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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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anderen sind irgendwo in der Nähe, aber ich kann sie nicht sehen. Die Luft ist kalt und der Boden naß. Ich hoffe, der Sergeant läßt uns eine Mittagspause machen.
    Ich bin erschöpft. Das ist schlimmer als Tennis, viel schlimmer, und ich schaffe es nicht. Ich sauge die eisige Luft in tiefen Zügen in mich hinein, und dieses Arschloch von Wampe macht keine Pause. Er pflügt sich immer weiter, drückt das Laub zur Seite und stampft durch den Dreck. Er ist wie ein dicker, fetter Gelände-LKW, und er will mich in den Boden walzen. Stancato atmet nicht einmal schwer, aber ich werde gleich zusammenbrechen. Das Gewehr wiegt eine Tonne.
    Wir haben schon ein ganzes Stück hinter uns gebracht. Kein Zweifel, wir sind jetzt in einer Kriegszone. In der Ferne kann ich Schüsse hören, sehr dumpf, das Dröhnen großer Geschütze. Und vor einer Weile ist ein Gefag-Aufklärer über uns hinweggeflogen. Ziemlich hoch, aber Wampe ließ uns trotzdem flach im Schlamm liegen. Der Dreck drang sofort durch die Uniform. Mir ist kälter als je zuvor, aber zum Glück hat der Wind etwas nachgelassen.
    Gegen Mittag machen wir auf einer kleinen Lichtung neben einem steilen Felsen halt, um zu essen. Nur wir drei. Ich weiß nicht, wohin die andern verschwunden sind. Ich verstehe überhaupt nichts. Sollten wir nicht bei den anderen bleiben? Wo sind sie? Wäre es nicht besser, wenn der ganze Zug zusammenbliebe? Ich habe für dieses Wochenende gutes Geld bezahlt. Ich wünschte, ich wüßte, was los ist.
    Wir sitzen mit dem Rücken gegen den moosbedeckten Stein, die Gewehre auf dem Schoß, und essen unsere Rationen aus den Hotpaks. Es tut gut, das Gepäck vom Rücken zu haben und sich eine Weile hinzusetzen. Und ich habe Hunger. Aber das Essen ist schrecklich. Man sollte meinen, die Manöver GmbH müßte Besseres leisten, bei den Preisen, die wir zahlen. Wie halten die bloß ihre Kunden?
    Stancato dagegen macht das gar nichts aus. Er ißt schnell, beinahe gierig, und dann lächelt er mich an, während ich in meinem Essen herumstochere. „Iß auf, Andy“, sagt er. „Wir brauchen unsere ganze Kraft. Der Tag hat gerade erst angefangen.“ Dann steht er auf und streckt sich, immer noch lächelnd. „Das ist das Leben“, behauptet er. „Das macht Spaß. Draußen, jenseits der Städte, mit Feinden ringsherum und mit einem Gewehr in der Hand. Ja, ich glaube, Manöver hat recht. Das Leben ist schöner, wenn der Tod nah ist.“
    Wampe sieht von seinem Pak auf und zieht eine Grimasse. „Setz dich. Und rede nicht so laut. Oder willst du uns die Gefags auf den Hals holen? So wirst du nicht alt.“
    Stancato setzt sich und grinst. „Du verstehst eine Menge davon, was?“
    Wampe nickt. „Kann man wohl sagen. Wenn ich wollte, könnte ich Sergeant sein. Sogar ein Wochenendpatent kaufen. Ich habe einen ganzen Haufen Abschußpunkte. Aber das ist nichts für mich. Das hier draußen ist besser. Bevor ich aufhöre, habe ich mehr Abschußpunkte als irgend jemand anders. Das ist es, was ich will – und nicht den Krieg von irgendeinem Büro aus führen, wie die Leitärsche mit dem großen Konto, die sich als Wochenend-Kommandanten einschreiben.“
    Ich sehe ihn an und schiebe meine halb aufgegessene Ration beiseite. Ein häßlicher Mann mit einer häßlichen Nase, mit einem dicken Bauch und einem kleinen Hirn. Und doch hat er Menschen getötet, bessere wahrscheinlich als er selbst, und er kommt zurück, wenn andere sterben. Warum? Ich setze an, um ihn das zu fragen.
    Aber Stancato redet zuerst. „Du tötest gern“, sagt er, und seine Augen sind hart und eifrig. Ihm wird es gefallen, das weiß ich. Es macht ihm Spaß, Leute zu verletzen, sie zu demütigen, zu erniedrigen. Löcher in sie hineinzuschießen ist genau seine Kragenweite.
    „Es ist Krieg“, sagt Wampe. „Hier in der Zone, klar, aber auch dort draußen. Wir nennen es bloß nicht Krieg, aber es ist einer. In jedem Augenblick ist einer hinter dir her, hinter deiner Frau, hinter deinem Job, sie beschmeißen deine Kinder mit Scheiße und versuchen, dich reinzulegen. Du mußt zurückschlagen, und das hier ist ein Weg. Yeah, ich mach’s gern. Wieso nicht? Diese Gefags …“ – er weist mit dem Kopf ins Gebüsch, ist wütend – „… die meisten sind Nigger, wißt ihr. Die Gefags machen eine Menge Werbung da unten, wo sie wohnen. Sie hassen uns sowieso. Warum soll ich mir nicht den Spaß machen, ein paar von ihnen zu erwischen?“ Er sieht streitsüchtig aus, als wolle er uns zum Widerspruch

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