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Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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ich erst einmal an, mal sehen, ob sie sich meldet«, sagte Gurvin.
    »Versuchen Sie das nur. Sie wird sich nicht melden.«
    »Setz dich solange«, sagte der Beamte. Er nickte noch einmal zu dem Stuhl hinüber, aber der Junge blieb weiterhin stehen. Gurvin kam der Gedanke, daß er vielleicht nicht mehr hochkommen würde – wenn es ihm überhaupt gelang, seinen Hintern auf den Sessel zu zwingen. Im Telefonbuch fand er die Nummer von Thorvald Horn. Er ließ es immer wieder klingeln. Halldis war eine alte Frau, aber sie war doch recht gut zu Fuß. Sicherheitshalber wartete er noch eine Weile. Es war wunderbares Wetter. Vielleicht war sie draußen auf dem Hof und brauchte eine Weile, um ins Haus zu gelangen. Der Junge ließ ihn nicht aus den Augen und leckte sich immer wieder die Lippen. Gurvin sah, daß die Stirn unter dem strähnigen Pony, zu der die Sonne nicht durchdrang, bleicher war als die Wangen. Das T-Shirt war etwas zu kurz, und über den Jeans quoll der üppige Bauch hervor.
    »Ich habe Bescheid gesagt«, brachte der Junge atemlos hervor. »Kann ich jetzt gehen?«
    »Nein, leider nicht«, sagte der Beamte und legte den Hörer auf die Gabel. »Sie meldet sich nicht. Ich muß wissen, wann ungefähr du an ihrem Hof vorbeigekommen bist. Ich muß nämlich einen Bericht schreiben. Das hier kann doch wichtig sein.«
    »Wichtig? Sie ist tot.«
    »Ich brauche eine ungefähre Uhrzeit«, sagte Gurvin ruhig.
    »Ich habe keine Uhr. Und ich weiß nicht, wie lange ich von ihrem Hof bis hierher gebraucht habe.«
    »Was sagst du zu dreißig Minuten?«
    »Ich bin fast den ganzen Weg gerannt.«
    »Dann sagen wir fünfundzwanzig.«
    Der Beamte schaute auf die Uhr und machte noch eine Notiz. Er konnte sich nicht vorstellen, daß dieser fette Knabe ein nennenswertes Tempo vorzulegen imstande war, schon gar nicht, wenn er auch noch einen Koffer zu schleppen hatte. Er griff noch einmal zum Telefon und wählte wieder die Nummer der Horns. Ließ es achtmal schellen und legte auf.
    Eigentlich gefiel ihm das alles ganz gut. Es war eine Abwechslung, und die konnte er wirklich brauchen.
    »Kann ich jetzt nach Hause gehen?«
    »Sag mir nur noch schnell deine Telefonnummer.«
    Der Junge winselte plötzlich los. Das Doppelkinn zitterte unter dem runden Gesicht, und die Unterlippe verzog sich. Endlich tat er dem Polizisten leid. Der Junge schien wirklich etwas Schreckliches gesehen zu haben.
    »Soll ich vielleicht deine Mutter anrufen?« fragte er leise. »Könnte sie dich holen kommen?«
    Kannick schniefte. »Ich wohne in Guttebakken.«
    Diese Auskunft sorgte dafür, daß der Beamte ihn in einem ganz neuen Licht betrachtete. Sein Blick schien sich zu trüben, und Kannick sah ziemlich klar vor sich, wie der Erwachsene ihn in seinem inneren Archiv im Fach »unzuverlässig« ablegte.
    »Ach, wirklich?«
    Gurvin brachte seine sämtlichen Fingerknöchel der Reihe nach zum Knacken und seufzte abschließend tief.
    »Soll ich da anrufen, damit du abgeholt wirst?«
    »Dafür sind nicht genug Leute da. Im Moment hat nur Margunn Dienst.«
    Er trat wieder von einem Fuß auf den anderen und schniefte noch immer. Der Beamte war gleich milder gestimmt.
    »Halldis Horn war alt«, sagte er. »Alte Menschen sterben. So ist es eben im Leben. Du hast wohl noch nie einen toten Menschen gesehen, oder?«
    »Doch, vorhin.«
    Gurvin lächelte. »In der Regel schlafen sie einfach ein. In ihrem Schaukelstuhl zum Beispiel. Das ist kein Grund, sich zu fürchten. Kein Grund, nachts wachzuliegen. Versprichst du mir das?«
    »Da oben war jemand«, sagte der Junge.
    »Oben beim Hof?«
    »Errki Johrma.«
    Kannick flüsterte diesen Namen wie einen Fluch.
    Jetzt schaute Gurvin ihn überrascht an.
    »Er stand hinter einem Baum, gleich beim Vorratshaus. Ich habe ihn ganz deutlich gesehen. Und dann ist er zwischen den Bäumen verschwunden.«
    »Errki Johrma? Das kann nicht stimmen.« Gurvin schüttelte den Kopf. »Der ist doch in der Anstalt. Schon seit einigen Monaten.«
    »Dann ist er bestimmt ausgebrochen.«
    »Das läßt sich ja durch einen Anruf klären«, sagte der Beamte ruhig, und dann biß er sich auf die Lippe. »Hast du mit ihm gesprochen?«
    »Sind Sie verrückt?«
    »Ich werde mich nach ihm erkundigen. Aber vorher sollte ich mich um Halldis kümmern.«
    Die Sache mit Errki mußte er erst einmal verdauen. Er war zwar nicht abergläubisch, aber er entwickelte doch ein gewisses Verständnis dafür, daß andere es waren. Errki Johrma drückte sich da oben zwischen den

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