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Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Titel: Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Hayerdhal
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zum Achterende der Stämme waren, die sich am weitesten hinaufgeschoben hatten.
    Im selben Augenblick setzte Knut an und sprang mit der Leine, die am Achterdeck bereitlag, hinaus auf festen Boden. Während sich das Wasser zurückzog, watete er im Galopp dreißig Meter landeinwärts und stand sicher am Ende des Taus, als die nächste See auf ihn zuschäumte, aber verhielt und von dem flachen Riff wie ein breiter Strom zurückrann.
    Jetzt kam Erich aus der zusammengesunkenen Hütte herausgekrochen, seine Schuhe an den Füßen. Hätten wir es alle so gemacht wie er, wären wir billig davongekommen. Da nämlich die Hütte doch nicht über Bord ging, sondern sich ruhig unter dem Segeltuch niederlegte, lag Erich in aller Gemütsruhe zwischen der Last und hörte die Hölle über uns hereinbrechen, während die eingesunkenen Bambuswände sich niederbogen. Bengt hatte durch den stürzenden Mast eine leichte Gehirnerschütterung erlitten, aber es war ihm geglückt, neben Erich unter die zusammengefallene Hütte hineinzukriechen. Hier hätten wir alle Mann liegen können, hätten wir geahnt, daß Bambusflechtwerk, Taue und Balsastämme auch unter dem Wasserdruck so untrennbar zusammenhingen.
    Erich stand jetzt klar achtern auf den Stämmen, und als die See hinauslief, sprang auch er hinauf aufs Riff. Das nächste Mal war es Hermann, der bereitstand, und dann Bengt. Jedesmal schob sich das Floß ein Stück weiter hinauf, und als die Reihe an Torstein und mich kam, lag das Floß bereits so weit innen am Riff, daß kein Grund mehr war, es zu verlassen. Wir begannen alle Mann mit der Bergung.
    Es waren jetzt zwanzig Meter hinter uns zu der teuflischen Treppenstufe am Riff, wo sich die Brandungswellen in Reih und Glied heranwälzten. Die Korallentiere hatten dafür gesorgt, das Ringriff so hoch zu bauen, daß es nur den obersten Zungen der Brandung gelang, einen frischen Strom mit Seewasser in die fischreiche Lagune hineinzuschicken. Hier drinnen war die Zauberwelt der Korallen, sie entfalteten sich hier in abenteuerlichen Formen und Farben.
    Weit drinnen am Riff fanden die anderen das Gummifloß wieder, das hier voller Wasser dahintrieb. Sie leerten es aus und zogen es ans Wrack zurück. Hier beluden wir es mit der wichtigsten Ausrüstung, vor allem mit dem Radio, dem Proviant und den Wasserflaschen. So zogen wir es hinein auf die Innenseite des Riffs und stapelten alles auf der Spitze eines gewaltigen Korallenblocks, der sich hier wie ein großer Meteorstein ausnahm. Wir konnten nie wissen, auf was das Meer verfiel, wenn die Flut einsetzte.
    In dem seichten Wasser drinnen auf den Felsen sahen wir etwas Blankes in der Sonne glänzen. Als wir hinwateten, um es aufzunehmen, sahen wir zu unserem Erstaunen, daß es zwei leere Konservenbüchsen waren. Wir hatten nicht erwartet, akkurat das hier zu finden, und waren noch mehr überrascht, als wir sahen, daß die winzigen Büchsen ganz blank und frisch geöffnet und mit »Ananas« gestempelt waren. Übrigens mit derselben Schrift wie auf den neuen Feldrationen, die wir selbst für den Quartiermeister ausprobieren sollten. Es waren zwei von unseren eigenen Ananasbüchsen, die wir bei unserer letzten Mahlzeit auf der »Kon-Tiki« über Bord geworfen hatten. Zwischen unseren Landungen war nicht viel Zwischenraum gewesen.
    Es waren scharfe und bizarre Korallenblöcke, auf denen wir uns befanden, und auf dem unebenen Boden wateten wir bald bis zu den Knöcheln, bald bis zur Brust im Wasser, je nachdem sich Rinnen und ganze Stromtäler hindurchzogen. Algen und Seerosen und Korallen bewirkten, daß das ganze Riff aussah wie ein Steinbeet mit Moosen, Kakteen und versteinerten Gewächsen in Rot, Grün, Gelb und Weiß. Es gab keine Farbe, die nicht vertreten gewesen wäre, sei es in Korallen oder Algen oder in den Muscheln und Seewalzen oder gar in den phantastischen Fischen, die überall an uns vorbeischössen. In den tieferen Rinnen kamen kleine Haie, nur vier Fuß lang, in dem kristallklaren Wasser vorsichtig an uns heran, aber wenn wir nur mit der Hand ins Wasser schlugen, machten sie eine Kehrtwendung und hielten sich auf Abstand.
    Wo wir havariert waren, hatten wir nur Wasserlachen und Korallenfelsen um uns, weiter drinnen lag die ruhige, blaue Lagune. Die Ebbe strömte heraus, und wir sahen, wie immer mehr Korallen um uns auftauchten, die Brandungswellen, die ununterbrochen an das Riff donnerten, lagen plötzlich um eine Etage tiefer. Was hier geschehen würde, wenn das Meer wieder begann

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