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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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herausfordern. Mich kriegt er sicher nicht dazu. Er ist ein Schwachkopf, aber vielleicht brauche ich ihn noch.
    Manöver hat sicher gern Männer wie ihn. Sie hassen, sie töten, und sie kommen jedes Wochenende zurück. Sie bekommen zwar Rabatte, aber trotzdem bringen sie der Firma Geld. Sie sammeln Punkte wie verrückt, kriegen genug davon, und schließlich hat die Manöver GmbH den Krieg gewonnen und die Gefecht AG muß einen großen Haufen Kredits herausrücken statt andersherum.
    Ich wette, daß Wampe in jedem Krieg hier ist. Das sagt etwas über die Menschheit, etwas Abscheuliches. Seit über fünfzig Jahren hat es keinen Krieg gegeben, also erfinden wir blutige Spiele, damit Tiere wie Wampe sie spielen und sich einen herunterholen können.
    Ja, Stancato wird gut darin sein. Vielleicht wird er einmal wie Wampe. Das wäre schön. Er hat so ein Schicksal verdient. Aber ich nicht. Nach diesem Wochenende bin ich raus.
    Wampe erhebt sich und winkt uns. Wir nehmen unsere Gewehre und folgen ihm in den Wald.
     
    Spätnachmittag. Der Krieg ist überall um uns herum, und der Lehm hat sich wieder in Matsch und Schnee verwandelt. Aber der Boden ist steinig, und so kommen wir schneller voran.
    Ein fürchterlicher Geruch hängt im Wald. Und Lärm, eine Schießerei, ganz in der Nähe. Wir laufen geduckt darauf zu, so leise wir können. Ich atme jetzt leichter. Ich habe zwar Angst, aber der tote Punkt ist vorüber. Und meine Muskeln schmerzen nicht mehr. Ich spüre sie überhaupt nicht mehr.
    Vor uns liegt ein verrotteter Baum und darüber eine Leiche mit dem Gesicht im blutigen Schnee. Wie ein Tableau aus einem Film. Es berührt mich überhaupt nicht, bis mir klar wird, daß es Wirklichkeit ist. Da erst erschrecke ich.
    Er ist schon eine ganze Weile tot. Der Geruch wird stärker, je näher wir herankommen. Aus der Nähe sehe ich dann das aufgequollene Fleisch, und die Verwesung läßt mich würgen. Das Sichtgerät am Helm ist heruntergeklappt. Also ist er nachts gestorben. Seine Uniform ist grau, seine Haut schwarz. Ein Gefag. Das erste Mal, daß ich den Feind sehe. Ich hoffe, alle Gefags, die ich treffe, sind tot.
    Wampe geht wortlos daran vorbei, lächelt nur ein bißchen. Stancato läuft schnell darum herum, sieht kaum hin und wirkt unbewegt. Eben nur ein Teil der Szenerie für den ruhigen, kühlen Stancato.
    Durch das Sichtgerät kann ich die Augen nicht sehen. Mir wird klar, daß ich es auch nicht will. Wer, zum Teufel, war das? Wieviel mußte er für das zweifelhafte Privileg bezahlen, hier draußen zu verfaulen? Ich fühle plötzlich den Drang, den Leichnam, das tote Fleisch, zu berühren. Entsetzt über mich selbst, unterdrücke ich dieses Bedürfnis, aber ich starre weiter hin.
    Etwas bewegt sich auf der Leiche. Ich sehe fasziniert zu. Dann, ganz plötzlich, wird mir übel. Ich drehe mich um und übergebe mich, ich kotze den ganzen Boden voll. Aus irgendeinem Grunde vermeide ich es, den Leichnam zu besudeln.
    Als ich fertig bin, ist Stancato da. Er lächelt mit gespannten Lippen sein kleines Lächeln. „Schon gut, Andy“, sagt er. Er legt den Arm um mich, der große Mann. „Es ist nur eine Made. Die tut dir nichts.“
    Nur eine Made. Nur eine Made. Mein Gott, wie ich ihn hasse. Ich knirsche mit den Zähnen, winde mich los und stapfe zurück in den Wald.
     
    Wir sind auf drei andere von unserem Zug gestoßen, und jetzt sind wir zusammen. Ich kann mich vom Hubschrauber her kaum an sie erinnern, aber ich bin sicher, daß sie dagewesen sein müssen. Ich weiß nicht, ob wir viel gewonnen haben. Jetzt haben wir zwei Gorillas und eine Vogelscheuche. Aber die Vogelscheuche hat Veteranen-Abzeichen.
    Er redet jetzt mit Wampe, sie flüstern, und er sieht sich ständig um. Sie sehen absurd aus, wie Mutt und Jeff beim Militär. Die Wampe und die Vogelscheuche. Sind das die Leute, die mich hier durchbringen sollen? Scheiße. Vogelscheuche sieht aus, als ob er schon Schwierigkeiten hätte, wenn er nur über die Straße will. Ein langes, zusammengequetschtes Gesicht mit Akne-Narben. Er sieht überhaupt nicht kriegerisch aus. Aber vielleicht sehen Soldaten nicht aus wie im Kino. Vielleicht sind die häßlichen Typen die besten Killer. Verdammt, Stancato wird sauer sein, wenn er das herausfindet. Er will überall der Beste sein.
    Wampe sieht zu uns herüber und winkt. „Wir haben was“, sagt er. „Granatwerferfeuer im Osten. Und Gewehrfeuer. Jim sagt, ein paar von unsern Jungs werden von den Gefags in die Zange genommen. Die

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