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Kopernikus 3

Kopernikus 3

Titel: Kopernikus 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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überging. Die Wände dieses Raumes waren mit Wandgemälden überdeckt. In dem Raum selbst befanden sich eine Reihe Steinpodeste und Felssockel. Auf jedem steinernen Sockel lag die Leiche eines Lebewesens. Einige der Leichname waren nur noch Skelette, andere waren mumifiziert – eine trockene Hülle umgab sie. Die Männer traten an die nächste Leiche heran, um sie zu untersuchen. Die Reste, die man vor sich sah, waren nur entfernt menschlich. Die Wesen waren Zweifüßler, aber ihre dürren Beine endeten in Klauen statt Füßen. Das Becken war weit und eckig, und darüber wölbte sich ein großer Brustkorb. Die Arme waren kurz und mit drei Gelenken versehen und endeten in scherenförmigen Klauen, ähnlich denen eines Krebses. Der Schädel war ungewöhnlich groß und stand in keinem normalen Verhältnis zum übrigen Körper. Die leeren Augenhöhlen starrten von dem Podest hinauf zur Decke. Statt eines erkennbaren Kiefers mit Zähnen gab es nur einen kinnbackenförmigen Mund, der auf einen zurückgebildeten Schnabel schließen ließ.
    Fiore sah zu dem Geschöpf, dann zu den anderen Männern, die darum herum standen. Vorsichtig griff er nach dem Kopf, fuhr daran herab, die Arme entlang, betastete die Finger des toten Wesens. Für Fiore schien es so, als reagiere der Leichnam mit warmer Vertrautheit. Die anderen Männer beobachteten ihn, aber das interessierte ihn nicht. Er fühlte, wie sich in seiner Brust ein herrliches Gefühl ausbreitete. Zu gern hätte er Kontakt mit dem fremden Wesen aufgenommen, hätte es von seinem Sockel geholt, um von ihm die Geheimnisse dieser Welt zu erfahren. Fiore wandte sich seinen Begleitern zu, die ihn ernst und schweigend ansahen.
    Fiore warf die Arme in die Luft und lächelte, als die Männer vor ihm zurückwichen.
    „Seht sie euch an!“ rief er. Seine Stimme hallte durch die Kammer, zerriß das Schweigen vieler Jahrhunderte. „Ich hatte recht! Seht! Wir sind nicht mehr allein – niemals wieder. Es gibt andere Menschen!“ Mit den Händen fuhr er über der nächsten Leiche durch die Luft. Sein Gesicht war lebendig und strahlend, selbst im schwachen Licht der Lampen.
    „Ich würde sie kaum ‚Menschen’ nennen, Sir. Sie sehen nicht einmal humanoid aus“, sagte Kirkland und wandte sich um, um von den anderen Bestätigung zu erhalten. Die beiden Männer nickten schweigend.
    „Kirkland, was sagen Sie da?“
    „Ich verstehe Sie nicht …“ Kirkland lachte nervös.
    Fiore lächelte. „Natürlich sind sie humanoid. Sie sind menschlich! Wie ich! Wie Sie!“ Fiore wünschte, er könne erklären, was er gesehen hatte. Er versuchte, sie mit seiner neuen Fähigkeit, der Telepathie, zu erreichen, aber die anderen schienen nicht darauf anzusprechen. Aus irgendeinem Grunde waren sie nicht in der Lage, zu begreifen, welch große Entdeckung er gemacht hatte. Einer der Männer sprach etwas. Fiore hörte die Stimme kaum.
    „Was ist mit ihm los?“
    „Ich weiß es nicht. Habe so etwas noch nicht erlebt.“
    „Wir bringen ihn besser hier heraus.“
    Fiores Gedanken überschlugen sich bei diesen Worten. Sie sind gegen mich. Aus irgendeinem Grunde wollten sie ihn von den neuen Menschen, die er gefunden hatte, fortschaffen. Er sah zu den Sarkophag-Reihen, hob die Arme, als frage er die Toten, warum dies so sei. Plötzlich spürte er Arme, die ihn festhielten, ihn herumdrehten und aus dem Raum führten. Er wurde die Treppe hinaufgetragen. Fiore brüllte. Sie mußten sofort damit aufhören! Er trat nach den anderen, schrie immer noch, spürte aber auch, daß sie ihn immer noch trugen. Vor sich sah er ihre angestrengten Gesichter. Die Männer zeigten die Zähne, während sie den schweren Mann trugen. Fiore wollte sich nicht ergeben, mußte sie daran hindern. Er griff nach dem nächsten Mann, und der rutschte auf den steinernen Stufen aus. Fiore fiel hinab …
     
    … und öffnete seine Augen in der vertrauten Umgebung seines Schiffsquartiers wieder. Er lag auf dem Rücken, war mit einer Decke zugedeckt. Die kleine Lampe auf seinem Tisch erfüllte den Raum mit einem gedämpften Licht. Er erinnerte sich, daß er in dem Tempel das Bewußtsein verloren hatte; dann setzte er sich auf, spürte, wie sich seine Ge danken wieder klärten. Lächelnd rief er sich seine Entdeckungen ins Gedächtnis zurück. Wie ein schwarzer Fleck war da aber auch die Erinnerung seines Kampfes gegen die Männer. Er fragte sich, warum sie sich gegen ihn gewandt hatten, und zwar in besonderem Maße, seit er eine so großartige

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