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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Ich will nicht, daß er merkt, wie nervös ich bin. „Meinst du, der alte Dolecek wird uns bemerken?“ sage ich schließlich. Dolecek ist unser Boß. Der Grund dafür, daß ich hier bin. Das Arschloch geht jedes Wochenende ins Manöver, schon seit zwanzig Jahren. Er sagt, ein Mann ist kein Mann, solange er nicht geblutet hat. Klingt wie ein Werbespot für die Kriegszone. Aber das Arschloch hat eine Beförderung zu vergeben, und ich bin seit zwei Jahren nicht befördert worden. Ich sollte hier also tunlichst Eindruck auf ihn machen.
    Stancato ist aus demselben Grund hier; er gibt das bloß nicht zu. Er behauptet, Tennis und Golf und Wandern langweile ihn, er brauche mehr Aufregung. Stancato ist ein gieriger Bastard. Er ist zwei Jahre jünger als ich, aber wir sind jetzt schon auf derselben Ebene. Und nun will er mich überholen.
    „Dolecek hat sich diesmal als Major eingeschrieben“, sagt Stancato grinsend. „Er wird uns nicht sehen, Andyboy. Er wird nicht mal wissen, daß du hier bist. Also entspanne dich und genieße das Ganze.“
    Jetzt hat jeder sein Gewehr. Der Sergeant brüllt ein Kommando, und wir traben zum Einsatzhubschrauber hinüber. Er ist ein großes, lärmendes Ding, ganz aus grünem Metall; die Rotorblätter scheppern dröhnend durch die Luft, und an der Seite trägt er das Firmenzeichen von Manöver. Ich schiebe einen Fuß in die Metalleiter und hieve mich hinein. Drinnen sind rechts und links lange Sitzbänke, und unser Zug füllt sie schnell. Ich lande zwischen Stancato und einem älteren Mann mit eingeschlagener Nase und einer ungeheuren Wampe. Ein Gemeiner, wie wir anderen armen Schweine hier, aber ich sehe, daß er Veteranen-Abzeichen auf dem Ärmel trägt. Er macht das nicht zum erstenmal, und im Lauf der Zeit hat er eine Menge Abschußpunkte eingeheimst. Ich studiere sein Gesicht und versuche herauszufinden, was ihn zu einem Killer macht statt zu einem Gekillten. Aber man sieht ihm nichts an.
    Der Pilot zieht uns hoch. Die Gesichter um mich herum sind ein wenig angespannt, aber glücklich. Viele lachen, ein paar reißen Witze.
    Worüber, zum Teufel, sind sie so fröhlich? Wissen sie nicht, daß sie umgebracht werden können? Mir ist ein bißchen übel. Das war eine blödsinnige Idee.
    Stancato ist einer von denen, die lachen. „Alles in Ordnung, Andy?“ fragt er durch den Krach des Hubschraubers. „Du siehst nicht gut aus.“ Er grinst, damit ich sehen kann, daß er nur Spaß macht. Aber er kann mir nichts vormachen. Er hat es gern, wenn er mich trifft.
    „Mir geht’s gut.“ Ich werde mich nicht übergeben, so sehr ich es auch möchte. Das würde Stancato zuviel Vergnügen bereiten. Wenn ich es gar nicht mehr zurückhalten kann, werde ich ihn bekotzen. „Ich bin nur ein bißchen nervös“, sage ich.
    „Du hast Angst, meinst du.“ Er lacht. „Komm, Andy, gib’s schon zu. Wir haben alle Angst. Das muß einem nicht peinlich sein. Ich habe furchtbare Angst. Du wärest dumm, wenn du keine hättest. Die Gefags werden mit richtigen Kugeln auf uns schießen.“ Wieder dieses Lachen. „Aber das macht es ja erst interessant, oder?“
    „Genau.“ Glaub’ das mal.
    Die Wampe sieht herüber. „Du sagst es“, meint er mit tiefer, gewichtiger Stimme, und ich sehe, daß ihm die Hälfte seiner Zähne fehlen. Ein richtiger Prolet. „Ich gehe schon seit zehn Jahren und habe jedesmal Angst. Aber das ist Leben.“
    „Ein Mann hat erst gelebt, wenn er den Tod gesehen hat“, sagt Stancato mit seiner geschmeidigen, geistvollen Stimme. Das war einer der Slogans der Manöver GmbH.
    „Ein Mann ist erst ein Mann, wenn er im Manöver war “, sage ich; das ist der andere Spruch aus den Anzeigen. Sofort komme ich mir albern vor. Stancatos Zitat klang irgendwie der Konversation angemessen. Meines klang dämlich. Zu spät. Ich hab’s gesagt.
    Jetzt lacht die Wampe. „Yeah. Und ich wette, ihr Jungs werdet gerade zu Männern, was?“ Er nickt selber zu dem, was er da verkündet. „Yeah. Ihr seid beide noch verdammt grün. Das kann ich sehen.“
    „Ein Mann mit Beobachtungsgabe“, sagt Stancato. Feine Beobachtungsgabe. Wenn wir nicht grün wären, hätten wir Veteranen-Abzeichen.
    „Du sagst es“, sagt die Wampe. „Und ich kenne mich aus. Haltet euch an mich, und ich zeig’ euch, wie man’s macht. Ich sorg’ schon dafür, daß die Gefags für meine Kumpels keine Abschußpunkte kassieren.“
    Ich wüßte niemanden, den ich weniger gern zum Kumpel hätte als Stancato. Aber vielleicht sollte ich

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