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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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sich einst eine Persönlichkeit zusammengesetzt hat. Irgendwie weiß ich, daß im Augenblick des Todes das strukturelle Muster der Synapsen eingefroren wird. Alle vorherigen synaptischen Veränderungen, die dynamisch waren und Erfahrung und Lernen darstellen, werden unbeweglich, so daß man das Muster im Augenblick des Todes sofort wieder abspielen kann und diesen Vorgang in alle Ewigkeit wiederholen kann, wenn Gewebe erhalten bleibt.
    Die Szene verändert sich wieder, dieses Mal verlagert sie sich in den Weltraum. Weit hinter uns brennt schwach die Sonne. Ein Dutzend Weltraumschiffe fliegen in Formation. Ihre gigantischen Gravitationssegel sind ausgebreitet und drücken gegen die Strömungen der Gravitation. Ich sehe in eines der Schiffe hinein. Es enthält Reihen von zylindrischen Kammern, Tausende davon. In jeder Kammer sehe ich eine Zelle, die in Nährflüssigkeit schwimmt. Die Zelle teilt sich, teilt sich wieder, bildet eine Kugel, die Kugel formt sich, wird zur Blastula, dann zur Morula. Ein Fötus bildet sich, entwickelt sich, wird zum Säugling, zum Kind, zum jungen Mann, immer in der Kammer. Ein Kristall glüht auf. Die toten Bilder, die vorher in dem hellen Kristallgitter gefangen waren, erwachen zum Leben, als in dem sich entwickelnden Gehirn des jungen Mannes die Muster sich bilden. Der junge Mann bin ich! Ich behalte diese Erkenntnis fest im Griff, denn vor Schrecken wird mir schwindlig. All die jungen Männer sind ich. Ich verstehe. Fast.
    „Warum ich?“
    „Du lebst noch einmal, um zu kämpfen, Soldat. Du wirst wieder gebraucht.“
    „Aber warum? Kannst du mir sagen, warum? Warum ich?“
    Aber diese Erkenntnis muß warten. Statt dessen sehe ich die Wespen und erfahre von der Rache, die seit fünfundzwanzig Jahren wartet. Aber das kommt erst, als die Landungsboote durch die Luft eines Planeten fallen, der fünfundzwanzig Jahre von meinem offenen Grab auf der Erde entfernt ist.
     
    Als er aufwachte, war die Kampfeslust verflogen und hatte einer schwarzen Depression Platz gemacht. Eine Zeitlang lag Jordan bewegungslos da und starrte in den Himmel. Er machte sich Gedanken über die kalten Maschinen-Menschen, die den Planeten in ihren Raumschiffen umkreisten. Sie würden ihn und seine Brüder nicht abholen; für gebrauchte Soldaten hatten sie keine Verwendung. Sie konnten sich neue bauen, wann immer sie wollten, denn das Kristallmuster konnte unendlich oft gebraucht werden. Jordan und die anderen würden auf diesem Planeten zurückgelassen werden, um dort zu überleben – oder auch nicht. Er fragte sich, wohin das Raumschiff wohl fliegen würde, da seine Pflicht jetzt getan war. Er glaubte nicht, daß es zur Erde zurückkehren würde.
    Im übrigen war der Himmel so grau und leer wie seine Gedanken.
    Er tastete nach der Seite seines Kopfes. Über seinem rechten Ohr war eine schmerzhafte Beule. Während er dagelegen hatte, war die Kälte des Dauerfrosts im Boden in seine Knochen gekrochen; seine Muskeln hatten ein steifes Gefühl. Er versuchte, den Blutrausch in seinem Kopf wiederherzustellen. Aber es war zu spät. Auch die Kälte war wieder da.
    Vor ihm lag ein glimmender Drache.
    „Endlich wachst du auf“, sagte sie in seinem Kopf. „Ich habe schon gedacht, du würdest ewig schlafen.“
    „Wie lange?“ Ihre Stimme munterte ihn nicht auf. Sie wußte Bescheid.
    „Mehrere Stunden. Es ist alles vorbei, überall ist alles vorbei. Die Zoanier sind alle tot. Drachen gibt es auch keine mehr.“ Ihre Gedankenstimme wurde leiser, trauriger. „Der Kampf gegen die Drachen fehlt mir immer noch.“
    Er sah sie, wie sie mit ausgestreckten Flügeln ihre Kreise zog; die Federn an den Flügelenden waren wie Finger ausgebreitet und ihre Füße dicht an den Körper gezogen.
    „Du hast auf mich gewartet.“ Vorwurfsvoll: „Warum? Die anderen Flüstervögel sind alle weg.“
    „Warum nicht? Ich wollte sehen, ob du in Ordnung bist.“
    „Oder vielleicht weil …“ Er läßt den Gedanken ersterben. Zynismus brachte nichts ein.
    „Was?“ Ihre Gedankenstimme verriet nicht, was sie wußte.
    „Nichts. Wo sind die anderen Flüstervögel?“
    „Die anderen gehen in die Wüste.“
    „Warum bist du nicht mitgegangen?“ Er versuchte, seine dunklen Gedanken vor ihr zu verbergen.
    „Eigentlich kann man jetzt nirgends mehr hin. Alle Drachen sind weg. Wir müssen etwas Neues zum Jagen finden. Vielleicht fliege ich ihnen später nach.“
    Jordan stand auf und setzte sich in Richtung auf die Festung in Bewegung, aber als

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