Konfessor - 17
sinken. »Allerdings.«
Alle Energie, alles Feuer war aus ihm gewichen. »Bei den Gütigen Seelen«, sagte er leise, und es klang, als hätte sich das ganze Gewicht seines Alters soeben auf seine eingefallenen Schultern gelegt.
Nicci beugte sich vor und berührte ihn sachte am Arm. »Zedd, was ist mit Euch?«
Er blickte zu ihr auf, einen unheimlichen Ausdruck in den Augen. »Vorherwissen kann die Wirkung von Magie beeinflussen. Das ist keine Theorie. Es stimmt.«
»Seid Ihr sicher? Woher wisst Ihr das?« »Ich kann mich weder an Kahlan noch an irgendwelche sie betreffenden Einzelheiten erinnern. Aber als Richard hier war, hat er mir von ihr erzählt. Er hat meine fehlende Erinnerung aufgefrischt, wie es dazu kam, dass die beiden sich ineinander verliebt haben. Kahlan ist eine Konfessorin. Deren Gabe zerstört den Verstand desjenigen, den sie mit ihrer Kraft berührt. Um diese zu entfesseln, gibt sie ihre diesbezügliche Zurückhaltung auf, die sie ansonsten unter strengster Kontrolle halten muss.«
»Ich weiß, davon habe ich auch schon gehört. Aber was hat das mit ihrer Liebe zu tun?«
»Eine Konfessorin wählt ihre Gefährten stets unter Männern aus, aus denen sie sich nicht viel macht. Denn würde sie mit einem Mann intim, den sie liebt, würde sie unabsichtlich die Kontrolle über diese Kraft verlieren, woraufhin diese den Betreffenden überwältigen würde. Er hätte nicht die geringste Chance - und wäre nicht mehr derselbe wie zuvor. Er wäre verloren, sein Verstand zerstört. Er selbst wäre nichts weiter als eine leere Hülle, der nur noch die blinde, gedankenlose Hingabe an die Konfessorin bliebe. Sie wäre seiner Person, seiner Liebe und Hingabe gewiss, nur wäre diese Liebe nichtig und bedeutungslos.
Deswegen wählen Konfessorinnen ihre Gefährten allein nach ihrer Befähigung als Vater und als Erzeuger ihrer Töchter aus. Den Mann, den sie lieben, erwählen sie nie. Männer fürchten Konfessorinnen auf Gefährtensuche, denn sie haben Angst, erwählt zu werden und durch ihre Kraft, ihre Identität zu verlieren.«
»Aber offenbar gibt es doch einen Weg, wie es funktioniert«, wandte Nicci ein. »Wie hat es Richard denn geschafft?« Zedd sah auf. »Es gibt eine Möglichkeit, aber die kann ich Euch unmöglich verraten, nicht einmal Richard. Ich durfte ihm nicht einmal sagen, dass eine solche Möglichkeit überhaupt existiert.« »Und warum nicht?«
»Weil dieses Vorherwissen ihn und ihre Magie beeinträchtigt hätte, als sie sie zum ersten Mal unabsichtlich gegen ihn entfesselte. Sie hätte ihn überwältigt. Er durfte die Lösung auf keinen Fall kennen, durfte nicht einmal wissen, dass es sie gab, denn dann hätte sie nicht funktioniert.« Zedd starrte auf den Fußboden. »Es ist keine Theorie. Vorherwissen vermag ein steriles Feld, wie Ihr es nennt, zu stören. Damit hat Richard selbst die Antwort auf die zentrale Frage der Ordnungstheorie gegeben: Vorherwissen kann die Wirkungsweise von Magie beeinflussen.« Barfuß tappte Nicci über den Teppich bis zu ihm hin, baute sich vor ihm auf und betrachtete ihn mit düsterer Miene. »All das wusstet Ihr schon, ehe Richard und Kahlan heirateten. Ihr wusstet, dass das Vorherwissen um die Lösung bewirken würde, sie bei Richard versagen zu lassen?« »Ja. Aber ich habe mich nicht getraut, ihm zu erzählen, dass es eine Lösung gab, die ihm das Zusammensein mit seiner Liebe ermöglichen würde. Denn schon das hätte seine Chance, dass sie wirkt, zunichte gemacht. «
»Wie habt Ihr das herausgefunden?«
Zedd hob seine Hand, ließ sie aber dann in seinen Schoß zurückfallen. »Genau dasselbe ist auch der allerersten Konfessorin, Magda Saerus, und dem Mann, der sie liebte, Merritt, widerfahren. Auch sie haben sich ineinander verliebt, haben geheiratet. Seitdem ist Richard der Erste, der dieses Dilemma gelöst hat. In Magdas Fall wusste niemand, dass es eine Lösung gab, schließlich war sie die erste Konfessorin. Es existierte also noch kein Vorherwissen, das ihren Mann hätte beeinträchtigen können. Ohne dieses Vorherwissen konnte er das Paradoxon also lösen, dass er eine Konfessorin liebte, ohne von ihrer Kraft vernichtet zu werden.«
Nachdenklich zupfte Nicci an einer blonden Haarsträhne. »Dann stimmt es also.« Die Stirn gerunzelt, betrachtete sie Zedd. »Aber die Zauberer, die die Kraft der Ordnung schufen, hatten doch kein Modell dafür. Für sie war es nur eine Theorie.«
Zedd zuckte die Achseln. »Was vermutlich bedeutet, dass die
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