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Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik

Titel: Kon Tiki - Ein Floss treibt über den Pazifik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Hayerdhal
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nicht ermutigender, und ein paar Tage später wurde ich zu dem Gesandten einer Großmacht berufen.
    »Leben Ihre Eltern?« fragte er, und da er eine bejahende Antwort erhielt, sah er mir tief in die Augen und sprach mit hohler und unheilverkündender Stimme:
    »Ihre Mutter und Ihr Vater werden es sehr schwer nehmen, wenn sie die Nachricht von Ihrem Tod bekommen.«
    Als Privatmann stellte er mir dann nochmals anheim, die Fahrt aufzugeben, solange es noch Zeit war. Ein Admiral, der das Floß besichtigt hatte, hatte ihm erzählt, daß wir niemals lebend hinüberkommen würden. Zum ersten hatte das Floß blödsinnige Dimensionen, es war klein genug, um in einem hohen Brecher zu kentern, aber andererseits war es genau lang genug, um gleichzeitig von zwei Wogenkämmen emporgehoben zu werden, und beladen mit Lasten und Menschen würden die spröden Balsastämme unter dem Druck brechen. Und was noch schlimmer war, des Landes größter Balsaexporteur hatte ihn aufgeklärt, daß die porösen Balsastämme nur den vierten Teil der Entfernung über das Meer schwimmen könnten. Völlig mit Wasser durchtränkt, müßten sie uns unter den Beinen wegsinken.
    Das hörte sich schlimm an, aber da wir bei unserem Standpunkt blieben, bekamen wir eine Bibel verehrt, die wir mit auf die Fahrt nehmen sollten. Es war tatsächlich wenig Ermutigendes von den Fachleuten zu hören, die das Floß gesehen hatten. Sturm und vielleicht sogar Orkan würden uns über Bord waschen und dem niedrigen und offenen Fahrzeug ein Ende bereiten. Hilflos würde es von Wind und Wetter auf dem offenen Ozean herumgetrieben werden. Selbst ganz gewöhnlich daherplätschernde Wellen würden schon bewirken, daß wir dauernd von Salzwasser durchnäßt würden, was Haut und Knochen aufzehren und alles an Bord zerstören sollten. Wenn wir alles zusammentrugen, was die verschiedenen Fachleute jeder für sich als wesentlichen Fehler der Grundkonstruktion bezeichneten, so blieb nicht ein Tauende, ein Knoten, ein Maß oder ein Holzstück auf dem ganzen Floß, das nicht entscheidend zu unserem Untergang auf See führen sollte.
    Das Wettfieber ging hoch, wie viele Tage unser Floß wohl halten würde, und ein leichtsinniger Marineattache verwettete allen Whisky, den die Mitglieder der Expedition für den Rest ihres Lebens trinken konnten, wenn sie lebend eine Südseeinsel erreichten.
    Am schlimmsten wurde es, als ein norwegisches Schiff im Hafen einlief und wir den Kapitän und ein paar von seinen erfahrensten Seebären mit ins Arsenal nehmen konnten. Wir waren auf ihre praktische Reaktion sehr gespannt, und die Enttäuschung war groß, als sich alle einig waren, daß das dicke und plumpe Fahrzeug niemals das Segel ausnützen könnte. Der Kapitän behauptete gar, daß das Floß, wenn wir fahren würden, ein oder zwei Jahre brauchte, um mit dem Humboldtstrom überzusetzen. Der Bootsmann sah auf die Zurrungen und schüttelte den Kopf. Wir brauchten uns keine Sorgen zu machen, das Floß würde nicht vierzehn Tage halten, bis jedes einzelne Tau zerrissen war, weil die schweren Baumstämme sich ständig auf und nieder bewegten und im Wogengang gegeneinander rieben. Wenn wir nicht Stahlseil und Kette brauchen wollten, dann könnten wir glatt zusammenpacken.
    Das waren harte Argumente, gegen die wir taub bleiben mußten. Es hätte genügt, daß eines zutraf, damit uns keine Chancen blieben. Ich fürchte, daß ich mich selbst oft gefragt habe, ob wir wußten, was wir taten. Ich konnte selbst nicht den einzelnen Warnungen begegnen, weil ich kein Seemann war, aber im Hintergrund hatte ich jenen einzigen Trumpf, auf den die ganze Reise aufgebaut war. Mir stand jedoch die ganze Zeit vor Augen, daß eine prähistorische Kultur von Peru hinüber zu den Inseln in einer Zeit verbreitet wurde, als solche Flöße die einzigen Fahrzeuge an dieser Küste waren. Ich schloß daher ganz allgemein, wenn das Balsaholz im Jahre 500 n. Chr. für Kon-Tiki geschwommen war und die Zurrungen gehalten hatten, daß sie dasselbe auch für uns machen würden, wenn wir nur blindlings das Floß ähnlich genug herstellten. Bengt und Hermann hatten sich gründlich in die Theorie eingearbeitet, und während sich die Experten Sorgen machten, nahmen es alle unsere Jungens mit größter Seelenruhe und unterhielten sich königlich in Lima. Nur ein einziges Mal nahm mich Torstein besorgt zur Seite: ob ich auch ganz sicher wäre, daß die Meeresströmung den richtigen Weg einhielt. Wir waren nämlich im Kino gewesen und

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