Konfetti im Regen
beiden Seiten des Bootes standen, und legte sich hin. »Ich bin geschlaucht.«
Steve setzte sich ans andere Ende der Bank und zog ihren Fuß auf seinen Schoß.
»Zwei Kerle in einem neuen Cadillac sind mir gefolgt«, sagte Iris. »Die ganze Strecke bis zum Strandweg. Zwei Verrückte.«
Steve massierte mit Daumen und Zeigefinger die Knochen ihres Fußes.
»Alleys Beerdigung war gestern. Weißt du noch, was ich dir erzählt habe...?«
Er küßte ihren großen Zeh, dann nacheinander die anderen, dann legte er die Hand um den Knöchel und hielt ihren Fuß zwischen Brust und Kinn fest, wiegte ihr Bein wie ein Baby.
»Es war schlimm. Diese Bullen waren da und alles. Raab schwafelte, und Drye ist ein Arsch. Teddy rastete aus und übergab sich auf der Treppe. Ich hab’ Alleys Mutter kennengelernt. Sie ist schön, wie Alley.«
Steve hielt Iris’ Bein fest und schaute ihr zu, wie sie redete, die Hände bewegte, wie ihre Konversation wie von selbst voranging. Er beobachtete sie und lächelte. Er mochte diese Iris Thorne.
Er rieb seine weichte Wange an ihrem Fuß, hielt ihn dann hoch und küßte ihre Sohle.
»Ich kenne einen der Bullen aus dem College. Wir sind miteinander gegangen. Na ja, es war mehr als nur miteinander gehen. Aber er ist an dem Fall dran, kannst du dir das vorstellen? Und er hat mir gesagt, er möchte, daß wir wieder Freunde sind, weißt du. Wir hatten ein Abendessen zusammen... so was Ähnliches. Aber da ist nichts mehr geblieben. Da ist wirklich nichts. Ich fühle mich überhaupt nicht zu ihm hingezogen. Es ist vorbei. Es war vorbei. Es ist vorbei gewesen.«
»Klingt nicht so, als wäre es vorbei«, sagte Steve.
»Doch! Da ist nichts geblieben! Ich fühl’ mich nur irgendwie unbehaglich. Er ist jetzt wieder gegenwärtig. Und mir gefällt sein Job nicht. Und ich hab’ dir nichts von Joes Vater und EquiMex und Worldco erzählt. Es ist einfach ein einziges Durcheinander. Es ist alles total verfahren...«
Sie ließ einen langen Seufzer der Trauer und Erschöpfung und der Last der Welt heraus.
»Ich hab’ dich gestern abend angerufen, aber du warst nicht zu Hause.«
Er streichelte ihr Bein, sah sie mit glänzenden haselnußbraunen, grüngefleckten Augen an und lächelte ein kleines Lächeln. »Jetzt bin ich hier.«
Er war jetzt hier. Und Iris wußte, daß das alles war, was sie erwarten konnte.
Sie starrten einander an wie Leute, die verliebt oder wütend sind. Sie berührte sein Haar, wo es lockig auf seine Schultern fiel, zeichnete mit dem Finger die Krümmung seines Ohrs nach, glitt mit den Fingerspitzen über sein Schlüsselbein und die Vertiefung am Hals und streichelte die dünne, feine Haut auf seiner nackten Brust. Sie erwiderte das kleine Lächeln.
Iris Thorne zog den Fuß zurück, stand auf und ging die Stufen zur Kabine hinunter, ohne zurückzublicken oder ein Wort zu sagen. Steve folgte ihr und schloß die Kabinentür hinter ihnen.
Iris stand barfuß in der Kombüse, legte Briescheiben in die Croissants und erhitzte sie in einem Toastergrill, bis die Croissants braun und der Käse geschmolzen war. Sie ging an Deck, setzte sich hin, die Füße in Steves Schoß trank Kaffee aus einem Steingutbecher, aß die Croissants mit Erdbeermarmelade, wobei die papierdünnen Krümel auf ihre Kleidung und um ihren Mund herum Spuren hinterließen, und merkte, daß sie am Verhungern war. Sie schob Steve mit den Fingern Croissantstückchen in den Mund. Alles schmeckte wunderbar. Ihre Beine waren angenehm müde vom Radfahren und von Steve. Das Leben war manchmal doch gar nicht so übel.
Der Morgenwind in Marina Del Rey war leicht, aber sie segelten trotzdem aus dem Kanal, ohne Motor, kreuzten mit der »Sympa«, bis sie die Wellenbrecher hinter sich und offene Gewässer erreicht hatten; dabei fuhren sie im Zickzackkurs um Motorboote, von Seglern Stinkpötte genannt, die achtlos die Segellinie kreuzten, und sie wendeten die »Sympa« auf engstem Raum, hatten um sich herum das Flattern der Segel und das Rauschen der Taue, wurden nur vorangetrieben vom Wind, Wasser, Segel, Ruder und Können.
Als sie den Kanal erst einmal verlassen hatten, beschäftigte Iris sich mit der Großsegel-Persenning und setzte das Großsegel, wobei sie mit der Winschkurbel bei den letzten paar Umdrehungen zu kämpfen hatte. Sie sicherte die Falleine mit einem Schifferknoten, den Steve ihr beigebracht hatte und den sie immer wieder geübt hatte. Sie konnte mehrere Knoten, den Palstek, den Achterknoten und den Kreuzknoten,
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