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KON-TIKI

KON-TIKI

Titel: KON-TIKI Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thor Heyerdahl
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ihnen auf, daß hier nicht ihr richtiges Element war. Nur vereinzelte Exemplare hielten stand, bis wir die andere Seite des Meeres erreichten. Neben den Krabben gefiel es den drei bis vier Zentimeter langen Entenmuscheln am besten auf dem Floß. Sie wuchsen zu Hunderten hier, besonders in Lee, neue Larven setzten sich fest und wuchsen heran, wenn wir die alten in den Suppentopf pflückten.
    Die Entenmuscheln waren frisch und schmeckten delikat. Der Tang wurde als Salat gepflückt, war eßbar, aber weniger gut. Daß die Dolfine sich in unserem Grünzeuggarten versorgten, bekamen wir zwar nie direkt zu sehen, aber ständig wendeten sie den blinkenden Bauch in die Luft und strichen unter die Stämme.
    Der Dolfin, ein farbenreicher tropischer Fisch, darf nicht mit dem Delphin verwechselt werden, der ein kleiner Zahnwal ist. Der gewöhnliche Dolfin hat eine Länge von l bis 1,35 Meter, ist auf der Seite stark abgeflacht, mit einer enormen Höhe über Kopf- und Nackenpartie. Einmal maßen wir bei einer Länge von 1,34 Meter eine Kopfhöhe von 37 Zentimeter. Er hat eine prächtige Farbe. Im Wasser schillert er wie eine Schmeißfliege in Blau und Grün, während seine Flossen goldgelb glitzern. Aber zogen wir ihn an Bord, so bekamen wir ein wunderliches Schauspiel zu sehen. Wenn er starb, veränderte er allmählich seine Farbe und wurde silbergrau mit schwarzen Flecken, und schließlich wurde er einfarbig silberweiß. Das dauerte vier bis fünf Minuten, und zuletzt kamen die alten Farben langsam wieder zurück. Sogar im Wasser konnte der Dolfin bei gewissen Veranlassungen seine Farbe wechseln wie ein Chamäleon, und oft sahen wir eine »ganz neue Art« von kupferglänzenden Fischen, die sich bei näherer Bekanntschaft als unser altes Gefolge, die Dolfine, entpuppten.
    Die hohe Stirn gab dem Dolfin das Aussehen einer flachgedrückten Bulldogge, und diese Stirn fährt immer über die Wasserfläche dahin, wenn der Raubfisch selbst wie ein Torpedo hinter einem fliehenden Schwarm fliegender Fische dahinrauscht. Wenn er guter Laune war, legte er sich auf die Seite, nahm rascheste Fahrt, bis er hoch in die Luft sprang und platt wie ein Pfannkuchen herunterklatschte, daß eine Fontäne in die Höhe ging. Er war noch nicht ganz im Wasser, als er noch einmal einen Schwung hinauftat und wieder einen, über die Dünungen hinweg. Aber wenn er schlechter Laune war, wie zum Beispiel, wenn wir ihn auf das Floß zogen, dann biß er. Torstein lief längere Zeit mit einem Lappen um die große Zehe herum, weil er sie irrtümlich in das Maul eines Dolfins gesteckt hatte, der es schloß und noch ein bißchen extra darauf kaute. Nach der Heimkunft erfuhren wir, daß der Dolfin badende Menschen angreift und mit größtem Vergnügen verspeist. Das war nun für uns wenig schmeichelhaft, denn wir pflegten täglich unter ihnen zu baden, ohne daß sie sich besonders für uns interessiert hätten. Aber sie waren fürchterliche Raubtiere, denn wir fanden sowohl Tintenfische wie auch ganze fliegende Fische in ihrem Magen. Fliegende Fische waren überhaupt ihr Leibgericht. Auf alles, was auf die Wasserfläche klatschte, jagten sie blind zu in der Hoffnung, daß es ein fliegender Fisch sei. Manche verschlafene Morgenstunde, wenn wir gerade aus der Hütte krochen und halbwach die Zahnbürste in die See tauchten, erwachten wir mit einem Ruck, wenn ein fünfzehn Kilogramm schwerer Fisch wie ein Blitz unter dem Floß hervorgeschossen kam und enttäuscht sein Gebiß in die Zahnbürste schlug. Und wenn wir uns friedlich mit dem Frühstück auf der Floßkante zurechtsetzten, kam es vor, daß sie in die Höhe sprangen und einen von ihren kräftigsten Seitenplatschern taten, so daß uns das Seewasser den Rücken hinabfloß und in unser Essen spritzte.
    Torstein setzte unserer Fischerei die Krone auf, als wir eines Tages beim Mittagessen saßen. Plötzlich legte er die Gabel weg und steckte die Hand ins Meer. Ehe wir uns dessen versahen, wirbelte das Wasser hoch auf, und ein großer Dolfin landete zappelnd unter uns. Torstein hatte seine Klaue um das kurze Ende einer Fischleine geschlagen, die ruhig vorbeigeglitten kam. An ihrem anderen Ende aber hing ein vollständig überrumpelter Dolfin, der Erich wenige Tage vorher mit einem Haken durchgegangen war.
    Es verging kein Tag, ohne daß wir sechs bis sieben Dolfine um uns hatten, die uns in Kreisen und unterhalb des Floßes folgten. An schlechten Tagen waren es vielleicht nur zwei oder drei, aber am Tage darauf konnten

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