Konfetti im Regen

brauchst?«
    »Ja.«
    »Detectives, wenn Sie weitere Informationen brauchen, rufen Sie mich einfach an.« Jaynie lächelte Somers an.
    Lewin gab ihr seine Karte. »Rufen Sie an, wenn der Aktenkoffer auftaucht.«
    Jaynie sah Somers an. »Haben Sie auch eine Karte?«
    »Natürlich.« Er nahm eine Karte aus der Innentasche. »Können wir Alleys Arbeitsplatz sehen und mit einigen seiner Kollegen reden?«
    »Ich zeige Ihnen das Büro.«
    Lewin wandte sich Somers zu. »Vielleicht taucht Iris Thorne auf.«
    Somers’ rote Farbe wurde etwas dunkler.
    »Sie sollte jeden Moment zurücksein, wenn sie nicht im Verkehr steckengeblieben ist«, sagte Jaynie. »Sie wissen, wie das ist.«
    Lewin und Somers blieben stehen und ließen Jaynie durch die Tür gehen. Lewin stand dicht neben Somers. »Wir haben keine Angstelltenliste bekommen.«
    »Hast du sie nicht gesehen?«
    »Bescheiß einen Bescheißer nicht, Somers. Erzählst du es mir jetzt, oder muß ich es selbst herausfinden?«
    »Da ist nichts herauszufmden.«
    »Ich werde es herausfinden, das weißt du.«
    Somers trat einen Schritt zurück und forderte Lewin mit einer ausladenden Geste des Armes auf, durch die Tür zu gehen.
    »Willkommen in der Welt der Hochfinanz, Polyp, wo Kriminelle in Maßanzügen Witwen und Kinder bestehlen...«
    Lewin ging durch die Tür, behielt Somers aber im Auge.
    »... und wo bescheidene Kriminalbeamte ihr Wissen erweitern.«
    »Und was noch?«
    »Lewin, unterschätz einen guten Kriminalbeamten nicht.«
    »Vielleicht werde ich dich einfach umbringen müssen, Professor.«

Iris hätte die fünf Häuserblocks zur Bank zu Fuß gehen können, aber es war heiß und Smog lag in der Luft und sie trug ihre gute Seidenbluse, auf die bereits Tränen gefallen waren, und ihre Pumps kniffen an den Füßen, weil sie sie im Ausverkauf erstanden hatte, obwohl sie zu klein waren. Außerdem, in L.A. geht niemand zu Fuß.
    Sie fand einen Parkplatz auf der Straße direkt vor der Bank, zwängte den Triumph hinein, zog dabei das Lenkrad ganz nach rechts, dann nach links, und ächzte bei der Handlenkung.
    Alleys Umschlag lag auf dem Beifahrersitz, das obere Ende, wo Iris ihn aufgerissen hatte, war ganz ausgefranst. Sie nahm den Schlüssel heraus und glitt mit dem Daumen über die auf der Vorderseite eingeprägte 137, dann zog sie ihn auf ihren Schlüsselring und entfernte das Klebeband auf der Rückseite, auf dem stand SAFE 1. ZENTRALBANK. Der Aufkleber und der Umschlag waren die einzigen Notizen, die Alley hinterlassen hatte. Iris dachte daran, den Umschlag aufzubewahren, zerknüllte ihn dann aber. Ein Erinnerungsstück sollte aus glücklichen Zeiten stammen.
    Sie ging die Stufen zur Bank hinauf und warf den Umschlag in Richtung eines Papierkorbs, der ein paar Schritte entfernt stand, traf aber nicht. Sie knurrte, hob den Umschlag auf und trug ihn zum Korb, obwohl genug anderer Abfall auf dem Boden herumlag. Gerade hatte sie ihre Bürgerpflicht erfüllt, da sah sie, wie die Fahrerin eines ramponierten Kombis, der vor dem Triumph geparkt war, startete, um auf die Straße zu fahren. Die Frau fuhr zu schnell rückwärts. Iris rannte die Treppe hinunter, und die Absätze ihrer Pumps klapperten laut auf dem Granit.
    »He! He!«
    Chrom gegen Chrom.
    »Was zum Teufel machen Sie da?« Sie ging zum Fahrerfenster.
    »Wissen Sie nicht, daß dieses Auto ein Klassiker ist?«
    Die Frau, die den Kombi fuhr, hatte strähniges gebleichtes Haar mit dunklem Ansatz und von der Wimperntusche, die in der Hitze verlaufen war, dunkle Ringe unter den Augen. Der Lippenstift vom Morgen hatte sich in senkrechten Linien auf ihren Lippen festgesetzt. Ihre Haut war dünn, und ihr Gesicht war gezeichnet, als ob alle Jugend herausgesogen worden war, obwohl sie etwa in Iris’ Alter war. Ein Kleinkind saß in einem Babysitz neben ihr, und zwei ältere Rinder saßen hinten und spielten mit Spielsachen herum. Die Farbe des alten Kombis war von der Sonne ausgeblichen, und die Karosserie hatte Dellen.
    »Ist das Ihr Auto?« fragte die Frau. »Es tut mir so leid. Ist es beschädigt?« Sie fuhr sich mit der Hand durch das Haar. Auf ihrer Oberlippe standen Schweißperlen. »Heute geht alles schief. Ich bin ein einziges Nervenbündel.«
    Iris untersuchte die Stoßstange des Triumph. Sie war nicht verbeult. Stahl wurde 1972 dick gegossen.
    »Und nun hab’ ich Ihr Auto angefahren.«
    Iris wollte sie noch ein bißchen anschreien, konnte es aber nicht. »Vergessen Sie’s. Kein Schaden.«
    Iris sah zu, wie die Frau