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Kopernikus 4

Kopernikus 4

Titel: Kopernikus 4 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
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Lorimer. Keine Unterwürfigkeit. Ein Team.
    Die Geschichte berichtet auch von Kämpfen und Schlachten, als die Menschen herausfanden, daß sie steril waren. Städte wurden zerbombt und niedergebrannt, Massaker, Panik, Massenvergewaltigungen und Entführungen von Frauen, marodierende Armeen verzweifelter Männer, blutige Kulte. Die Verrückten. Doch alles wird so knapp geschildert, ist so weit entfernt, so lange her. Listen honoriger Namen. „Wir müssen jenen tapferen Männern ewig dankbar sein, die die medizinischen Labors in Denver unterhielten.. ‚“ Und weiter zu dem Drama, die Heliumvorräte für die Luftschiffe zu gewinnen.
    In drei Jahrhunderten alles zu Staub geworden, denkt er. Was weiß ich von dem fürchterlichen Dreißigjährigen Krieg, der dreihundert Jahre vor meiner Geburt war? Zwei Generationen lang verzweifelte Kämpfe in Europa. Und nicht einmal Namen sind geblieben.
    Die Beschreibung ihrer politischen und ökonomischen Struktur ist noch knapper. Sie scheinen, wie Myda gesagt hat, beinahe unregiert zu sein.
    „Es ist eine Art von einem losen sozialen Kreditsystem, getragen von einem gemeinsamen Konsens“, sagt er zu Dave. „Sie bauen nur langsam auf. Natürlich benötigen sie keinerlei Streitkräfte. Ich bin nicht sicher, ob sie überhaupt so etwas wie Geld verwenden oder sich um Privatbesitz von Land kümmern. Mir sind einige deutliche Parallelen zum frühen chinesischen Kommunismus aufgefallen“, fügt er hinzu, um zu sehen, wie Dave den Mund nach unten zieht. „Aber sie sind nicht an eine Kommune gebunden. Sie reisen umher. Als ich Lady Blue nach ihren Polizei- und Rechtssystemen gefragt habe, sagte sie mir, ich solle warten und mich mit richtigen Historikern unterhalten. Sie scheinen so etwas wie eine Polizei gar nicht zu haben.“
    „Da sind wir in einen schönen Schlamassel hineingeraten, Lorimer“, sagt Dave. „Halt dich heraus. Sie sagen nicht alles.“
    „Ist dir aufgefallen, daß sie nie über ihre Ehemänner reden?“ Bud lacht. „Ich habe sie gefragt, was ihre Ehemänner tun, und sie mußten lange nachdenken. Trotzdem haben sie alle Kinder. Glaubt mir, da unten herrschen lockere Zustände, auch wenn der alte Andy so tut, als verstünde er nicht, was ich ihn frage.“
    „Ich wünsche keinerlei Einmischung in ihr persönliches Familienleben, während wir auf dem Schiff sind, Geirr. In keiner Weise. Das ist ein Befehl.“
    „Vielleicht haben sie keine Familien. Hörst du jemals etwas davon, daß jemand geheiratet hat? Das muß doch etwas sein, worauf jedes Häschen aus ist. Glaubt meinen Worten, dort unten sind einige Veränderungen vonstatten gegangen.“
    „Die Moralvorstellungen müssen sich zwangsläufig bis zu einem gewissen Punkt verändert haben“, sagt Lorimer. „Offensichtlich verrichten die Frauen ja mehr Arbeiten außer Hause, um nur einen Punkt zu erwähnen. Aber es gibt familiäre Bande. Lady Blue, zum Beispiel, hat eine Schwester, die in einem Aluminiumstanzwerk arbeitet, eine weitere in einem Krankenhaus. Andys Mutter lebt auf dem Mars, seine Schwester ist bei der Registratur beschäftigt. Connie hat einen Bruder – oder mehrere Brüder –, die zur Fischereiflotte nahe Biloxi gehören, ihre Schwester wird ihren Platz beim nächsten Flug einnehmen.“
    „Das ist die Spitze des Eisberges.“
    „Ich bezweifle, daß der Rest des Eisberges wesentlich anders aussieht, Dave.“
    Doch irgendwann einmal beginnt dieser Umstand auch Lorimer zu befremden. So vieles fehlt einfach. Hochzeiten, Liebesaffären, Kinderprobleme, Eifersüchteleien, Statuskämpfe, Besitzansprüche, Geldprobleme, Krankheiten, sogar Beerdigungen – all die Angelegenheiten, die im Reden Ginnys einen so breiten Raum eingenommen haben. Kann Dave recht haben, können sie einen so großen, signifikanten Aspekt des täglichen Lebens so vollkommen vor ihnen verbergen?
    „Es überrascht mich immer wieder, wie wenig eure Sprache sich verändert hat“, sagt er eines Tages zu Connie während der Übungen in der Turnhalle.
    „Oh, darauf achten wir ganz besonders.“ Sie klettert angewinkelt neben ihn, ohne ihre Hände zu gebrauchen. „Es wäre ein schrecklicher Verlust, wenn wir die alten Bücher nicht mehr lesen könnten. Alle Kinder werden mit denselben Bändern unterrichtet, verstehst du? Oh, natürlich gibt es Modewörter, die wir eine Weile benutzen, aber unsere Kommunikatoren müssen die alten Texte auswendig lernen, das hält uns zusammen.“
    Judy Paris gibt einen Grunzer von sich. „Ihr,

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