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Kopernikus 2

Kopernikus 2

Titel: Kopernikus 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. J. Alpers
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Tränen der Verzweiflung nahe. Sie wünschte sich, über eigene Psi-Kräfte zu verfügen, um diesen ferngesteuerten Leichnam in der Luft zu zerreißen. Sie war zwar veredelt, aber nicht in diesem Maße. Ihre Eltern hatten sie optimal genetisch konditioniert, aber das reichte hier offenbar nicht aus. Psi-Talente waren einfach wertvoller. Gene, die diese Kräfte in sich trugen, waren ausgesprochen rar, rezessiv und …
    … plötzlich fiel es ihr wie Schuppen von den Augen.
    „Royd“, schrie sie auf und legte all ihre noch verbliebenen Kräfte in ihre Stimme. „Der Schalter … leg ihn durch … Telekinese um. Royd, betätige ihn … telekinetisch !“
    Seine Antwort kam schwach und bekümmert.
    „ … kann nicht … Nur Mutter … ich nicht …“
    „Sag nicht Mutter“, schrie sie verzweifelt. „Nicht … Mutter … Ich vergaß … hör zu … du bist nicht … ihr Sohn … du bist ein … Teil von ihr … durch künstliche Befruchtung … einer ihrer … Zellen entstanden … Du hast … die gleichen Gene … die gleiche … Kraft wie sie.“
    „Nein … ich weiß nicht. …“
    „Aber ich! Erzähl keinem von Prometheus was über … Gene und Vererbung … los, betätige den Schalter.“
    Der Leichnam rückte vor.
    „ … versuche es …“ kam Royds Stimme. „Nichts. Ich kann nicht …“
    „Sie hat es in … dir nur unterdrückt“, stammelte sie, „aber es ist latent vorhanden. Du … kannst es.“
    „Ich … weiß … nicht … wie.“
    Der Leichnam hatte sie erreicht. Er verharrte. Seine bleichen Hände begannen zu zittern. Begannen sich langsam zu heben.
    Melantha fluchte und weinte gleichzeitig. Ohnmächtig konnte sie nur die Fäuste ballen.
    Und plötzlich war die Schwerkraft aufgehoben.
    Weit, weit entfernt hörte sie Royds entsetzten Schrei.
    Der Kadaver wurde von unsichtbaren Kräften gepackt und hochgerissen. Aber auch sie schwebte vor ihm. Gleich ist er über mir, dachte sie entsetzt und erwartete jeden Augenblick seinen furchtbaren und verheerenden Angriff.
    Aber nichts passierte. Der Leichnam rührte sich nicht mehr.
    Bewegungslos trieb er vor ihr.
    Da nahm sie sich ein Herz und tat zwei Armstöße wie beim Kraulen. Als sie ihm einen Stoß mit dem Ellenbogen versetzte, trieb er quer durch den Raum.
    „Royd?“ fragte sie unsicher.
    Keine Antwort.
    Unter Aufbietung aller verbliebenen Kräfte segelte sie durch den Raum und trieb durch das von Royd geschnittene Loch in den Kontrollraum …
    … und fand Royd Eris, den Kommandanten der Nachtfee in seinem gepanzerten Schutzanzug, mit dem Rücken gegen seinen Sessel gepreßt. Er war tot. Sein Herz hatte versagt.
    Aber der Zeiger auf der Instrumentenskala, die die Schwerkraft anzeigte, wies auf Null.
     
    Immer wieder habe ich die kristalline Seele der Nachtfee in meinen Händen gehalten.
    Der Stein ist rot und vieleckig, so groß wie mein Kopf und eiskalt. Tief drinnen züngeln zwei Flämmchen, die bisweilen wild aufflackern.
    Ich bin durch Schaltkonsolen gekrochen, habe mich unter Aufbietung äußerster Vorsicht an den Sicherheitsvorkehrungen vorbeigewunden, habe mich ungeheuer konzentriert, um ja auch nicht die geringste Kleinigkeit zu beschädigen – bis ich schließlich den großen Kristall mit beiden Händen umklammert hielt. Der Zorn über den Verlust von Royd und all den anderen, die einmal meine Kameraden gewesen waren, hat mich in diesem Augenblick stärker als zuvor gepackt, wußte ich doch, daß ich ihre Behausung umfaßte. Sie war in meiner Gewalt – aber weder damals noch heute habe ich vermocht, ihre Identität auszulöschen.
    Denn Royds Geist hat mich darum gebeten.
    In der vergangenen Nacht haben wir die ganze unselige Geschichte noch einmal besprochen. Dabei tranken wir Brandy und widmeten uns einer Partie Schach. Royd konnte natürlich nichts trinken, aber er hatte seine alte Erscheinung geschickt, die mich anlächelte und mir erklärte, auf welche Felder Royds Figuren gerückt werden sollen.
    Zum tausendsten Mal hat er mir angeboten, mich zurück nach Avalon zu befördern, oder irgendwo anders hin, wohin auch immer ich wolle. Ich solle doch nur um Himmels willen endlich mal aus dem Schiff klettern und die Reparaturen beenden, die wir beide vor so vielen Jahren begannen. Dann könne die Nachtfee endlich wieder auf Überlichtantrieb in den Hyperraum gehen.
    Aber zum tausendsten Mal habe ich die ganze Sache abgelehnt.
    Ohne Zweifel ist Royd heute weitaus stärker als früher. Er und seine Mutter besitzen schließlich die

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