Kopernikus 3
klang jetzt amtlich, sein Gesicht wurde ernst.
Fiore spürte, wie sein Gesicht rot anlief. „Nein, das war nicht alles. Sie wissen von der Verlängerung?“
„Ja, und ich kann sie nicht genehmigen.“
Fiore erstarrte in seinem Sessel, seine Knöchel wurden weiß, während er sich an den Lehnen festklammerte. „War um nicht? Sie müssen es …“
„Einen Augenblick, ich möchte Ihnen etwas erklären. Die Erde ist von Ihrer Entdeckung informiert worden. Dagegen habe ich nichts einzuwenden. Aber die Verlängerung – ich kann sie nicht genehmigen.“
„Aber warum nicht?“
„Doktor, die Besatzung ist jetzt seit zweieinhalb Jahren unterwegs, und die meiste Zeit davon hat sie im Schiff verbracht. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, was das heißt. Sie ist müde und möchte nach Hause. Dieser Planet war der letz te planmäßige Landeplatz, und sie weiß es.“ Vandermeer hielt inne, um sich eine Zigarette anzuzünden.
Fiore kam durcheinander. Die seltsamen Auswirkungen seiner Entdeckung, die negative Reaktion der Mannschaft darauf, die Worte des Kapitäns – all dies drohte ihn zu überwältigen. Ganz sicher wollte der Kapitän nicht wegen der Gefühle der Mannschaft früher abfliegen. „Sie wollen nicht, daß ich die Gebäude untersuche?“
„Nein, das ist es nicht. Hören Sie, da ist noch etwas anderes, etwas viel Wichtigeres. Wir haben in dem betroffenen Gebiet eine ungewöhnliche Strahlung festgestellt. Die ersten Untersuchungen sind noch nicht abgeschlossen, aber sie scheint gefährlicher Natur zu sein. Im Labor kann man noch nicht genau sagen, ob es nicht ernste Folgen geben wird, wenn wir hier bleiben.“
„Was bedeutet das, warum erzählen Sie mir das?“ fragte Fiore abwartend.
„Ganz einfach – daß wir jederzeit startbereit sein müssen, je nachdem, was bei den Tests herauskommt, die wir durchführen. Wir können nicht bleiben, wenn es gefährlich wird.“
„Können wir nicht diese Gegend hier verlassen? Vielleicht ist es nur eine örtliche Strahlung, vielleicht …“
„Das nützt uns nichts“, sagte Vandermeer mit einer Handbewegung, die Fiore verstummen ließ. „Auf Eventualitäten kann ich meine Verantwortung für das Schiff nicht aufbauen. Das wissen Sie.“
„Nun, was ist mit morgen? Kann ich meine Leute mit hinaus nehmen?“
Vandermeer zögerte. „Nun, die Tests sind noch nicht abgeschlossen. Ich weiß nicht so recht.“
„Wir sind im Schiff auch nicht sicherer! Bitte, Kapitän. Ich muß zu den Gebäuden zurück. Sehen Sie mich an – ich bin ein alter Mann. Man will nicht, daß alte Menschen ins All fliegen. Wenn Sie mich zur Erde zurückbringen, wird es das letzte Mal gewesen sein – ich werde nie wieder hinausfliegen dürfen.“
„Das können Sie nicht genau wissen. Vielleicht erteilt man Ihnen eine Sondererlaubnis, nach hierher zurückzukehren.“
„Wer hat mir eben etwas über die Eventualitäten gesagt?“
Vandermeer rang sich ein dünnes Lächeln ab. „Also gut. Sie können morgen früh hinausfahren. Wenn ich aber aus dem Labor endgültige Ergebnisse erfahre, rufe ich Sie zurück.“ Er drückte seine Zigarette aus. „Es ist schon spät. Wir können morgen früh weiter darüber sprechen.“ Vandermeer erhob sich und verließ die Kabine, ohne eine Antwort abzuwarten.
Fiore konnte nicht mehr denken – zu viele Dinge geschahen auf einmal. Er zog sich aus, legte sich ins Bett, konnte aber nicht einschlafen. In der Dunkelheit des Raumes sah er die Umrisse des Tempels vor sich aufragen. Er sah die Steinbilder und Inschriften, und er stellte sich vor, daß er sie lesen könne. Er sah die Menschen, die den Tempel erbaut hatten. Er träumte von großen, goldenen Menschen, die in der Mode aus der Zeit Michelangelos gekleidet waren – von einem Volk, das zu den Sternen gegriffen hatte. Die Trugbilder tanzten durch den Raum, gerannen zu einem wilden Durcheinander. Es schien ihm wichtig, sie auseinanderzuhalten, aber als er damit beginnen wollte, schlief er ein.
Fiore war mit seinen Männern bei den Gebäuden, als die fremde Sonne sich gerade über den Horizont schob. Abgesehen von ein paar elektronischen Geräten bestand ihre Ausrüstung aus Gegenständen früherer Zeiten: Schaufeln, Äxten und Staubbesen.
Den Morgen brachten sie damit zu, die Vorarbeiten zu beenden, die sie schon am Vorabend begonnen hatten. Ein Schallmeßgerät hatte unter dem Sand mehrere Eingänge zu den inneren Kammern des Tempels entdeckt. Die vier Männer verbrachten die meiste Zeit des
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