Konfessor - 17
beigebracht hatte, nämlich dass solche Menschen nichts als eigensüchtige Heiden seien, die sich nicht um ihre Mitmenschen scherten.
Man impfte mir die emotionale Reaktion ein, jeden zu hassen, der nicht den gleichen Glauben hatte wie ich - und zwar unabhängig davon, ob ich irgendetwas über diese Menschen wusste. Ich empfand einen abgrundtiefen Hass gegen das Gut des Lebens als solches, eine emotionale Einstellung, aufgrund derer ich Richard ohne weiteres getötet hätte. Meine Gefühle waren auf Lügen und unsinnige Lehren gegründet, nicht auf Tatsachen.«
Cara seufzte. »Jetzt verstehe ich, was Ihr meint. Man hat Euch und mir die gleichen Dinge beigebracht, uns die gleichen Gefühle eingetrichtert, aber diese Gefühle waren von Grund auf falsch.« »Beruhen Gefühle dagegen auf triftigen Dingen, können sie durchaus eine zuverlässige und folgerichtige Summe von Wahrheiten sein.« »Auf triftigen Dingen?«, fragte Cara.
»Aber ja. So etwas wie lohnende Werte zum Beispiel. Liebe -wahre, aufrichtige Liebe - ist eine Reaktion auf das, was wir an anderen schätzen, eine emotionale Reaktion auf die lebensbejahende Haltung eines anderen. Wir schätzen das gute Wesen dieser Person. In solchen Fällen ist dieses Gefühl ein zentraler, mächtiger Aspekt unserer Menschlichkeit.«
Zedd, der immer noch auf und ab ging, blieb unvermittelt stehen. »Und was hat das mit allem anderen zu tun?«
Nicci breitete die Hände aus. »Bedenkt, dass die Ordnungstheorie nichts weiter ist als eine Theorie. Ich kann also nicht behaupten, dass ich mir vollkommen sicher wäre, schließlich galt das nicht einmal für die, die sie schufen, aber es passt alles zusammen. Sie waren überzeugt, richtig zu liegen, obwohl sie ihre Theorie, dass Vorwissen Magie beeinträchtigt, auf keinerlei Erfahrungen gründen konnten. Aber ich denke, sie hatten recht.«
Zedd beugte sich vor und linste sie mit einem Auge an. »Recht, in Bezug auf was genau?«
»Dass Gefühle, die der Zielperson ohne die ihnen zugrunde liegenden Ursachen vermittelt werden, das Entgegenwirken gegen den Feuerkettenbann beeinträchtigen können.« Cara runzelte die Stirn, »jetzt komme ich nicht mehr mit.« »Sie waren überzeugt, dass ein gewisses emotionales Vorwissen die von ihnen benutzte Magie, die Macht der Ordnung, verfälschen würde.« Nicci sah von Zedds besorgten haselnussbraunen Augen zu Cara. »Was ich damit sagen will, ist: Sollte Kahlan die Wahrheit über ihre Gefühle - ihrer vorherrschenden Gefühle - erfahren, ehe das richtige Kästchen der Ordnung geöffnet wird, wird es der Macht der Ordnung unmöglich sein, diese Gefühle wiederherzustellen. Das Feld, auf dem die Macht der Ordnung ausgelöst werden muss, wäre durch dieses Vorwissen verunreinigt, und Kahlan würde sich im Geflecht des Banns verlieren.« Cara stemmte ihre Hände in die Hüften. »Wovon redet Ihr da eigentlich?«
»Also gut, nehmen wir einmal an, Richard findet Kahlan und erzählt ihr von ihrer emotionalen Bindung, von ihrer gegenseitigen Liebe. In diesem Falle könnte die Macht der Ordnung nicht mehr funktionieren.« Das Gesicht des Zauberers war zu einer unentzifferbaren Maske geworden. »Wieso?« Sein Tonfall jagte ihr einen Schauder über den Rücken.
»Nun, ungefähr aus dem gleichen Grund waren meine Banne gegen Sechs wirkungslos, da meine Kraft erst Ankerpunkte herstellen musste, um in der gewünschten Weise zu funktionieren.« »Mit anderen Worten, sollte Richard jemals die Gelegenheit haben, tatsächlich eines der Kästchen der Ordnung zu öffnen, müsste er dies tun, solange die Zielperson sich ihrer Bindungen zu ihm nicht bewusst wäre?« Nicci nickte. »Jedenfalls nicht ihrer tiefempfundenen emotionalen Bindungen. Wir müssen sicherstellen, dass Richard sich darüber im Klaren ist, dass er Kahlan, wenn wir sie finden, ehe er die Chance hat, das richtige Kästchen der Ordnung zu öffnen, keine unbegründeten Gefühle vermitteln darf, da ansonsten das Feld verunreinigt werden würde.«
»Unbegründete Gefühle?« Cara rümpfte die Nase. »Wollt Ihr damit etwa sagen, Lord Rahl darf Kahlan nicht sagen, dass sie ihn liebt?«
»So ist es«, sagte Nicci.
»Aber warum nicht?«
»Weil sie es im Augenblick nicht tut«, antwortete Nicci. »Was immer einst ihre Liebe für ihn bewirkt haben mag, steckt nicht mehr in ihr. Die Voraussetzungen ihrer Liebe, die Erinnerung an bereits Geschehenes, an Dinge, die sie mit ihm unternommen hat, die Gründe, weshalb sie sich in ihn verliebt hat, all
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