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Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf

Titel: Konrad Sejer 03 - Wer hat Angst vorm boesen Wolf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karin Fossum
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was Sie wissen.«
     

KANNICK THRONTE WIE EIN RIESIGER BUDDHA im Bett. Sein Publikum, das im Halbkreis auf dem Boden saß, staunte darüber, daß er die Beine so anwinkeln konnte, trotz seiner vielen Kilo. Zuerst hatte niemand ihm glauben wollen. Wie sollten sie auch glauben, daß Kannick im Wald eine Leiche gefunden hatte? Noch dazu eine in Stücke gehackte? So hatte er sich ausgedrückt. In Stücke gehackt. Vor allem Karsten, der Älteste, der eine Art Monopol auf die Wahrheit hatte, konnte das nicht glauben. Kannick sah Karstens Gesicht in dem Moment, als Margunn bestätigt hatte, daß alles so war, noch genau vor sich. Es war einer seiner großen Siege gewesen. Jetzt wollten sie die ganze Geschichte von seinen Lippen hören, in allen Einzelheiten. Aber sie wohnten lange genug in Guttebakken, um zu wissen, daß es nichts umsonst gibt, und deshalb häuften sich vor Kannick auf der Bettdecke die Geschenke. Eine Tafel Schokolade, ein rosa Hubba Bubba, eine Tüte Kartoffelchips und eine Schachtel Mokkabohnen. Und das beste: zehn Zigaretten und ein Wegwerffeuerzeug. Alle warteten mit leuchtenden Augen, und Kannick war klar, daß sie sich nicht mit einer trockenen Aufzählung der Tatsachen abspeisen lassen würden. Sie wollten Blut, nicht mehr und nicht weniger. Und sie hatten Halldis gekannt. Hier war nicht von einer Zeitungsnotiz die Rede, sondern von einem lebendigen Menschen. Jedenfalls war sie das noch vor kurzem gewesen.
    Es war Kannick verboten worden, allzuviel über den Mord zu sprechen. Margunn wollte nicht, daß die Jungen sich deshalb aufregten. Sie waren ohnehin schon wild genug, nur mit Mühe und Not konnte sie diese bunte Versammlung im Zaum halten, schließlich hatte das Heim viel zuwenig Personal.
    Kannick kniff die dunkelblauen Augen zusammen. Er beschloß, mit Simon anzufangen und mit Karsten aufzuhören. Simon war erst acht Jahre alt und sah aus wie eine halbgeschmolzene Schokoladenmaus. Ebenso süß und dunkel und weich.
    »Ich war mit dem Bogen unterwegs«, fing Kannick an und bohrte seinen Blick in Simons braune Augen. »Hatte gerade mit dem zweiten Pfeil eine fette Krähe erwischt. Ich habe in einem Geheimfach im Koffer zwei Jagdspitzen, die habe ich mir aus Dänemark kommen lassen. Sagt das aber nicht weiter. In Norwegen sind die nämlich verboten«, erklärte er wichtig.
    Karsten zog die Leidensmiene, die nur er zustande brachte.
    »Der Flattermann stürzte ab wie ein Sack Zucker und landete vor meinen Füßen. Im Wald war kein Schwein zu sehen, aber ich hatte das fiese Gefühl, daß jemand in der Nähe war. Ihr kennt mich ja. Wißt, daß ich immer im Wald bin. Ich spüre es, wenn etwas bevorsteht. Vielleicht, weil ich mich so viel im Element der Tiere aufhalte.«
    Er holte tief Luft und war ziemlich zufrieden mit diesem dramatischen Anfang. Simon hing an seinen Lippen. Niemand wagte auch nur zu seufzen, sie hatten Angst, er könnte den Faden verlieren.
    »Ich ließ die Krähe liegen und wanderte zu Halldis’ Hof hinüber.«
    Jetzt wandte er sich an Sivert, einen sommersprossigen Elfjährigen mit einem Zopf im Nacken.
    »Es war so komisch still da unten. Halldis steht immer früh auf, deshalb hielt ich nach ihr Ausschau. Dachte, ich könnte ein Glas Saft von ihr kriegen. Es war weit und breit niemand zu sehen. Aber die Vorhänge waren geöffnet, deshalb dachte ich, sie sitzt vielleicht mit Kaffee und Zeitung in der Küche, das macht sie ja oft.«
    Jan Farstad, allgemein Jaffa genannt, schaute Kannick in die Augen und wartete gespannt.
    »Und dann«, fuhr der fort, »gab es ja auch die Möglichkeit, ein Stück selbstgebackenes Brot mit Käse zu schnorren. Einmal hab ich acht Scheiben gekriegt; mehr wollte sie dann doch nicht rausrücken.«
    Bei dieser traurigen Erinnerung kniff er kurz die Augen zusammen.
    »Jetzt komm schon zur Sache, Mann!« rief Karsten und warf einen verlangenden Blick auf die Mokkabohnen, seinen eigenen Obolus, der jetzt auf der Bettdecke lag.
    »Ich sah sie, kaum daß ich beim Brunnen war. Und ich kann euch sagen«, er schluckte schwer, »dieser Anblick wird mich bis an mein Lebensende verfolgen.«
    »Aber was hast du denn nun gesehen?«
    Karstens Stimme stieg ins Falsett. Er war der einzige Junge mit einer Andeutung von Schnurrbart und beginnender Pickelentwicklung um die Nasenflügel.
    »Die Leiche von Halldis Horn!« verkündete Kannick und schnappte nach Luft, weil er die ganze Zeit das Atmen vergessen hatte. »Auf dem Rücken, quer über der Türschwelle. Mit einer

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