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Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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sich nicht seinem Körper anpassen.
    Die zufriedene Miene des jungen Mannes löste Unbehagen in ihm aus. Unwillkürlich ließ er sein eigenes Leben Revue passieren. Das machte er auch sonst in regelmäßigen Abständen, aber den Zeitpunkt dafür wollte er eigentlich selbst bestimmen.
    Die ärgste Empörung über den Mord an Halldis hatte sich inzwischen gelegt. Gurvin wurde zum Objekt einer Aufmerksamkeit, wie er sie schon lange nicht mehr erlebt hatte. Er mußte sich eingestehen, daß ihm das gefiel. Aber er hatte Halldis gekannt. Plötzlich fiel ihm ein, was sie immer gesagt hatte, wenn er und andere Jungen sie um irgend etwas anbettelten.
    Ihr seid zu viele! Als ich jung war, haben nur die zähesten Rotzgören überlebt!
    »Wie sieht es aus«, fragte Gurvin vorsichtig, als er aus Skarres Brusttasche eine Zigarettenpackung hervorlugen sah, »sollen wir es wagen, gegen das Rauchverbot zu verstoßen?«
    Skarre nickte und griff nach der Packung.
    »Ich hab Halldis und Thorvald von klein auf gekannt«, sagte Gurvin und zog an seiner Zigarette. »Wir Kinder durften hinter ihrem Vorratshaus Himbeeren und Rhabarber pflücken. Und so alt war sie ja noch gar nicht. Sechsundsiebzig, das ist doch kein Alter. Sie war noch ziemlich fit. Das war Thorvald auch. Aber der ist vor sieben Jahren an einem Infarkt gestorben.«
    »Sie hat also allein gelebt?«
    Skarre blies seinen Rauch zur Decke.
    »Sie hatten keine Kinder. Halldis hatte nur eine jüngere Schwester in Hammerfest.«
    »Sie haben einen Bericht verfaßt«, sagte Skarre. »Kann ich den mal sehen?«
    Gurvin fischte eine Plastikmappe aus der Schreibtischschublade und reichte sie ihm. Skarre las sehr aufmerksam. »›Bisher steht noch nicht fest, ob etwas aus der Wohnung entfernt worden ist.‹ Ihr habt doch sicher Schubladen und Schränke untersucht?«
    »Wissen Sie«, antwortete Gurvin. »Halldis hatte eine ganze Menge Silberbesteck. Das lag alles noch da, in einem Schrank im Wohnzimmer. Und auch die wenigen Schmuckstücke, die sie im Schlafzimmer aufbewahrte, waren noch da.«
    »Und Bargeld?«
    »Wir wissen doch nicht, ob sie welches hatte.«
    »Habt ihr zum Beispiel ihre Handtasche gefunden?«
    »Die hing an einem Haken im Schlafzimmer.«
    »Hatte sie eine Brieftasche?«
    »Nein, das stimmt, eine Brieftasche haben wir nicht gefunden.«
    »Manche sind nur auf Bargeld aus«, sagte Skarre. »Typen, denen es Probleme machen würde, Wertgegenstände abzusetzen. Leute ohne Kontakte. Er wollte sie sicher nicht umbringen. Vielleicht hat sie ihn überrascht. Vielleicht war sie gerade nicht im Haus, als er sich hinter ihrem Rücken in die Küche geschlichen hat.«
    »Und dann stand sie plötzlich in der Tür, meinst du das so?«
    »Ja, zum Beispiel. Wir müssen feststellen, ob Bargeld entwendet worden sein kann. Hat sie selbst eingekauft?«
    »Ganz selten ist sie mal mit dem Taxi in die Stadt gefahren. Aber Lebensmittel hat sie sich ins Haus bringen lassen, vom Kaufmann hier im Ort. Einmal pro Woche.«
    »Der Kaufmann hat sie also beliefert – und sie hat bar bezahlt? Oder hat sie anschreiben lassen?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Rufen Sie ihn an«, sagte Skarre. »Vielleicht weiß er, wo sie ihr Geld aufbewahrt hat. Wenn sie Vertrauen zu ihm hatte.«
    »Davon gehe ich doch mal aus«, sagte Gurvin und griff zum Telefon. Gleich danach hatte er den Kaufmann an der Strippe und sprach leise mit ihm.
    »Er sagt, daß sie ihre Brieftasche in der Brottrommel liegen hatte. In einer Brottrommel aus Metall, die auf der Anrichte steht. Die habe ich auch untersucht. Es war ein halbes Brot darin, sonst nichts. Er sagt, die Brieftasche war rot und hatte ein Muster im Leder. Krokodilimitat und Schnappschloß aus Messing.«
    Skarre las den Bericht noch einmal. »Eine Person namens Errki Johrma ist angeblich in der Nähe ihres Hofes gesehen worden. Erzählen Sie mir von ihm. Ist der Junge, der ihn erwähnt hat, zuverlässig?«
    »Darüber läßt sich streiten.«
    Gurvin lächelte, als er an Kannick dachte. »Aber wenn er die Wahrheit sagt, dann eröffnen sich schwindelerregende Möglichkeiten. Errki war nämlich in der psychiatrischen Klinik Haus Wegweiser untergebracht und ist dort ausgebrochen. Er ist hier aufgewachsen. Mit anderen Worten, es ist nicht unwahrscheinlich, daß er zurückgekehrt ist und da oben durch den Wald streift.«
    »Wäre er denn zu einem Mord fähig?«
    »Er ist nicht ganz so, wie er sein sollte.«
    »Erzählen Sie mehr über ihn. Was ist er für einer?«
    »Ein junger

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