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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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vernünftig genug. „Wir sind nicht verschlossen“, sagt er oder versucht, es zu sagen. „Wir reden …“ Er sucht nach einem passenden Wort, um ihre Zurückhaltung, ihre erwachsene Selbstkontrolle zu erklären. Objektiv vielleicht? „Wir reden nur, wenn wir etwas zu sagen haben.“ Unwillkürlich denkt er an einen Missionskoordinator namens Forrest, der bekannt war für seine derben Witze. „Andernfalls würde alles zusammenbrechen“, erklärt er ihr. „Ihr würdet direkt aus dem System hinausfliegen.“ Das ist eigentlich nicht genau das, was er sagen wollte. Schwamm drüber.
    Plötzlich hört er die Stimmen von Bud und Dave aus entgegengesetzten Enden der Kabine, und sie lassen die Vorahnung an Böses in seinem Verstand auftauchen. Sie kennen uns nicht, denkt er. Sie sollten aufpassen. Doch seine eigenen Gefühle sind zu verschwommen, er möchte über sein eigenes neues Verständnis nachdenken, über das Gesamtbild von allem, das endlich vor ihm erstanden ist.
    „Ich fühle mich erleuchtet“, gelingt es ihm zu sagen. „Ich möchte nachdenken.“
    Sie wirkt erfreut. „Das nennen wir den Ataraxia-Effekt. Es ist sehr hübsch, wenn es diesen Weg nimmt.“
    Ataraxia, philosophisch kühl. Ja. Aber in der Tiefe lauern Monster, denkt oder sagt er. Die Nachtseite. Die Nachtseite von Orren Lorimer, sein Selbst, heiß, dunkel und komplex, wartet im Verborgenen. Sie sind so verwundbar. Sie wissen nicht, daß wir sie nehmen können. Bilder tauchen auf: Judy, festgeklammert an die Streben der Turnhalle, den rosa Pyjama ausgezogen, bereit für ihn. Eine blitzschnelle Sequenz, wie sie drei das Schiff übernehmen, die Frauen gefesselt, hilflos schreiend, vergewaltigt, benutzt. Die Satellitenstation übernehmen, mit einer Raumfähre zur Erde fliegen. Geiseln. Zwingt sie dazu, etwas zu tun, egal was … Hat Bud das tatsächlich gesagt? Aber Bud weiß es nicht, erinnert er sich. Dave weiß, sie verbergen etwas vor uns, doch er hält es entweder für sozialistisch oder für sündig. Wenn sie herausfinden … Wie er selbst das herausgefunden hat? Ganz einfach, nur durch Zuhören, all die Monate hindurch. Er beachtet ihr Geschwätz viel mehr als die anderen; „anbiedern“ nennt Dave das … Zuerst haben sie natürlich alle zugehört. Zugehört und zugesehen und hilflos auf die weiblichen Körper reagiert, die sanften Rundungen, so dicht unter den engen Kleidungsstücken, die anziehenden Augen und Münder, den Geruch, die elektrisierenden Berührungen. Beobachtet, wie sie sich selbst und andere berührten, wie sie Andy lachend anfaßten, wie sie gemeinsam in geteilten Kojen verschwanden. Was geht vor? Kann ich? Mein Drang, mein Drang …
    Ihre Kraft, ihre merkwürdige Zurückhaltung … murmelte Bud und grunzte bedeutungsvoll ungeachtet Daves Warnung. Er fuhr fort, Andy zu piesacken, bis Dave alle Fragen ein für allemal untersagte. Dave selbst war merklich gereizt und angespannt und las oft in seiner Bibel. Lorimer erkannte, daß sein eigener Körper nach ihnen lechzte wie ein läufiger Hund, und er hoffte, die Schlafstätten würden so sein, wie sie zu sein schienen, nämlich unverschlossen.
    Alles, was sie herausfinden, ist, daß Mydas Instruktionen deutlich und ernst gewesen sein müssen. Die ganze Atmosphäre war antiseptisch, die Diskretion außergewöhnlich. Andy ignorierte höflicherweise alles. Keine Handlung, kein Wort verriet ihnen, was, wenn überhaupt, vor sich ging; Lorimer fühlte sich immer wieder an das Wochenende erinnert, das er in Jennys Pfadfinderlager verbracht hatte. Das Training der Männer kam gerade richtig zu ihrer Rettung, und nun finden sie sich auf einer Super-Sunbird wieder, zusammen mit einer Gruppe ahnungsloser Pfadfinder.
    In jeder anderen Beziehung könnte ihr Wohlbefinden nicht besser sein. Sie werden in allem unterrichtet, was das Schiff betrifft, ihr Aufenthaltsraum ist ein ausgeräumter, gesäuberter Kiesaufbewahrungsraum. Sie gehen in den Kontrollraum, wann immer sie Lust dazu haben. Lady Blue und Andy erklären ihnen alles und zeigen ihnen jeden Schaltkreis und jede Einrichtung des Schiffes, innen und außen. Luna hat eine ganze Reihe wissenschaftlicher Texte hinaufgefunkt, die Daten über alle Satelliten und Raumfähren sowie über die Kuppeln auf dem Mars und auf Luna.
    Dave und Bud stürzen sich in eine wahre Orgie der Wissenschaft. Die Gloria wird, wie sie vermuten, von einem Fusionskraftwerk angetrieben, das mit einigen lunaren Mineralien betrieben wird. Der Ionenantrieb ist nur

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