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KON-TIKI

KON-TIKI

Titel: KON-TIKI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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alles.
    Wir wären am liebsten in die Luft gegangen und hätten alle Kokosnüsse aus Wut heruntergeschüttelt, und der Himmel mag wissen, was wir getan hätten, wenn nicht sowohl Rarotonga wie der gute alte Hai uns plötzlich gehört hätten. Hai weinte, sagte er, so froh war er, LI2B wieder zu hören. Alle weiteren Bemühungen wurden augenblicklich eingestellt. Wir waren wieder allein und ungestört auf unserer Südseeinsel und eilten ermattet in die Koje aufs Palmenlager.
    Am nächsten Tag nahmen wir es mit der Ruhe und genossen das Leben in vollen Zügen. Die einen badeten, die anderen fischten und waren auf Entdeckungsreisen auf dem Riff nach wunderlichen Tieren, während die ganz Energischen im Lager aufräumten und es rund um uns schön machten. Draußen auf der Landzunge, die auf das Wrack zulief, gruben wir eine Grube am Saum des Waldes und legten sie mit Blättern aus, bevor wir eine sprossende Kokosnuß aus Peru einpflanzten. Ein Mal aus Korallen wurde an ihrer Seite errichtet in gerader Linie zur Landungsstelle der »Kon-Tiki«.
    Die »Kon-Tiki« war im Laufe der Nacht noch weiter hereingeschwemmt worden und lag fast trocken in einigen Wasserpfützen, festgeklemmt zwischen einer Reihe von großen Korallenblöcken, weit drinnen am Riff.
    Nachdem sie sich gründlich im warmen Sand hatten durchbraten lassen, waren Erich und Hermann wieder in guter Form und bekamen Lust, nach Süden das Riff entlangzuziehen, in der Hoffnung, zu der großen Insel da unten hinüberzukommen. Ich warnte sie mehr vor dem Aal als vor dem Hai, und jeder steckte sein langes Machetenmesser in den Gürtel. Im Korallenriff hält sich nämlich ein fürchterlicher Aal mit langen giftigen Zähnen auf, der leicht einem Menschen das Bein abreißen kann. Er wendet sich blitzschnell zum Angriff und ist der Schrecken der Eingeborenen, selbst solcher, die es wagen, um einen Hai herumzuschwimmen.
    Die zwei waren imstande, weite Strecken das Riff hinunterzuwaten, aber es waren einzelne tiefere Rinnen kreuz und quer, wo sie schwimmen mußten. Sie erreichten glücklich die große Insel und wateten an Land. Lang und schmal und bedeckt von Palmenwald, zog sie sich zwischen sonnenhellen Strandplätzen im Schütze des Riffs nach Süden. Die zwei schritten die ganze Insel ab, bis sie an die Südspitze kamen. Hier zog das Riff sich weißschäumend weiter gegen Süden, anderen fernen Inseln zu. Sie entdeckten das Wrack eines gewaltigen Schiffes. Es hatte vier Masten und lag, in zwei Teile zerrissen, am Strand. Es war ein alter, spanischer Segler, der mit Eisenbahnschienen beladen gewesen war, und rostige Schienen lagen draußen längs des ganzen Riffs verstreut. Sie folgen der anderen Seite der Insel wieder zurück, aber fanden nicht einmal die Spur eines Menschen im Sand.
    Auf dem Weg zurück über das Riff schreckten sie immer wieder wunderliche Fische auf, die sie zu fangen versuchten, als sie plötzlich von nicht weniger als acht großen Aalen angegriffen wurden. Sie sahen sie im klaren Wasser kommen und sprangen auf einen großen Korallenblock, den die Aale von allen Seiten umschlängelten. Die glitschigen Bestien waren armdick und grün und schwarz gesprenkelt wie Giftschlangen, mit kleinen Köpfen und bösen, bösen Schlangenaugen und zollangen, nadelscharfen Zähnen. Mit den Machetenmessern schlugen sie los auf die kleinen wiegenden Köpfe, die sich heraufbogen. Einem schlugen sie den Kopf ab, während ein anderer verwundet wurde. Das Blut im Seewasser zog einen ganzen Schwärm von jungen Blauhaien an, die auf den toten und den verwundeten Aal losgingen, in der Zwischenzeit glückte es den beiden, vom Stein fortzuhüpfen und sich davonzuretten.
    Am gleichen Tag kam ich auf die Insel heraufgewatet, als etwas mit einer blitzschnellen Bewegung meinen Knöchel von beiden Seiten umgriff und ihn festhielt. Es war ein Tintenfisch, er war nicht groß, aber es war ein abscheuliches Gefühl, die kalten Fangarme um sich zu haben und in die bösen, kleinen Augen in dem blauroten, geschnäbelten Sack, der den Körper ausmachte, zu schauen. Ich suchte mit aller Kraft meinen Fuß freizubekommen, aber der Tintenfisch, der kaum einen Meter lang war, folgte nach, ohne den Griff loszulassen. Es mußte der Verband um den Fuß sein, der ihn anlockte. Ruckweise zog ich mich hinauf auf den Strand, den abscheulichen Angreifer am Fuß. Erst als ich selbst den Beginn des trockenen Sandes erreichte, löste er seinen Griff und zog sich langsam zurück ins seichte Wasser, die

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