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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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sein Herz pocht wie wild in der Brust.
    Wenn er diese Ecke passiert hat, dann wird die Welt, die er kennt, tot sein. Verschwunden, begraben, mit der Sunbird für immer davongeschwebt. Er wird unwiederbringlich in der Zukunft sein. Ein Mann aus der Vergangenheit, ein Zeitreisender. In der Zukunft …
    Er zieht sich um die Ecke.
    Die Zukunft besteht aus einem weiträumigen, hellen Zylinder, dessen gesamte innere Oberfläche mit einer Unzahl von nicht zu identifizierenden Geräten übersät ist. Vor seinen Augen spielt sich eine seltsame Szene ab: Bud und Dave haben die Helme abgenommen; sie sehen in ihren bulligen, weißen Anzügen wie Titanen aus. Ein paar Meter entfernt hängen zwei kahlköpfige Gestalten in leuchtenden Anzügen sowie ein dunkelhaariges Mädchen in einem weiten, rosafarbenen Pyjama.
    Sie alle starren die beiden Männer einfach nur an, Augen und Mund aufgerissen, Masken der freudigen Verwunderung. Das Gesicht, das Andy gehören muß, grinst mit offenem Mund, wie ein Kind im Zoo. Er ist trotz seiner tiefen Stimme ein überraschend junger Bursche, sieht Lorimer; blond, pausbäckig, muskulös. Lorimer kann es kaum über sich bringen, die Frau anzusehen. Er kann nicht sagen, ob sie außergewöhnlich schön oder nur durchschnittlich ist. Die größere, angezogene Frau hat ein leuchtendes, gewöhnliches Gesicht.
    Von oben hört er ein außergewöhnliches Geräusch, das er nach längerer Zeit als das Gegacker von Hühnern identifizieren kann. Lady Blue schwebt an ihm vorbei.
    „Also gut, Andy, Connie, hört auf damit, sie anzustarren. Helft ihnen lieber aus ihren Anzügen. Luna ist genauso gespannt, alles zu hören, wie wir das sind.“
    Die erstarrte Szene erwacht zum Leben. Hinterher kann Lorimer sich fast nur noch an Augen erinnern, glänzende, neugierige Augen, die an seinen Stiefeln ziehen, lachende Augen über seinem Tornister und immerzu dieses glockenhelle, erwartungsvolle Gelächter. Man läßt sie mit Andy allein, und er hilft ihnen, sich ganz auszuziehen, er blinzelt in dem grellen Licht, das Lorimer noch immer als unangenehm empfindet. Er wirkt leicht und mager in seinem halboffenen Anzug. Schließlich läßt er die letzten Hüllen fallen. Ein Junge, nur ein Junge, denkt er, zornig über sich selbst. Ein Junge und vier Männer, die die Sonne umkreisen. Sollte er Verlegenheit fühlen? Er fühlt nur eine tiefe Dankbarkeit. Willig akzeptiert er die dargebotene kurze Robe und eine Kugel voll Tee, die ihm irgend jemand – Connie? – reicht.
    Die noch immer im Raumanzug steckende Judy kommt mit ihren Netzen. Die Männer folgen Andy durch eine weitere Passage. Bud und Dave zupfen an den engen Gewändern. Bei einer Schleuse bleibt Andy stehen.
    „Dieses Treibhaus ist für euch, es ist eure Toilette. Drei sind eigentlich ein bißchen viel, aber dafür habt ihr die volle Sonne.“
    Im Inneren ist ein wuchernder Dschungel, überall Feuchtigkeit, glitzernde Wassertropfen, raschelnde Blätter. Etwas schwirrt vor ihnen davon – ein Grashüpfer.
    „Ihr mußt an diesem Griff ziehen.“ Andy deutet in Richtung eines Sitzes auf einer Rohrleitung. „Die Abfallprodukte werden weggespült und in einen Kompostierungsprozeß miteinbezogen, dessen Ergebnis Humus ist. Diese Pflanze, die ihr dort seht, ist ein außerordentlicher Stickstofffresser, aber ein großartiger Sauerstoffspender. Wir pumpen C02 hinein und Sauerstoff heraus. Ein richtiges Woolagong.“
    Er sieht kritisch zu, wie Bud die Einrichtung ausprobiert.
    „Was ist denn ein Woolagong?“ fragt Lorimer benommen.
    „Oh, sie ist eine unserer genialsten Erfinderinnen. Manche ihrer Erfindungen sind wirklich außergewöhnlich. Daher nennen wir etwas, das seltsam aussieht, aber funktioniert, ein Woolagong.“ Er grinst. „Die Hühner fressen die Samen und die Grashüpfer, und die Grashüpfer und Leguane fressen die Blätter. Wenn ein Treibhaus sich der Dunkelseite zuwendet, dann ernten wir es ab. Mit dieser Lichtfülle könnten wir wahrscheinlich sogar eine Ziege halten, meint ihr nicht auch? Ihr habt keine Lebensformen in eurem Schiff, richtig?“
    „Nein“, sagt Lorimer, „nicht einen einzigen Grashüpfer.“
    „Zu Weihnachten haben sie uns ein Shetlandpony versprochen“, sagt Bud, der im Kies scharrt. Andy stimmt perplex in das Lachen ein.
    Lorimers Kopf ist wie umnebelt; es ist nicht nur die Müdigkeit – das Jahr an Bord der Sunbird hat ihm seine Fähigkeit, sich rasch auf neue Situationen einzustellen, genommen. Wie betäubt benützt er das

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