistole mit..."
Carol schüttelte sich. „Ganz ausgeschlossen! Ich schaffe es einfach nicht. Wenn das Furchtbare wirklich unvermeidlich ist, soll Riley es erledigen. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, von der Feuerleiter aus durch das Fenster zu schießen. Riley hat doch noch genug Zeit, das zu erkunden! Er kann sich dort inzwischen gründlich umsehen!"
Tone hob den Hörer ab und wählte eine Nummer. „Ich will versuchen, ob er schon zu Hause ist." Als sich Riley meldete, sagte er: „Tone. Gut, daß ich dich erreiche ..."
„Ich habe den Auftrag noch nicht erledigt, Boß", unterbrach Riley. „Der Kerl muß Lunte gerochen haben. Jedenfalls ist er nicht in seinem Zimmer gewesen. Wenn es Ihnen recht ist, versuche ich's heute Nacht noch einmal..."
„Das ist nicht nötig. Baker ist gewarnt worden. Vorerst wird er nicht in seine Wohnung zurückkehren. Zum Glück habe ich erfahren, wo wir ihn fassen können. Begib dich bitte sofort in das Büro. Ich bin in etwa einer Stunde dort und werde dir genaue Anweisungen geben. Kapiert?"
„Verstanden, Chef."
Tone legte den Hörer auf und grinste. „Damit ist das Todesurteil über Frank Baker gefällt!"
Carol legte die Hände vor das Gesicht. „Ich hasse dich!" sagte sie. „Ich hasse, hasse, hasse dich!"
*
Frank Baker zerdrückte die zehnte oder elfte Zigarette in dem Ascher und blickte nervös zur Tür. Wo blieb Carol? Er schaute auf die Uhr. Es war zehn nach Neun. Ob er noch einmal bei ihr zu Hause anrufen sollte? Nein, lieber nicht. Vielleicht würde Tone an den Apparat kommen ...
In der verräucherten Kneipe plärrte eine Musikbox. An den Stehtischen lungerten ein paar ziemlich finstere Gestalten herum. Es war ein Fehler, Carol nach hier zu bitten. Was ist, wenn Tone sie verfolgt und dabei herausfindet, daß ich hier im Hause wohne?“
Die Tür öffnete sich. Frank schaute hoffnungsvoll in die Höhe und sank wieder in sich zusammen, als ein schäbig gekleidetes Individuum hereinkam. Aber gleich hinter dem Mann erschien Carol. Sie blieb stehen und blickte sich verwundert um. Frank sprang sofort auf und eilte ihr entgegen.
„Guten Abend, Carol. Kommen Sie, mein Tisch steht dort drüben . . ."
Als er sie in die Ecke führte, wo der Tisch stand, war er sich mit leisem Stolz des plötzlichen, ehrfurchtsvollen Schweigens bewußt, das durch Carols Auftreten ausgelöst worden war. Er stellte befriedigt fest, daß sie seine Aufforderung, kein allzu elegantes Kleid zu wählen, befolgt hatte. Ihr schlichtes taubengraues Kostüm stammte dennoch ganz unverkennbar aus einem exklusiven Modehaus, und ihre Gesamterscheinung ließ deutlich werden, daß sie eine Angehörige der gehobenen Gesellschaftsschicht war.
„Was trinken Sie?" fragte er, nachdem sie an dem blankgescheuerten Tisch Platz genommen hatten.
„Müssen wir in diesem Lokal bleiben?“ fragte Carol und schaute sich etwas ängstlich in dem Raum um. „Es ist nicht gerade anheimelnd hier..."
Er nickte. „Ich weiß das, Carol. Aber was blieb mir denn weiter übrig, als einen Ort zu wählen, wo man uns nicht vermutet? In dieser Hinsicht können wir, glaube ich, ganz beruhigt sein. Kein Mensch würde annehmen, daß Sie jemals den Fuß über die Schwelle eines solchen Lokals setzen würden..."
„Alle Leute starren mich an wie ein Wundertier? Wohnen Sie hier im Haus?"
„Ja." Er wies mit dem Daumen zur Decke. „Oben in der ersten Etage."
„Können wir nicht nach oben gehen?" fragte Carol. „Oder verstößt das gegen die Hausordnung?"
Frank lachte. „Hausordnung! Du lieber Himmel, darauf
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