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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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er zu dem toten Drachen kam, blieb er stehen. Ein Gedanke nagte an seinem Gedächtnis. Er kniete einen Augenblick vor ihm, bevor er weiter durch den Schlamm schlurfte. Seine Waffe ließ er liegen, wo sie war.
    Die Tore der Festung waren mit Sprengstoff geöffnet worden. Jordan kletterte über den Schutt am Eingang. Die Tunnels innen und die Gänge waren mit Geröll bedeckt. Überall lagen tote Zoanier.
    Jordan schüttelte sich. Jetzt war er froh, daß er das letzte Gemetzel verpaßt hatte. Vorher allerdings, das wußte er, hätte er anders gedacht. Als er an einem Baum vorbeikam, hörte er, wie sich zwei Brüder stritten, sich wegen einer Flasche Fusel auseinandersetzten. Andere Brüder plünderten jeden Raum der Festung. Aus irgendeinem Grund hatte Jordan keine Lust, sich ihnen anzuschließen.
    Schließlich kam er zu den Befestigungsanlagen. Der Wind war kalt und fuhr um die gezackten Felsenspitzen, die ihn umgaben. Er ging zu einer Steinmauer an der Kante und sah hinab. Weit unter ihm lag ein Moor. Weit entfernt bedeckten tote Drachen die ebene, ungebrochene Fläche der Tundra.
    Der Flüstervogel kreiste noch immer über ihm.
    Er griff in seine Tasche und zog die Zähne heraus, die er aus den Kiefern des Drachen geschnitten hatte. Die scharfen, dreieckigen Knochenstückchen glitzerten in seiner Hand. Ständiges Zerreißen von Haut und Sehnen hatte sie poliert. Er warf sie über die Festungsmauer und sah zu, wie der Wind sie abtrieb und über die schmutzige Tundra verteilte. Wenn er seine Augen zusammenkniff, konnte er fast sehen, wie die Drachenmänner sich aus dem Boden erhoben. Drachenmänner mit seinem Gesicht. Dann verschmolzen sie wieder mit dem Schlamm und wurden zu Reihen von weißen Kreuzen.
    Der Flüstervogel flog weg. Er rief ihr in seinen Gedanken seinen Abschied zu und flog langsam zu den trockenen Bergen, die im Süden gerade noch sichtbar waren. Er würde versuchen, sie und seine Gefühle für sie zu vergessen. Wenn die Flüstervögel zurückkommen würden, würde die Sache anders aussehen; dann würden sie jagen.
    In der Festung hörte er wütendes, betrunkenes Geschrei und die Geräusche eines Kampfes. Später stieg aus den Tiefen der Festung das Geräusch von Schüssen hoch und wurde vom Wind davongeweht.

 
Ron Goulart
Der Mann, der nicht
fernsehen durfte
(INV1SIBLE STRIPES)
     
    Er rannte weg. Also schossen sie auf ihn. Er wurde fast gleichzeitig von fünf Totalflinten getroffen und in Stücke gerissen. Obwohl jeder davon ausging, daß Andy Stoker seine Schuld damit eingestand, daß er wegrannte, war er nicht schuldig.
    Dieses Mal nicht.
    Weil die Würgemorde aber aufhörten, als Andy tot war, wurde der Fall offiziell abgeschlossen. Niemand – oder vielmehr so gut wie niemand außer mir – weiß, was wirklich geschehen war. Bis ich mir die ganze Sache endlich zusammengereimt hatte, war Andy schon tot, und die Polizei des Bezirks Groß-Los Angeles würde mir ganz sicher nicht glauben. Wenn ich außerdem zu der PBGLA-Festung im Pasadena-Sektor hingehen würde, dann bekäme das niemand aus der Mordabteilung bestimmt heraus. Das kann ich nicht riskieren. Sie sind also die einzige Person, der ich von Andy Stoker berichten will, von den Würgemorden, und wer diese Verbrechen wirklich begangen hat.
    Ich sah Andy zum ersten Mal an einem heißen, dunstigen Nachmittag im August 2005. Er stand vor dem Hauptgebäude der erdbebensicheren Studios im Burbank-Bezirk von GLA und war gerade dabei, sich einen Teil seiner Kleider vom Leib zu schälen.
    Als ich ihn durch das Einwegfenster in dem winzigen Büro sah, das mir von OS zur Verfügung gestellt wurde, sprang ich auf und rannte zur Tür.
    „Maaskä“, brummelte der verbeulte Robot-Sekretär, der zu dem Büro gehörte.
    „Wie bitte?“ Ich zögerte ängstlich an der Tür.
    „Luhft ohnsücher. Maaskä tracken.“
    „Ach so, natürlich.“ Ich rannte zu meinem schwebenden Metallschreibtisch zurück, griff mir meine Atemmaske und klatschte sie mir vors Gesicht.
    „Ahnen scheenen Tock“, meinte der alte Roboter freundlich, als ich wieder hinausging.
    In der Enklave Connecticut, wo ich wohne, kann man die Luft normalerweise atmen. Deshalb bin ich nicht daran gewöhnt, eine Schutzmaske zu tragen. Als ich in die grelle Nachmittagssonne hinaustrat, schienen die gefärbten Brillengläser einige Sekunden lang schwarz zu werden. Als ich wieder etwas erkennen konnte, hatte Andy seinen Kittel ausgezogen und schlug sich gegen seine nackte Brust.
    Der Android, der

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