Konfessor - 17
das ist nicht mehr vorhanden, denn der Feuerkettenbann hat es zerstört. Im Augenblick ist es so, als ob sie ihm noch nie begegnet wäre. Sie liebt ihn nicht, sie hätte auch gar keinen Grund dazu. Sie ist ein unbeschriebenes Blatt.« Zedd bohrte einen langen, dünnen Finger durch ein Büschel seines welligen Haars und kratzte sich am Kopf. »Das Fieber hat womöglich größeren Schaden angerichtet, Nicci, als ich dachte. Was Ihr da sagt, ergibt keinen Sinn. Kahlans Problem ist, dass der Feuerkettenbann sie ihre Vergangenheit hat vergessen lassen. Die Macht der Ordnung wurde geschaffen, um dem Feuerkettenbann entgegenzuwirken. Es gibt keine mächtigere Kraft, denn sie ist die Macht des Lebens selbst. Kahlan etwas so Simples wie ihre Liebe für Richard zu offenbaren, wird die “Wiederherstellung ihrer Erinnerung wohl kaum durcheinanderbringen.«
»O doch, wird es.« Nicci ging ein paar Schritte, machte dann kehrt und baute sich vor ihm auf. »Wieso habt Ihr, Zedd, mit all Eurer Kraft als Oberster Zauberer, eine einfache Hexe nicht aufhalten können?« »Weil sie ihre Kraft gegen einen kehrt.« »Das also ist der Schlüssel«, sinnierte Nicci. »Genau das war der Teil, den ich hinzufügen musste, damit all das, was ich in den Büchern gelesen hatte, endlich zusammenpasste. Dadurch habe ich endlich verstanden, was die Zauberer, die die Macht der Ordnung schufen, mit dem sterilen Feld meinten. Die Macht der Gefühle würde die auf die Zielperson angewandte Macht gegen ihren Verursacher kehren. In etwa ist es so wie der Versuch, die Anhänger der Lehren der Imperialen Ordnung von ihrem Irrglauben zu überzeugen, sie in ihrem Widerwillen, diesen falschen Überzeugungen abzuschwören, nur noch bestärken würde. Erklärt man ihnen, dass die Imperiale Ordnung von Übel ist, hassen sie einen dafür nur umso mehr. Ihr Glaube an die Imperiale Ordnung würde gestärkt und nicht etwa gebrochen.« »Na und?«, meinte Cara. »Für Kahlan wäre das doch kein Widerspruch. Wenn Lord Rahl ihr erzählt, dass sie ihn liebt, wäre das doch dasselbe, was die Magie der Ordnung ohnehin tun würde. Also dürfte es eigentlich kein Problem sein.«
»Doch, ist es aber.« Nicci fuchtelte mit dem Finger. »Sogar ein sehr großes. Das Ganze wäre sozusagen auf den Kopf gestellt, es gäbe eine Wirkung ohne Ursache. Gefühle sind das Ergebnis erlebter Erfahrungen. Setzt man sie jedoch an die erste Stelle, wäre das, als würde man bei der Errichtung eines zweistöckigen Hauses mit dem Dach beginnen und sich dann allmählich bis zum Fundament vorarbeiten. Oder, wie in meinem Fall, eine Hexe mit einem mächtigen Bann bedrohen. Die Gefühle, die die Macht der Ordnung wieder dahin zurückschicken würden, wo sie hingehört, würden durch die von dem Vorherwissen dort bereits hinterlassenen Gefühlen abgelenkt. Das Vorherwissen geriete in Widerspruch zu den Ergebnissen.«
»Genau das meinte ich doch«, beharrte Cara. »Kahlan wüsste bereits, dass sie Lord Rahl liebt, also kann es unmöglich eine Rolle spielen.« »Und doch tut es das. Seht doch, das Vorherwissen wäre sozusagen unbeschrieben. Die vorzeitig offenbarten Gefühle sind bedeutungslos. Sie sind nicht real. Würde sie von ihrer Liebe zu Lord Rahl erfahren, könnte die Macht der Ordnung ihre wahren Gefühle nicht mehr wiederherstellen.«
Cara sah aus, als wollte sie sich jeden Augenblick vor Verzweiflung die Haare ausraufen. »Aber Lord Rahl hätte es ihr doch bereits gesagt, der Unterschied bliebe also der gleiche. Sie wüsste davon, sie wüsste, dass sie ihn liebt.«
»Eben nicht. Im einen Fall wäre es wahr, im anderen nicht. Vergesst nicht, dass sie ihn zurzeit nicht liebt. Die wahren Gefühle, die die Macht der Ordnung wiederherzustellen versuchte, wären bereits durch etwas ersetzt worden, das nicht wirklich ist - von unbegründeten Gefühlen, Gefühlen, die unwahr und nichtig wären. Was fehlt, wäre ihr Grund, weshalb sie ihn liebt. Das Vorherwissen um ihre Liebe wäre zwar gegeben, nur wäre es eben nichtig. Es wäre eine nichtige Liebe, gegründet auf nichts. Und eine auf nichts fußende Liebe wäre sinnlos.«
Cara hob die Arme, ließ sie dann wieder fallen. »Das begreife ich einfach nicht.«
Nicci hielt in ihrem Aufundabgehen inne und wandte sich zu Cara herum. »Stellt Euch vor, ich geleitete einen Mann, den Ihr noch nie zuvor gesehen habt, in dieses Zimmer und behauptete, Ihr würdet ihn lieben. Würdet Ihr es allein deswegen schon tun? Nein, denn solche Gefühle kann man
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